Grenzen sind dafür da, überwunden zu werden. Ein starker Spruch, der uns auf der Glockner-Roas immer wieder in den Sinn gekommen ist. Durch drei Bundesländer – das SalzurgerLand, Kärnten und Tirol – zieht sich diese Runde um Österreichs höchsten Berg und lässt einen dabei bis an die Grenzen der Zivilisation vorstoßen. Setzen Sie sich also mit uns ans Steuer und lernen die Welt des Großglockners von einer ganz neuen Seite kennen.
Eine hochalpine Welt
Rundkurse haben ja die Eigenheit, dass man an jedem Punkt des Weges einsteigen und starten kann. Wir setzen uns also frühmorgens in Fusch an der Glocknerstraße in unser Auto und machen uns nach einem kurzen Kaffee auf in Richtung Süden. Das Fuschertal wirkt bei jedem Besuch sehr stark auf mich. Kaum woanders kann man die Höhe der Berge so intensiv spüren wie hier. Grünes Tal, waldige Hügel und direkt dahinter spitze, wahnsinnig hohe Berge. Wunderschön. Entlang des Zeller Fusches zieht sich die Straße kurvenreich Richtung Talschluss und am Knacken in den Ohren merkt man wohl, dass man bereits hier einiges an Höhenmetern überwindet. In Ferleiten steigen wir zum ersten Mal aus und gehen eine Runde. Hier liegt nicht nur die Mautstation für die Großglockner Hochalpenstraße, im Wild- und Erlebnispark kann man auch so einiges erleben. Wir widerstehen heute der Versuchung, werfen noch einen Blick auf die hübsche Hubertuskapelle und machen uns auf, zum ersten Mal am heutigen Tag den Alpenhauptkamm zu überqueren.
Liegt die Mautstation einmal hinter einem, so zeigt die Passstraße gleich einmal ihre Zähne. Enge Kurven, Anstiege und unübersichtliche Kehren machen das Fahren hier zu einem anspruchsvollen Genuss. Immer wieder nutzen wir die kleinen Parkplätze um kurz stehenzubleiben und das hochalpine Panorama zu genießen. Ein Abstecher beim Fuschertörl auf die Edelweißspitze ist Pflicht und so rattern wir wenig später über das Kopfsteinpflaster hinauf auf den 2.572 Meter hohen Gipfel nordöstlich des Großglockners. Die Edelweißspitze bildet auch den höchsten Punkt der Passstraße und bei guter Sicht hat man von hier aus eine Rundumsicht auf 37 Dreitausender und 19 Gletscherfelder.
Durch das Hochtor nach Kärnten
Fahren auf der Großglockner Hochalpenstraße macht Spaß. Vom Fuscher Törl geht es wieder bergab bis zur Fuscherlacke. Hier kann man sich die Ausstellung zum „Bau der Straße“ ansehen und Wissenswertes über diese Verbindung zwischen dem SalzburgerLand und Kärnten aus dem Jahr 1935 erfahren. Nach zwei Tunnels und zahlreichen Kehren überqueren wir dann zum ersten Mal die Landesgrenze und befinden uns beim Hochtor in Kärnten. Ein paar Kilometer weiter verlassen wir nun abermals die Straße und fahren zur Kaiser Franz-Josefs-Höhe und der Gletscherbahn hinunter auf die Pasterze. Die ca. acht Kilometer lange Gletscherzunge liegt direkt am Fuße des Großglockners und gilt als die Längste der Ostalpen. Nach einem Spaziergang, der uns nicht nur an den berühmten ‚Mankalan‘, den Murmeltieren vorbei, sondern auch bis zur Kaiserstatue hinauf führt, starten wir wieder den Motor und machen uns auf in Richtung Tal. Schließlich wartet in Heiligenblut ein gutes Mittagessen auf uns.
Heiligenblut war in früherer Zeit ein bekannter Ort des Goldbergbaus und nicht wenige junge Männer kamen hierher und versuchten ihr Glück am Fuße des Glockners. Heute sticht einem sofort die Kirche mit dem spitzen Turm ins Auge. Gemeinsam mit dem pyramidenartigen Berggiganten im Hintergrund ist sie eines der beliebtesten Fotomotive Österreichs und galt lange Zeit als Pilger- und Wallfahrtsort. Wir haben jetzt einmal genug vom Sightseeing, setzen uns im Ortskern in einen gemütlichen Gastgarten und lassen uns kulinarisch verwöhnen.
Zuerst nach Lienz, dann durch den Berg zurück ins Salzburgerische
Auch wenn es für unseren Rundweg nicht unbedingt notwendig ist, machen wir einen Abstecher ins Tirolerische. Oder noch genauer gesagt, nach Lienz in Osttirol. Extremsport- und Outdoor-Freaks ist die Stadt vielleicht durch den Dolomitenmann ein Begriff. Doch auch Nicht-Sportler werden sich wohlfühlen. Die geografische Nähe zu Italien lässt sich hier nicht nur am Klima (warme Sommer, kalte Winter) feststellen, sondern auch am Lebenstil der Menschen. Wenn Sie sich in eines der Cafés am Stadtplatz setzen und dem bunten Treiben zusehen, dann werden Sie wissen, was wir meinen.
Zurück auf der Straße und in Kärnten, heißt unser nächstes Ziel Mallnitz und die Autoschleuse der Tauernbahn. Schließlich müssen wir irgendwie wieder zurück ins SalzburgerLand. Und das geht hier sicher und bequem mit dem Zug. Stündlich werden die Autos auf die Wagone verladen und dann geht es auch schon los in die Finsternis der Berge. Nach 12 Minuten hat uns das Tageslicht wieder und wir holen unser Auto in Böckstein im südlichen Gasteinertal vom Wagon. Wenn man es nicht wüsste, man würde wohl niemals annehmen, dass uns der Berg hier ausspucken würde.
Über das Monaco der Alpen zurück zum Anfang
Nächster Stopp: Bad Gastein. Das ist Pflicht für uns. Genüsslich spazieren wir durch den Ort, den man früher als das Monaco der Alpen bezeichnete, lassen den Wasserfall auf uns wirken und können uns an den Extremen der Architektur hier im Ort kaum sattsehen. Ein Besuch in unserem Lieblingscafe, dem ‚Blonde Beans‘, rundet den kurzen Besuch ab und nach dem gefühlt-besten Schokolade-Brownie unseres Lebens, fahren wir durch das Gasteiner- und schließlich das Salzachtal zurück zu unserem Ausgangspunkt. Es war ein großartiger Tag, den wir noch lange in Erinnerung behalten werden. Und wann erleben Sie das Abenteuer Glockner-Roas?
Unser Tipp: Auch wenn es nicht zur eigentlichen Runde gehört, sollten Sie am Ende der Glockner-Roas der Stadt Zell am See unbedingt auch einen Besuch abstatten.
Infos
Großglockner Hochalpenstraße
Anfang Mai bis Anfang November geöffnet
Tageskarte Auto 36€
Tageskarte Motorrad 26€
Autoschleuse Böckstein – Mallnitz
Abfahrtszeiten in Böckstein: stündlich von 6.20-23.20 Uhr
Abfahrtszeiten in Mallnitz: stündlich von 5.50-22.50 Uhr