„Geschlechter kommen, Geschlechter gehen. Hirschlederne Hosen bleiben bestehen.“ Freiherr von Münchhausen
Die Zunft des Säcklers ist uralt. Die Wurzeln dieses mittlerweile äußerst selten gewordenen Handwerks reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Die Berufsbezeichnung „Säckler“ scheint erstmals im 8. Jahrhundert auf und gefertigt wurden damals auch wirklich Säcke aus tierischen Häuten für die Bergwerksleute. Ab dem 12. Jahrhundert befasste sich der Säckler mit der Erzeugung von „ledernen Beinkleidern“ und wurde in dieser Tätigkeit immer kunstvoller. Vom der reinen Arbeitsbekleidung für Jäger und Holzknechte wurde aus der Ledernen ein vom Adel bis zum Knecht gern getragenes Kulturgut.
„Säckler Meisterbetrieb seit 7 Generationen“
Das prangt auf dem schmiedeeisernen Schild über der Eingangstür und beim Betreten des Verkaufsraums im Zentrum von Zell am See wird man vom herben weichen Geruch des Leders und dem gewinnenden Lachen von Tobias Zant begrüßt. Tobias Zant ist jung. Seit 6 Jahren ist er schon ein Meister dieser alten Zunft. Mit 25 Jahren hat er die Meisterprüfung abgelegt und war damit der jüngste Säcklermeister im SalzburgerLand.
Schon als Kind hat er es geliebt, bei seinem Vater in der Werkstatt zu stehen, ihm zuzusehen und zu Basteln. Die Lederne war auch für ihn immer mit dabei: „Als Kind war sie ein Muss, als Jugendlicher habe ich sie dann abgelehnt und mich im Skaterstil gekleidet. Doch dann bin ich schnell wieder auf den Geschmack gekommen und mit 16 hab ich in der Lehre bei meinem Vater die erste Lederhose selbst gemacht. Heute gibt es für mich nichts Angenehmeres als meine Lederne,“ sagt er und schaut auf seine eigene Lederhose. Lässig und edel sieht sie aus, die lange Lederhose im Stil einer Levis geschnitten – keine Schnörkel und doch ein Stück Tradition.
Der Bauernkasten als Schatztruhe
Tradition wird im Säckler-Geschäft aber natürlich ganz groß geschrieben, und dass diese kombiniert mit profunder Handwerkskunst Generationen überdauert davon zeugt auch der Inhalt des alten Bauernkastens im Geschäftsraum. Hier hängen nacheinander uralte Unikate aus sieben Generationen Säcklerhandwerk – die älteste der Lederhosen ist über 200 Jahre alt – und spiegeln die unterschiedlichen Anforderungen ans lederne Beinkleid im Laufe der Jahre. So findet sich eine Rauchfangkehrer-Montur genauso in dieser Schatzkammer wie eine traditionelle Stösselhose der Fuhrmänner. Tobias Zant erklärt das Besondere dieser Arbeitsbekleidung: „Da die Fuhrmänner und Bierkutscher immer im Lehm der unbefestigten Straßen unterwegs waren, wurden die Hosenbeine dieser Lederhose unterhalb des Knies aus glattem Leder gefertigt. So konnten sie beim Betreten eines Lokals die Hosenbeine leicht vom Schmutz befreien, doch mit der Zeit wurde das Glattleder hart wie ein Stössel.“
Auf dem Weg in die Werkstatt läutet das Telefon. Einer von Tobias Zant´s langjährigen Kunden kündigt seinen Besuch zur Anprobe der maßgeschneiderten Kniebund-Lederhose an. Eineinhalb Jahre zuvor hat er sie bei Tobias Zant in Auftrag gegeben und genau nach seinen Wünschen und Vorstellungen hat der Säcklermeister die Hose in unzähligen Arbeitsstunden per Hand gefertigt. Die Kunden warten geduldig, denn sie legen Wert auf die Qualität der Handarbeit. Die echte Lederne ist ein Stück Tradition, das den Träger ein Leben lang begleitet.
Die aufwändigen Stickmuster– im Salzburgerischen traditionell immer in weiß gehalten – sind teilweise seit sieben Generationen überliefert, teilweise entwirft Tobias aber für Kunden auch schon mal ein neues Muster. Diese Stickvorlagen werden dann mit Kreide auf das Leder übertragen und mit Gummi Arabicum fixiert, das sich erst mit der Zeit wieder abträgt. Mindestens 40 Arbeitsstunden braucht es, um mit flinker Hand und unzähligen Stichen ein einfaches Muster einzusticken.
Das Gespür für´s Leder
Tobias schneidet inzwischen schon die nächste Lederhose zu und breitet dafür schwarzes Hirschleder auf seiner Werkbank aus. Er streicht bedächtig über die Oberfläche, zieht fest an der Haut und streicht die entstandenen Dellen wieder glatt. Zufrieden mit dem Ergebnis erklärt er: „Ich verwende nur Leder aus heimischer Gerberei und prüfe die Qualität genau. Dafür braucht man viel Gespür. Die Gerbung des Leders für die von mir erzeugten Lederhosen ist eine Sämischgerbung. Diese Gerbung mit Fischfett ist sehr biologisch und hautverträglich. Die Färbung ist eine Blauholzfärbung – ein sehr altes Färbeverfahren und die Farbe hält auch wenn das Leder nass wird und färbt nicht ab.“
In einer Holzschale rührt er Kleber an – Roggenmehl und Wasser ergibt einen klebrigen Mehlpapp, der die zugeschnittenen Lederteile fest zusammenhält bis sie mit einer der antiken Nähmaschinen genäht werden. Die von innen auf Stoß genähte und von außen zusammengestickte feine Naht, ist ein charakteristisches Zeichen für eine handgefertigte Lederhose. Pinzgauer Lederne haben übrigens weitere Merkmale – die Teller- oder Sattelnaht, die sich in einem Halbkreis über das Gesäß zieht und die Schnürung am Beinabschluss: „So erkennt man an der Lederhose schon woher die Leute kommen – getragen wird sie von jeher schon von allen Schichten: von Adel und Prominenz genauso wie vom Jäger, Musiker bis zum Knecht,“ erklärt Tobias Zant und widmet sich dann wieder konzentriert seinem alten Handwerk.
Kontakt:
Lederbekleidung Zant in Zell am See – +43/6542/73412