Paragleiten im Winter ist ein besonderes Erlebnis – und erfordert besondere Vorbereitungen für den Piloten.
Einem Vogel gleich über Berg und Tal zu schweben ist ein unvergessliches Erlebnis. Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein… Ob Sänger und Autor dieser berühmten Refrain-Zeilen, Konstantin Wecker, jemals daran gedacht hat, im Winter mit dem Gleitschirm über Winterlandschaften und Skipisten zu fliegen? Auf jeden Fall ist das Winter-Paragleiten ein ganz besonderes Erlebnis – alles wirkt wie in Watte gehüllt, weich und traumhaft. Gleitschirmfliegen im Winter hat seine ganz speziellen Reize. Zwar fehlt meist die Thermik, um einen langen oder hohen Gleitschirmflug bzw. Tandemflug machen zu können, dafür sind Start und Landung im Schnee umso schöner.
Einer, der die Faszination Paragleiten ganz genau kennt und auch im Winter viel mit seinem Gleitschirm unterwegs ist, ist Paul Guschlbauer. Der Pilot und Abenteurer liebt die Freiheit des Fliegens. Im Jahr 2010 gewann er mit seinen Teamkollegen den Red Bull Dolomitenmann, im Folgejahr wurde er Dritter beim Red Bull X-Alps. Auch einen Rundflug durch das Hunza-Tal und über den pakistanischen Eisgiganten Rakaposhi hat Paul Guschlbauer schon unterm Gürtel, wie man in der Paragleiter-Sprache so schön sagt. Aber auch in der Heimat ist der Paragleit-Experte viel unterwegs – frei nach dem Motto: Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer! So umrundete der Extremsportler, der mit seiner Familie in Adnet im Salzburger Tennengau lebt, 2020 mit seinem Projekt „Grenzgang“ das SalzburgerLand fliegend oder zu Fuß so eng an den geografischen Grenzen wie irgendwie möglich – und legte innerhalb von 14 Tagen 808 Kilometer und über 30.000 Höhenmeter zurück.
Die Winterluft hat andere Gesetze
„Im Winter ist die Luft jedoch ganz anders als im Sommer“, erklärt Paul Guschlbauer. „Zur kalten Jahreszeit ist es sehr cool zu fliegen, da die Luft normalerweise viel ruhiger und weniger turbulent ist, weil es vor allem überregionale Winde sind. Das heißt, die Thermik spielt im Winter keine Rolle, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man dafür aber auch weniger lang und weit fliegen kann.“ Generell kann man im Sommer wie auch im Winter mit dem gleichen Equipment paragleiten, man kann aber auch kleine, leichtere Schirme verwenden, da die Thermik nicht wie im restlichen Jahr die tragende Rolle spielt. Daher kann man die Aufmerksamkeit, die man in den Wintermonaten im Gegensatz zu den thermikstarken Zeiten “einspart”, zum Teil in die sorgsamere Vorbereitung und das veränderte Flugverhalten stecken. Und vor allem in den traumhaften Ausblick auf die verschneite Landschaft. „Das Starten und Landen ist im Winter teilweise sogar einfacher als im Sommer, da man sich Ski anschnallen kann“, sagt Paul Guschlbauer. „Dank der Ski kann man zum Abheben bergab Geschwindigkeit aufnehmen und bei der Landung muss deswegen auch nicht so genau auf die Geschwindigkeit geachtet werden, da man – im Vergleich zur Landing auf trockenem Boden – durch die Ski auch diese Landungsgeschwindigkeit aufnehmen kann.“
Was man beim Winter-Paragleiten nie außer Acht lassen darf, sind die teilweise tiefen Temperaturen. „Man sollte die Kälte nicht unterschätzen, der Windchill-Faktor kann stark sein, denn man ist nach dem Abheben durchgehend der kalten Luft und dem Wind ausgesetzt. Darum ist für das Winter-Paragleiten eine dementsprechende Ausrüstung sehr wichtig.“
Im SalzburgerLand gelten der Bischling in Werfenweng, der Gaisberg in der Stadt Salzburg, der Fulseck in Dorfgastein, die Schmitten in Zell am See-Kaprun, das Grießenkareck und das Zwölferhorn in St. Gilgen zu den beliebtesten Paragleiter-Spots.
Learn to fly
Ausprobieren kann man Paragleiten etwa indem man einen Tandemflug macht. In Werfenweng findet sich quasi DAS Fluggebiet zum Paragleiten; es punktet nicht nur mit einer perfekten Naturkulisse, sondern auch mit dem Hausberg Bischling, der mit besten Thermikbedingungen und perfekter Infrastruktur für Flugsportbegeisterte aufwartet. Im Sommer sowieso, aber auch im Winter ist Werfenweng ein beliebter Spot für Winter-Paragleiter.
Ist Paragleiten riskant?
In wenigen anderen Sportarten ist so viel Eigenverantwortung erforderlich wie beim Gleitschirmfliegen. Gerade weil das Fliegen mit Gleitschirm so einfach und praktisch von jedermann zu erlernen ist, sind Besonnenheit und Risikobewusstsein Grundvoraussetzungen für eine sichere Ausübung dieses Sports. Leichtsinn und Selbstüberschätzung können schnell in kritische Situationen führen. Wichtig ist vor allem eine realistische Einschätzung des Fluggebietes, der Wettersituation und des eigenen Könnens.