Im Nassfeldertal, auch bekannt als Sportgastein, verbringen rund 2.000 Tiere ihren Almsommer. Die Rinder, Pferde und Schafe stehen unter der Obhut von Tom Pichler – dem Schafler vom Nassfeld.
Das Gasteinertal in den Hohen Tauern zweigt sich in drei Talschlüsse. Eines davon ist das Nassfeldertal/Sportgastein. Mit über 3.800 Hektar befindet sich hier eine der größten Genossenschaftsalmen im SalzburgLand. Rund zweitausend Tiere verbringen im Nassfeld ihren Almsommer.
Tom’s Eltern verbrachten 54 Sommer auf der Alm
Die Kühe, Schafe und Pferde stehen dort unter der Obhut des Gasteiner Senners Tom Pichler. Ihm vertrauen viele Bauern den Sommer über ihr Vieh an. Ein Senner muss die Tiere, sobald sie auf die Alm kommen, ihrem Besitzer zuordnen können. Diese spezielle Gabe wurde Tom bereits in die Wiege gelegt. Schon die Mutter und der Vater hüteten Tiere im Nassfeld in Sportgastein. „Meine Eltern verbrachten 54 Sommer auf der Alm“, erklärt mir Tom. Die Mutter kam eine Woche nach Tom‘s Geburt, direkt vom Krankenhaus, mit dem Säugling im Arm auf die Alm. Kein Wunder also, dass Tom so einen guten Zugang zu den Tieren hat.
„Nach 3 Tagen kenne ich die Tiere und kann sie auch dem Herkunftshof zuordnen. Das muss man einfach drauf haben, wenn man diesen Beruf ausübt“, so Tom.
Früher wurden vorwiegend Schafe gehalten und die „Schafler“ haben auf die Tiere aufgepasst
Die Senner im Gasteinertal nennt man allerdings nicht „Senner“, sondern immer noch „Schafler“. Das kommt daher, dass früher fast ausschließlich riesige Schafherden mit rund 3.000 Tieren auf den Gasteiner Almen gehütet wurden. Mitte des 16. Jahrhunderts, in der Zeit des intensiven Gold- und Silberbergbaus, gab es einen extrem hohen Bedarf an Fleisch im gesamten Gasteinertal. Damals musste man die vielen Arbeiter im Bergbau und die Knechte und Mägde, die auf den Höfen arbeiteten, versorgen.
Auf den Almen wurden vorwiegend Schafe gehalten und die „Schafler“ haben auf die Tiere aufgepasst. Tom erklärt: „Die Schafe sind zäher als das Rindvieh und sie finden sich mehr zu fressen. Man kann sie auch länger – von März bis November – auf der Alm lassen.“
Im Sommer lebt die Familie auf der Veitbauernalm – dort können auch Wanderer einkehren
Auch heute noch gibt es viele Weidetiere im Nassfeld. Etwa 500 Rinder, 1.300 Schafe und 30 Pferde zählen zu Toms Schützlingen. Zwei Hirten und zwei „Melcher“ (Melker) unterstützen ihn bei der täglichen Arbeit. Die fünf Kinder im Alter von fünf bis zwanzig Jahren – alle verbringen den Sommer auf der Alm. Toms erste Frau arbeitet ebenso für die Genossenschaft. „Wir sind eine richtige Patchworkfamilie“, schmunzelt Tom. Die großen Kinder Florian, Magdalena und Anna helfen beim Melken der rund 150 Milchkühe. Auf der Veitalm, die Hütte liegt fast kitschig vor dem Höllkar-Wasserfall, wohnt Tom den Sommer über mit seiner zweiten Frau Simone und ihren Kindern Matthias (8 Jahre) und Eva-Maria (5 Jahre).
Ein Wunderwerk der Natur – der hohle Eisdom des Höllkarwasserfalles
Der Höllkar-Wasserfall nahe der Hütte hat eine freie Sturzhöhe von 60 Metern. Im Winter gibt es ein besonderes Phänomen: Wo das herabfallende Wasser – die Gischt, gefriert, entsteht ein bis zu 30 Metern hoher und hohler Eisdom. Die Einheimischen nennen den Eisdom „Highlander“. Teufelskirchen nennt sich das Gebiet um den Wasserfall herum – nicht umsonst: es ist dort sehr gefährlich (steiles alpines Gelände, hohe Steinschlaggefahr!). Den Eisdom gilt es daher aus der Ferne zu bewundern!
