Leberkäse, Schnitzel, Käsekrainer – das sind sie, die Klassiker der österreichischen Küche. Allseits beliebt, aber eben sehr fleischlastig. Die Adneterin Nadina Ruedl hat die heimischen Schmankerl nun mit ihrem Start-up „Die Pflanzerei“ veganisiert und bringt am sonntäglichen Esstisch, in der Mittagspause an der heißen Theke oder bei der Grillerei auf der Terrassse wieder alle ‘zam – Fleischessende, Veganer*innen und solche, die einfach nur neugierig sind.
Vegan wird häufig mit Verzicht assoziiert und pflanzliche Produkte oftmals als (geschmacklich) schlechtere Wahl zu Fleisch betrachtet. Nadina Ruedl sieht das anders. Sie will mit der veganen Hausmannskost der Pflanzerei keine Alternativen schaffen, sondern unser Lebensmittelspektrum schlichtweg um pflanzliche Optionen erweitern. So wie etwa um den veganen Leberkäse „Gustl“. Das Flagship-Produkt des Start-ups besteht aus roten Rüben, Kartoffeln, Zwiebeln, Karfiol und Erbsenprotein und wird gemeinsam mit einem österreichischen Metzger produziert. Genauso wie das Fleisch-Firmen eben auch tun.
Nach langem Tüfteln und viel Ausprobieren ging Gustl 2021 auf einem Veganmarkt erstmalig unter die Leute, ein Testlauf sozusagen. Das Feedback? Ziemlich gut. So gut sogar, dass im Jahr darauf eine Zusammenarbeit mit der REWE Group zustande kam und es den veganen Leberkäse mittlerweile in vielen Billa und Billa Plus Filialen in mehreren österreichischen Bundesländern in der heißen Theke zu kaufen gibt. Ganz schön revolutionär, wenn man bedenkt, dass vegane Jausn in der herkömmlichen Supermarkt-Theke bis dato nicht wirklich zu bekommen war. Beim Leberkäse hört es aber nicht auf. Mittlerweile hat die Pflanzerei zwölf verschiedene vegane Hausmannskost-Klassiker wie Kaiserschmarrn, scharfe Käsekrainer oder gefüllte pflanzliche Fleischroulade im Angebot. Die gibt es im Onlineshop des Start-ups zu kaufen – dort wird auf Bestellung produziert und ausgeliefert.
Etwas Gutes für alle, die es wollen
Das Angebot der Pflanzerei richtet sich nicht vorrangig nur an vegan Essende, sondern vielmehr an jene, die ihren Fleischkonsum reduzieren wollen. „Ich möchte die Leute abholen und ihnen zeigen, dass ich da etwas Gutes habe, das nach Kindheit schmeckt“, sagt Nadina über ihre Vision. Dass das, was sie da hat, gut ist, erkannten auch die Investor*innen der Start-up-TV-Show „2 Minuten, 2 Millionen“, bei der Nadina ihren Gustl 2022 vorstellte und Begeisterung sowie Investments erntete.
Echt, authentisch, heimisch
Nadina will mit ihren Produkten aber nicht nur den Esstisch vielfältiger gestalten, sondern auch die heimische Landwirtschaft fördern. „Mir ist es wichtig, meine Zutaten aus Österreich zu beziehen. Man bekommt grundlegend auch jedes Gemüse in Pulverform irgendwoher. Das hat Vorteile, aber die Wertschöpfung und der regionale Bezug gehen damit einfach komplett verloren“, sagt sie. Neben den heimischen Zutaten steht außerdem echtes Handwerk bei der Produktion der pflanzlichen Fleisch- und Wurstklassiker ganz oben auf der Agenda. Schließlich gab’s früher bei der Oma auch keine Massenware. „Ich möchte meine Produkte authentisch halten und will nicht, dass am Sonntag jemand mit einem winzigen Industrie-Soja-Patty dasitzt, während alle anderen tellergroße Schnitzel vor sich haben“, so Nadina. Daher ragen die „Mitzl“ Schnitzel der Pflanzerei auch über den Tellerrand hinaus und sind von Hand geformt.
Woher kommt mein veganes Schnitzel?
Geschmack und Authentizität – check. Doch das alleine reicht nicht. Auch die Wertebasis muss sich laut Nadina im veganen Bereich fortsetzen. Ein „Vegan“-Label wo draufzukleben sei zwar wichtig, reicht ihrer Meinung nach aber nicht. „Ich finde, man muss sich im pflanzlichen Bereich genau die gleichen Fragen stellen wie im Fleischbereich: Ist es Bio? Was ist drinnen? Woher kommt es? Wer produziert es?“ Nadina hat viele Jahre Marketing und Vertrieb an der Universität und der FH unterrichtet, für verschiedene NGOs gearbeitet und kennt daher die Wichtigkeit von Wertevermittlung, Transparenz und Wissensweitergabe. Oben genannte Fragen beantwortet die Pflanzerei daher von vornherein und nimmt den veganen Produkten im Sortiment die Anonymität, die sie sonst im Supermarkt oftmals haben.
Pflanzliche Küche soll verbinden
Wissen weitergeben – ja, missionieren – nein. Nadina will niemanden belehren, sondern vielmehr ein Miteinander schaffen. „Am Ende geht es darum, die Menschen wieder zusammenzubringen, anstatt beim Essen ständig zu diskutieren. Und wenn man es nicht übers Essen schafft, zusammenzukommen, na worüber dann?“, sagt die Adneterin. Recht hat sie.