Ob zum Sonne tanken in der Mittagspause, zum entspannten Tagesausklang in der Natur oder einfach nur, um gemütlich auf einem der Bänkchen zu sitzen und die Schönheit um sich herum zu bewundern: Der Mirabellgarten im Herzen der Salzburger Altstadt bietet das volle Wohlfühl-Programm. Und das gratis.
Alles begann – wie so oft – mit einer Liebesgeschichte. Anno 1606 beschloss Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, für seine Geliebte Salome Alt ein Lustschloss zu bauen. Es entstand Schloss Altenau, damals noch vor den Toren der Stadt, ein Liebesnest mit Garten zu Ehren seiner Angebeteten. Seinen heutigen Namen erhielt Schloss Mirabell unter dem Nachfolger Wolf Dietrichs, Markus Sittikus von Hohenems. Mirabell setzt sich übrigens aus mirabile, was mit „bewundernswert“ übersetzt werden kann, und bella für „schön“ zusammen. In die Stadtbefestigung eingegliedert wurden Schloss und Mirabellgarten erst unter Erzbischof Paris Lodron Mitte des 17. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war der Garten frühbarock angelegt, von einer Mauer umschlossen, in deren Inneren Küchenbeete genauso zu finden waren wie Baum- und Blumenquartiere sowie ein Pomeranzen- und Feigenhaus. Zur öffentlichen Benutzung freigegeben und somit für jedermann zugänglich wurde das blumenreiche Kleinod durch Kaiser Franz Joseph im Jahr 1854. Heute steht die Gesamtanlage unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO-Welterbe.
Vom „Lustgarten der Fürsterzbischöfe“ zum Touristenmagnet
Dreht man eine Runde durch den Mirabellgarten kann man schon verstehen, warum sich die Fürsterzbischöfe hier besonders wohl gefühlt haben. Auch viele Jahrhunderte später umweht das florale Barockjuwel noch der Zauber vergangener Tage. Heute wird der Mirabellgarten von Einheimischen und Touristen gleichermaßen als Wohlfühl-Oase und Naherholungsgebiet geschätzt.
Auf dreieinhalb Hektar Fläche beherbergt er pro Jahr rund 100.000 Blumen und eine 400 Meter lange Lindenallee. 15 Gärtnerinnen und Gärtner zeichnen dafür verantwortlich, dass der Garten das ganze Jahr über gepflegt seinen herrschaftlichen Charme versprühen kann. Stiefmütterchen, Krokusse, Tulpen, Narzissen, Vanilleblumen oder die stolzen Rosen im eigens für sie errichteten Rosengarten: Vor dieser blühenden und duftenden Farbenpracht verblasst fast das imposante Postkartenpanorama auf Stadt und Festung, das man bei einem Spaziergang durch den Mirabellgarten ebenfalls genießen kann.
Die insgesamt vier Brunnen, die im Mirabellgarten verteilt sind, vermitteln besonders im Sommer ein fast schon südländisches Lebensgefühl. Neben der berühmten Großen Fontäne und dem vor allem als Motiv bei Hochzeitspaaren beliebten Pegasusbrunnen gibt es auch noch zwei etwas weniger bekannte Brunnen: den Susannabrunnen und den Papagenabrunnen. Eine Besonderheit ist rund um den zentralen Springbrunnen zu bestaunen: die Barockbeete. Hier wachsen Löwenmaul und Margeriten einträchtig neben Kugelamaranthen, Salbei und Thymian – genau so, wie schon im Jahr 1770.
Treffpunkt von Göttern und Zwergen
Ebenfalls Teil des Mirabellgartens sind die exotisch anmutende Orangerie, der Theatergarten, der Bastionsgarten und der Zwergelgarten mit seinen lustigen Steingesellen. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden ursprünglich 28 Zwerge südwestlich von Schloss Mirabell aufgestellt, heute kann man noch 15 von ihnen beim unermüdlichen Grimassenschneiden im Bastionsgarten bewundern. Die vier imposanten Figurengruppen rund um die Große Fontäne wurden 1690 von Ottavio Mosto geschaffen. Sie symbolisieren Erde (Raub der Persephone durch Hades), Luft (Herkules im Kampf gegen Antaios), Feuer (Aeneas rettet Vater Anchises und Sohn Ascanios aus dem brennenden Troja) und Wasser (Paris entführt Helena und löst dadurch den Trojanischen Krieg aus). Die übrigen antiken Figuren, die den Mirabellgarten im Süden abgrenzen, stellen männliche und weibliche Gottheiten dar.
Wellness für alle Sinne oder: eine Oase mitten in der Stadt
Beim gemütlichen Schlendern durch den Mirabellgarten fällt auf: Unabhängig von Alter und Nationalität scheinen alle Besucher seinem Zauber zu erliegen. Wir ergattern eine der heißbegehrten Bänke entlang des Kiesweges und legen eine kleine Pause ein. Die Beine von uns gestreckt, die Gesichter zur Sonne gedreht genießen wir ihre letzten wärmenden Strahlen, bevor sie sich hinter den Mönchsberg verabschiedet. Auf dem Bänkchen links von uns sitzt eine Gruppe Studenten und diskutiert über die letzte Vorlesung, wenige Meter vor uns steht eng umschlungen ein Pärchen und schaut sich verliebt in die Augen. Als wir wenig später gemütlich weiterschlendern, kommt uns ein älteres Paar mit Hund entgegen, Hand in Hand, selig lächelnd. Kurz vor dem Ausgang zum Makartplatz stolpern wir fast über einen kleinen Bub, der offensichtlich mit seinen Freunden verstecken spielt und gerade hinter eine der großen Statuen huscht. Mit einem verschwörerischen Blinzeln in seine Richtung bummeln wir weiter und lassen den Mirabellgarten mitsamt seinen quirligen und ruhigen Ecken hinter uns. So, jetzt rein ins (Einkaufs-)Vergnügen der Salzburger Altstadt. Aber eins ist sicher: Diese kleine Auszeit vom hektischen Alltag werden wir uns von jetzt an öfter gönnen.
Könnte der Mirabellgarten selbst seine Geschichte erzählen, sie böte wohl Stoff für so einige Hollywood-Filme. So behält er einen Teil seiner Geheimnisse für sich und bleibt für uns etwas, das man heute nicht mehr oft findet: eine entspannte Oase der Ruhe, mitten in der Stadt.
Fotocredits:
Blick auf das Schloss Mirabell, Große Fontäne, Blumen vor dem Rosengarten: © Zimtapfel
Café vor dem Mirabellgarten: © Luigi Caputo
Mirabellgarten im Frühling, Sommer und Winter: © Stadtgemeinde Salzburg, J. Killer
Übrige Bilder: Roch