„Als ich ein Kind war, haben meine Eltern immer gesagt, solange wir Milch, Brot und Kartoffeln im Haus haben, solange kann es uns gar nicht schlecht gehen“, erklärt Bio-Bäuerin Andrea Rieder. Dass der Erdapfel damals als Arme-Leute-Essen und heute als Kalorienbombe verschrien ist, nimmt sie schon fast persönlich und setzt sich deshalb in ihrem Hollersbacher Kräutergarten im Pinzgau im Salzburger Land für ihre Erdfrucht ein. Denn es muss nicht immer Lungauer Eachtling sein.
Auf der Internetseite des Hollersbacher Kräutergarten dokumentiert sie ihr Projekt im Erdäpfel-Blog, stellt Rezepte und Tipps vor und erzählt beispielsweise von den Hollersbacher Volksschülern, mit denen sie Kartoffeln angebaut hat. Mehrere Gruppen sind zu ihr gekommen und haben in Kübeln, Mehlsäcken und einer Kartoffelpyramide Saatkartoffeln eingesetzt. „Aus der ersten Kartoffel, die man setzt, entstehen 10 bis 15 neue Kartoffeln, sie vervielfältigt sich also enorm“, erzählt die Bäuerin begeistert. Ihr Ziel ist es, alte Kartoffelsorten zu erhalten und wieder zu entdecken, sowie möglichst viele Menschen von den Vorzügen der Erdäpfel zu überzeugen. Am liebsten sollten ganz viele Leute wieder Kartoffeln in ihrem eigenen Garten anbauen. Die Saatkartoffeln kann man sich bei Andrea Rieder holen und dazu gibt es einige Tipps, wie man die Kartoffel am besten anbaut.
Tipps zum Kartoffelanbau
Die Kartoffel wächst am liebsten an einem sonnigen Plätzchen und freut sich über einen lockeren, sandigen Boden mit etwas Kompost als Dünger. Man sollte Kartoffeln, ebenso wie Tomaten und Paprika, am besten nur alle vier Jahre in der gleichen Erde anbauen, dafür eignen sie sich aber hervorragend als Bodenbereiter für andere Gemüsesorten. Zum Einsetzen sollte der Boden mindestens 8 Grad Celsius haben und die Kartoffeln sollten im Abstand von 25 bis 30 cm eingegraben werden. Dabei muss immer darauf geachtet werden, dass die Knollen mit Erde bedeckt sind, sodass sie nicht mit Licht in Berührung kommen. Sobald die Kartoffelpflanze nach circa 90 bis 100 Tagen blüht, sind die Knollen augewachsen. Das erkennt man auch an ihrer Farbe: solange die Kartoffeln noch grün sind, sind sie ungenießbar.
Eine Frau – eine Mission
Um die allgemeinen Begeisterung für Erdäpfeln weiter zu fördern, hat die Bio-Bäuerin einen Erdäpfel-Tag veranstaltet, an dem alle Hollersbacher eingeladen waren, sich über das Ernährungswunder zu informieren. Dazu bekam man die neue Erdäpfel-Broschüre, konnte Erdäpfel-Salz probieren und sich für Kochkurse anmelden, die Andrea Rieder leitet. In denen kocht man natürlich Gerichte rund um die Kartoffel. Auch die anderen Vereinsmitglieder profitieren von dem Elan, mit dem sich die Bio-Bäuerin ihrer Mission widmet. Nach der letzten Jahreshauptversammlung bekam jedes Mitglied Säcke mit den unterschiedlichsten Kartoffelsorten zum Probieren. Das war nur eine kleine Kostprobe dessen, was so vielfältig im Hollersbacher Kräutergarten unter der Erde gedeiht.
Um für die Kochkurse immer wieder neue Inspirationen zu finden, hat die Hollersbacherin außerdem einen Kartoffel-Markttag veranstaltet, an dem man Rezepte sowie Saaten und Tipps und Tricks sammeln und tauschen konnte. „So, wie man das früher gemacht hat, wollte ich das haben. Da haben die Nachbarn sich noch über den Gartenzaun gegenseitig die Samen gegeben und über den Erfolg und Experimente beim Anbau ihres Gemüses unterhalten. Das war nicht nur gesellig, sondern auch lehrreich“. Beim Rezepte-Tauschen ist sogar ein bisher geheimes Rezept für einen Kartoffelstrudel aufgetaucht, das seit über hundert Jahren nur innerhalb einer Familie weitergegeben wurde. Fast wäre der Strudel das neue Lieblingsrezept der Hollersbacher Kartoffel-Liebhaberin geworden, uns hat sie aber das Rezept für ihre allerliebste Kartoffelzubereitung verraten:
Rezepttipp: Erdäpfel Nidei
Zutaten:
- 500 g mehlige Kartoffeln (regional und biologisch)
- Salz, Muskatnuss
- 1 Ei
- 120 g griffiges Mehl
- 40 g Butter
- Butterschmalz zum Ausbacken
Zubereitung:
Die am Vortag gekochten Kartoffeln werden geschält und dann mit der Kartoffelreibe gerieben. Danach Salz, Muskatnuss, Mehl locker untermischen, die Butter und das Ei dazugeben und rasch zu einem Teig kneten. Ist der Teig zu fest, gehört noch etwas Milch dazu, ist er zu weich, wird noch etwas Mehl beigemischt. Danach werden aus dem Teig größere Stücke abgeschnitten und auf Mehl zu daumendicken Rollen ausgerollt. Die Nidei werden gut 1cm lang abgeschnitten und in der Pfanne mit Butterschmalz langsam heraus gebraten. Dazu essen wir am liebsten Sauerkraut oder frischen Krautsalat.
Hollersbacher Kräutergarten und Bienenlehrpfad
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