„Das Almleben ist knallharte Knochenarbeit – der Lohn ist die Ruhe, die frische Luft und das Genießen der Natur“
Tom Pichler
Zurück zur Veitalm: Hier gibt es drei Kühe und sechs Geissen – ihre Milch ist für den Eigenbedarf der Veitbauernalm. Fast täglich wird Butter gerührt und rund zwei Kilo Frischkäse produziert. Simone bäckt auch fast täglich Brot und macht verschiedene Kuchen. Was noch zusätzlich an Käse und Milch für die Bewirtung der Gäste gebraucht wird, kaufen Tom und Simone von der Genossenschaft zu. Tom erklärt: „Es ist oft so, dass die Hütten den hohen Bedarf zur Bewirtung der Gäste nicht gänzlich selber produzieren können. So wird auch von lokalen Produzenten zugekauft“.
Die Darstellung des idyllischen und romantischen Lebens auf der Alm ist Tom ein Dorn im Auge: „Das Almleben ist knallharte Knochenarbeit – der Lohn ist die Ruhe, die frische Luft und das Genießen der Natur, wenn man nach getaner Arbeit mit der Familie vor der Hütte sitzt und auf die Berge hinausschaut!“.
Jedes Tier muss täglich gezählt und begutachtet werden
„Ich stehe jeden Tag um 5:30 Uhr auf und melke dann gleich unsere 3 Kühe und 6 Geissen. Diese Milch ist für den Eigenbedarf – also für uns und für die Gäste. Simone macht daraus Käse und Butter. Die Butter rührt sie ungefähr jeden zweiten Tag.
Um 6:00 Uhr gibt es Frühstück mit der Familie – danach geh ich zu die „Viecha“. Das Almgebiet umfasst knapp 4000 Hektar – das Jungvieh kann sich da überall herumtreiben. Es kann schon sehr mühsam werden, wenn man ein Tiere suchen gehen muss. Die Milchkühe und Mutterkühe werden in Koppeln gehalten. Jedes Tier muss täglich gezählt und begutachtet werden. Dann geh ich zum Mittagessen wieder zur Familie auf die Veitalm“, erzählt Tom. Am Nachmittag ist Tom auf der Veitalm beschäftigt, hilft überall wo es nötig ist.
Die rund 150 Milchkühe auf der Genossenschaftsalm werden durch eigenes Personal gemolken. Beim Melken helfen die drei großen Kinder jedes Jahr fleißig mit. Rund 1.500 Liter Milch werden täglich gemolken und auf der Genossenschaftsalm zu den unterschiedlichsten Produkten verarbeitet und auch vor Ort verkauft.
Fakten zur Nassfelder Genossenschaftsalm:
- Jeder Gasteiner Bauer der keine Alm besitzt, darf dort seine Tiere auftreiben. So ist es im Genossenschaftsregulativ verankert.
- Das Almgebiet umfasst 3.800 Hektar
- 500 Rinder – davon 350 Jungvieh und bis 150 Milchkühe
- 30 Pferde
- 1.300 Schafe
- Koppelhaltung: für Mutter- und Milchkühe
- 1.500 Liter Milch werden täglich gemolken
- Jungvieh: weidet am gesamten Almgebiet
- Aufgaben der Melker und Senner bzw. „Schafler“: tägliches Zählen, Begutachten und Melken der Tiere. Die Schafler gehen jeden Tag das Vieh suchen – machen sozusagen Inventur. Die Schafler merken sich die Kühe mit dem dazugehörigen Bauern. Mit den Ohrenmarken behält man zusätzliche Übersicht.
Nach dem Almsommer beginnt die Arbeit am Bergbauernhof in Bad Hofgastein
Mitte September ist im Nassfeld der Almabtrieb und die Tiere kehren heim auf ihre Höfe. In Bad Hofgastein hat Tom eine kleine Landwirtschaft, einen Bergbauernhof. Der Hof liegt in Richtung Angertal. „Von Herbst bis Mitte Mai bin ich die ganze Zeit über dort. Im Almsommer bin ich nur zwei Mal zur Heuernte am Hof – dort halte ich auch für den Pinzgauer Pferdezuchtverband einen gekürten Deckhengst“, erklärt Tom stolz.
So erreicht man die Veitbauernalm:
Die bewirtschaftete Almhütte liegt auf 1.650 m Seehöhe, erreichbar vom Parkplatz Sportgastein in ca. 50 Min. auf geschottertem, meist ebenem Weg (leichte Wanderung). Ein Ausflug zur Veitbauernalm ist ideal für Familien die mit dem Kinderwagen unterwegs sind.
Kulinarisches Angebot: selbstgemachtes Brot, Butter, Frischkäse, Käse und Kuchen. Für die Kinder gibt es einen Spielplatz und einen Streichelzoo mit Gänsen, Ferkel, Schafen und dem kleinen weißen Pony „Charly“.
Kontakt:
Veitbauernalm – Familie Tom und Simone Pichler
T: +43 664 9994 824
Weitere Infos zur Veitbauernalm