Für viele Besucher des Leoganger „Museumsbezirks“ Hütten ist sie die im wahrsten Sinne des Wortes heißeste Attraktion: die Hüttschmiede. 50 Jahre nach ihrer gewerbsmäßigen Schließung stößt das alte Handwerk, welches hier über Jahrhunderte praktiziert wurde, just heute in Zeiten von Digitalisierung, Automatisierung und Effizienzsteigerung auf neues Interesse.
Wenn heute ein Bauer oder ein Wegemacher zur Leoganger Hüttschmiede kommt, dann weiß derjenige ganz genau, was er möchte. Und dass ihm das so kein Online-Gigant oder 3D-Drucker dieser Welt herstellen könnte. Weil die Werkstatt im letzten Jahrzehnt revitalisiert wurde, ergeben sich fallweise wieder kleine Reparaturen und die wenigen verbliebenen Könner ihres Fachs werden für ihr nie verlerntes Werk mehr bestaunt denn je.
Historische Schmiedewerkstatt
Die Geschichte der alten Schmiedewerkstätte in Leogang-Hütten geht zurück bis ins späte 16. Jahrhundert. 1599 entstand sie als Teil einer Schmelzhütte und verrichtete wertvolle Dienste für den blühenden Bergbau im Schwarzleotal. Ebenfalls schon früh florierte die Land- und Forstwirtschaft im Tal und mit der „kleinen Eisenstraße“ zwischen dem Pinzgau und dem angrenzenden Tirol hatte die Werkstatt zu Blütezeiten noch einen weiteren, wichtigen Auftraggeber.
Es war gefragt, das Handwerk des Huf-, Werkzeug- und Wagenschmieds, die gesamte frühe Neuzeit hindurch. Bemerkenswert ist dabei, dass die Aggregate der Hüttschmiede über Jahrhunderte nur durch die Wasserkraft der Leoganger Ache angetrieben wurden. Elektrische Energie hat erst in den 1950er-Jahren Einzug gehalten, wenig später war dann aber Schluss: Die Zeit ist eine andere geworden und so hatte die Schmiede 1972 ihre Dienste geleistet.
Neue Faszination für altes Handwerk
Nach vier Jahrzehnten im Dornröschenschlaf erkannte ein kleiner Kreis um Organisator Sigmund Riedlsperger den Wert der alten Werkstätte auf´s Neue. Die Hüttschmiede wurde revitalisiert und 2012 wiedereröffnet – nunmehr vorwiegend als Besucherattraktion. Sie passt stimmig ins Ensemble des Bergbau- und Gotikmuseums und für viele ist sie dessen dynamischste Attraktion.
Denn vor den Augen der interessierten Besucher glüht jetzt wieder jede Woche Feuer in der Esse. Diese stammt aus der Gründerzeit, der klassische Bogen gotischer Bauwerke verweist auf ihre lange Historie. Sechs pensionierte und unaufhörlich passionierte Schmiede stehen – wöchentlich im Wechsel – davor und lassen sich über die Schulter schauen, wenn sie das heiße Eisen in Form bringen. Die Bearbeitung funktioniert über mechanische Kraft am schweren Federhammer oder aber ganz gefühlvoll per Hand am Amboss.
Genau davon solltet ihr euch unbedingt selbst überzeugen, wenn die leidenschaftlichen Meister ihres Fachs die Kunst des Schmiedehandwerks hautnah zum Besten geben! Auch deshalb, weil ihr live dabei sein könnt, wie hier euer ganz individuelles Urlaubssouvenir in Form gebracht wird…
Tipps und Wissenswertes:
- Auch im Jahr 2021 wird das alte Handwerk in der Leoganger Hüttschmiede wieder jeden Mittwoch von 10 bis 17 Uhr vorgeführt (Mai bis Oktober)
- Mit der Saalfelden Leogang Card, die Gäste bei vielen Unterkünften kostenlos zum Aufenthalt bekommen, ist die Teilnahme – wie überhaupt der Eintritt ins Bergbau- und Gotikmuseum – GRATIS
- Als Erinnerung können die handgeschmiedeten Nägel mitgenommen werden (siehe Bild unten links)
- Viele sagen zur Hüttschmiede auch einfach „Bacheschmied“ – das geht auf den „Bachetag“, den 24. Dezember zurück. Nach altem, bäuerlichem Brauch lässt man sich an diesem Tag die Haushaltsmesser schärfen. Dank des hochwertigen Handwerks soll die frische „Schneid“ wieder ein ganzes Jahr lang halten. Die erste Bewährungsprobe gibt’s gleich noch zur Weihnachtszeit: Ob sich zu hart geratenes Kletzenbrot jetzt wohl ganz einfach zerteilen lässt?
Fotos (c) Sophie Kirchner friendship.is – zur Verfügung gestellt vom Bergbau- und Gotikmuseum Leogang & Ulli Stöckl (Souvenirs / Video)