Figuren aus Bronze, Gips- und Wachsmodelle zieren die helle Werkstatt der Brüder Manuel und Tobias Gruber im Atelier Gruber auf dem Dürrnberg bei Hallein. Die beiden Künstler sind von der Kunst der Kelten fasziniert und gießen Bronze nach uralter Tradition. In Kursen geben sie ihre Kunst weiter und ermutigen die Teilnehmer*innen ihre Kreativität auszuleben. Seit kurzem auch in Silberguss-Kursen.
„Was möchtest du machen?“, fragt Tobias Gruber bei meinem Besuch. Verdutzt schaue ich. Was ich? Ich wollte zusehen, fotografieren und mitschreiben wie die Künstler aus einer Idee im Kopf ein silbernes Schmuckstück, eine Skulptur oder etwas ganz anderes formen. „Am besten lernen wir durch das Selbermachen”, sagt Tobias Gruber schmunzelnd. Ich überlege kurz und entscheide mich für ein Blatt vom Ginkgobaum aus Silber. „Zuerst zeichnest du das Blatt wie du es haben möchtest“, sagt Tobias unerbittlich. Wieder ein ratloser Blick. „Im Internet findest du sicher ein Blatt, das du nachzeichnen kannst“, sagt er und grinst. Gleich nach der Eingabe des Suchbegriffes erscheinen viele Blätter. Am Anfang stellen die Proportionen eine Herausforderung für mich dar. Da kommt sein Bruder Manuel vorbei und hilft mir. Schließlich ist das Blatt zufriedenstellend fertig.
„Nun schneidest du das Blatt aus und streichst für die Form Gips darüber“, gibt Tobias die weitere Anleitung. Der Künstler hat inzwischen eine flüssige Gipsmasse angerührt und gibt sie mir. Das Blatt habe ich auf eine Platte gelegt und streiche Gips darüber. „Es ist viel zu dünn. Damit es beim Gießen nicht bricht, muss es dicker werden“, sagt Tobias.
Vom Entwurf zum Schmuckstück
Manuel und Tobias Gruber gießen seit 2011 in ihrer eigenen Bronzeguss Werkstatt in Bad Dürrnberg aus Bronze Skulpturen. Außerdem geben sie ihr Wissen in Bronzeguss Workshops, in Silberschmuck Kursen weiter und vermitteln Holzschnitzen mit Farbe – von Naturformen zu abstrahierten Objekten.
Kreativität und handwerkliches Geschick wurde den Brüdern in die Wiege gelegt. Denn auch Vater Wilfried ist Bildhauer. So werkten die beiden schon als Kinder mit Holz, Stein und anderen Materialien. Bronze fasziniert sie schon ein Leben lang. Die Familie lebt am Dürrnberg und so kamen die Buben bald mit der Kunst der Kelten in Berührung. Manuel erlernte das Handwerk der Bildhauerei in der Fachschule in der HTL Hallein. 2003 gründete er bereits sein Atelier am Dürrnberg, die erste Ausstellung in Hallein folgte. Tobias ist gelernter Tischler und seit 2007 freischaffender Künstler.
Lebenstraum in der eigenen Werkstätte erfüllt
Mit ihren Atelier haben sich die Brüder ihren Lebenstraum erfüllt. Ihre Tätigkeit ist abwechslungsreich, weil sie selbst handwerklich kreativ arbeiten, ihre Werke in Ausstellungen präsentieren und ihr Wissen in Kursen weitergeben. Ich widme mich wieder meinem Werk und ziehe in den Gipsabdruck mit einem kleinen Fräser feine und etwas dickere Rillen. Endlich ist es fertig und Tobias nickt. „Wenn es dir gefällt, machen wir einen Abdruck in ein Sand-Ölgemisch“, sagt Tobias.
Sobald der Gipsabdruck fertig ist, wird für das Gießen eine trichterförmige Öffnung gemacht. Bei einer Temperatur von gut 1000 Grad Celsius schmilzt das Silber. Mit einer speziellen Zange nehme ich den glühenden Behälter aus dem Ofen und gieße mit Schwung in die Form. Sobald das Ginkgoblatt abgekühlt ist, bekommt es eine Bohrung und wird poliert. Allerdings sieht es nicht wie ein Ginkgoblatt aus. Eher wie eine Muschel oder ein Teil einer Blüte. Meiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Zum Abschluss bekommt es ein Lederband und mein neuer silberner Anhänger ist fertig. Es gibt keinen Schöneren“, freue ich mich.
Bronzeguss hat lange Tradition
Das KunstGussAtelier befindet sich in der Nähe des Kurhauses St. Josef auf dem Dürrnberg. Bereits der Garten ist ein Kunstwerk. „Unsere Schwester gestaltet ihn“, freuen sich die Brüder. Angereichert ist dieses üppige Grün mit Bronzeskulpturen wie etwa einem eng umschlungenen Liebespaar. Gleich hinter dem Atelier befindet sich der Bronzegussofen. Hier werden die Skulpturen bei 1.100 Grad Celsius gegossen.
Der Bronzeguss hat übrigens eine lange Tradition. Im vierten vorchristlichen Jahrtausend haben Menschen bereits begonnen, Kupfer zu schmelzen und zu gießen. Ab etwa 2.500 v. Chr. taucht Zinn-Bronze regelmäßig in der so genannten Bronzezeit in Mitteleuropa auf. „Der Bronzeguss fasziniert uns deswegen so, weil er sehr archaisch ist. Außerdem gossen bereits die Kelten vor 2.500 Jahren ihre Figuren und Schmuckstücke auf dem Dürrnberg nach dieser Methode“, sagen die Künstler.