Seit über 100 Jahren erweckt das Ensemble der Puppenspielern im Salzburger Marionettentheater die kunstvoll gestalteten und so menschlich erscheinenden Figuren zum Leben. So elegant, fein, humorvoll und präzise, dass man als Zuseher fast vergessen kann, dass man Puppen und nicht Menschen gegenüber sitzt.
Heute entführen wir euch ins Theater. Unser Weg führt uns in die Schwarzstraße 24 in der Stadt Salzburg. Wir nehmen Platz auf den rot gepolsterten Sitzplätzen und warten voller Ungeduld auf den Beginn der Vorstellung. Am Programm steht Mozarts „Zauberflöte“. Endlich hebt sich mit den ersten Takten der Musik der Vorhang. Auf der Bühne erscheinen die Schauspieler. Aber halt, irgendetwas ist hier anders. Vor uns stehen keine Menschen, sondern Marionetten. Willkommen im weltberühmten Salzburger Marionettentheater, das im Jahr 2013 seinen 100sten Geburtstag feierte. Genau am 27. Februar 1913 ließ Anton Aicher in Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne“ erstmals die Puppen tanzen. Seither wurde die Tradition des Puppenspiels über Generationen weitergeführt und ausgehend von Salzburg erlangte das Theater Weltruhm. Das Repertoire wurde und wir ständig erweitert. Im Lauf eines Jahrhunderts entstanden so mehr als 150 Inszenierungen.
Die Zauberflöte
Wir zittern mit Tamino aus Angst vor dem bösen Ungeheuer, wir lachen über die lustigen Späße des Vogelfängers Papageno. Wir leiden mit den beiden auf der Suche nach Pamina und freuen uns über das Happy End. Bezaubernd menschlich lässt Tamino die Zauberflöte erklingen. Die wunderbare Musik kommt zwar vom Band, lässt aber trotzdem angenehme Schauer über den Rücken rieseln. Und immer wieder wandert der Blick nach oben. Kann es wirklich sein, dass das „nur“ Marionetten sind? Das perfekte Spiel mit den Fäden lässt es vollkommen vergessen. Als der Vorhang nach dem letzten Akt fällt, ist schwer auszumachen, wem der jubelende Applaus gilt – den Darstellern oder den unsichtbaren Puppenspielern.
Puppen & Puppenspieler
12 Puppenspieler wecken Papageno und Co am Salzburger Marionettentheater zum Leben. Die Ausbildung erfolgt direkt am Theater und erfordert neben Musikalität und handwerklichem Geschick auch die Fähigkeit, sich in die Charaktere hineinversetzten zu können. Die Marionetten selber werden teilweise am Theater gefertigt oder von einem Bildhauer aus weichem Lindenholz geschnitzt. Danach werden die Figuren bemalt, in der Schneiderei bekommen sie die Kostüme angepasst. Ganz zum Schluss werden die Puppen an die Fäden gehängt. Eine Figur wird während eines Stückes nicht umgezogen. Daher muss für jede neu kostümierte Rolle eine eigene Marionette hergestellt werden. Im Lauf der Jahre sind so an die 500 Marionetten zusammengekommen. Die Vorbereitung für ein neues Stück bis zur Probe dauern 1 ½ bis 2 Jahr. Für die Proben selber werden nur fünf bis sechs Wochen eingeplant.
Das Salzburger Marionettentheater spielt rund 160 Vorstellungen im Jahr in Salzburg, weitere 60 bis100 Vorstellungen auf weltweiten Tourneen. Dafür gibt es sogar eine eigene Reisebühne.
Fotocredit © Ulli Hammerl