„Jeee-deeer-maaann!“ So ertönt es diesen Sommer nicht nur vom Salzburger Domplatz, der Jedermann-Ruf hallt heuer auch von den Berggipfeln des Raurisertals wider. Erstmals seit 1974 wird dort der Rauriser Goldberg Jedermann aufgeführt – im Pinzgauer Dialekt und mit geschichtsträchtigen Elementen aus der Zeit des Goldbergbaus.
Noch ist es still am Rauriser Marktplatz. Aber etwas muss sich zusammenbrauen, denn im Tal sprechen die Einheimischen plötzlich sehr oft von einem reichen Mann und vom Tod, vom Teufel und der Stimme des Herrgotts. Was es damit auf sich hat, wird am 19. Juli klar, wenn ebendiese Stimme aus den Lautsprechern erklingt. Mit einer ganz besonderen Darbietung des Jedermann macht Rauris heuer auf sich aufmerksam.
Nach 45 Jahren kommt der Jedermann wieder
Vor mehreren Jahrzehnten spielte Schulrätin Marianne Stüber mit dem Gedanken, einen eigenen Rauriser Jedermann zu erschaffen. Mit viel Herzblut, großartigen Ideen und der tatkräftigen Unterstützung der Bevölkerung entstand schließlich der Goldberg Jedermann, der im Jahr 1953 Premiere feierte. Weitere Aufführungen folgten in den Jahren 1961 und 1974. Es sollten die letzten im alten Jahrtausend sein, denn der riesige organisatorische Aufwand wurde zur unüberwindbaren Herausforderung.
Diese Organisation hat nun Robert Reiter übernommen und den Goldberg Jedermann wieder zum Leben erweckt. „Im Sommer 1974 habe ich als 13-Jähriger jede einzelne Aufführung gesehen. Ich stand immer direkt hinter dem Scheinwerfer“, schwelgt Robert Reiter in Erinnerungen. Von dort hatte er den besten Blick auf das Bühnenschauspiel, auf seine Eltern, die damals beide mitspielten und vor allem auf Tod und Teufel, die faszinierend und zugleich beängstigend auf ihn wirkten. Die Begeisterung für den Jedermann ließ ihn seither nie mehr los. So verwundert es kaum, dass sich Robert Reiter heute – genau 45 Jahre später – selber als Jedermann vor das Gottesgericht stellt.
Das unterscheidet den Rauriser Goldberg Jedermann vom Original
Für Nicht-Pinzgauer ist es ratsam, wenn sie mit der Handlung des Theaterstücks bereits ein wenig vertraut sind, denn die Schriftsprache bleibt den allegorischen Figuren vorbehalten. Jedermann und seine Vertrauten unterhalten das Publikum hingegen im Pinzgauer Dialekt. Zugrunde liegt der Rauriser Aufführung die Fassung des Mondseer Jedermann, die der Mundartdichter Franz Löser im Jahr 1921 niederschrieb. Steht hier vor allem die oberösterreichische Kultur im Vordergrund, greift der Rauriser Jedermann die Geschichte des Goldbergbaus auf.

Auf der Bühne am Rauriser Marktplatz ist Jedermann ein wohlhabender Bauer und Goldbergwerksbesitzer. Knappen in Original-Bergbautrachten, ein Verweser, Live-Einlagen des Chors, der Tanzlmusi oder der Heimatgruppe sind weitere Bühnenattraktionen mit geschichtlichem und kulturellem Bezug. Und es kann passieren, dass in Jedermanns wirren Fantasien sogar Krampus und Schnapelpercht über die Bühne huschen. Insgesamt sind über 90 Rauriser an den Aufführungen beteiligt.
Perfektes Bühnenbild für den Goldberg Jedermann
Schon vor zwei Jahren begannen die Vorbereitungen für den Rauriser Jedermann, aktiv geprobt wird seit Jänner. Am Bühnenbild musste hingegen nur wenig geschraubt und gedreht werden, denn der Marktplatz hat bereits die perfekte Freiluftkulisse zu bieten: Mächtig ragt die Rauriser Kirche in die Höhe (und selbstverständlich hat auch die Kirchenglocke ihren großen Auftritt), links und rechts davon befinden sich die Friedhofsaufgänge. In der Mitte ein Kameraden-Gedenkbrunnen, dahinter Heiligenfiguren und rundherum historische Bauten aus der Zeit des Goldbergbaus im 15. Jahrhundert – mit dieser Kulisse bekommt der Salzburger Domplatz heuer charmante Konkurrenz aus dem Pinzgau.
Aufführungen
Jeden Freitag von 19. Juli bis 23. August 2019 um 20:30 Uhr am Rauriser Marktplatz.
Bei Schlechtwetter verschiebt sich die Aufführung um einen Tag.
Kartenbestellung und Vorverkauf
Tourismusverband Rauris
Sportstraße 2 – 5661 Rauris
Tel: 06544 – 20022
Innerhalb der Geschäftszeiten und gegen Vorauszahlung!
Weitere Auskünfte:
www.rauriser-goldbergjedermann.at
Fotos: © Heinz Gruber, Robert Reiter