Der „Paris Lodron Zwinger“ ist ein ganz besonderer Tropfen. In liebevoller Handarbeit entstammt er den Weinreben „Frühroter Veltliner“ auf sanften Hügeln des Mönchsberges. Dort, neben der Richterhöhe, hegen und pflegen zehn Salzburger Pfadfinder seit 2007 ein Weinbaugebiet. Denn Trauben wachsen nicht nur im warmen Südtirol. In Salzburg wurde der Anbau von Rebstöcken bereits im 12. Jahrhundert kultiviert – vom Namensgeber des heute geernteten Weins, Erzbischof Paris Lodron. „Beim Wein schmeckt man die Herkunft oft mehr als die Rebart selbst“, erklärt Winzerin Katharina Tinnacher, „Salzburg schmeckt elegant, feingliedrig und majestätisch.“
Vom Löchergraben und Unkrautjäten bis zur köstlichen Ernte
„Wir sind alle Natur- und Gartenfreunde, wussten also, was mit dem Weinbau auf uns zukommt“, erzählt Hans-Georg Keplinger von den Pfadfindern. Von März bis November geht es alle 14 Tage fleißig ans Werk. Fachmännische Unterstützung bekommen die Pfadfinder dabei aus der Wachau und aus der südlichen Steiermark: Die Winzer Martin Mittelbach und Katharina Tinnacher greifen ihnen seit 2007 alljährlich unter die Arme. „Sie haben uns den Weinbau von der Pieke auf gezeigt und beigebracht“, berichtet Keplinger stolz.
Denn bis zur Auslese und Ernte im September und Oktober ist es ein langer und steiniger Weg. Die Stangen müssen gesetzt, die Drähte gespannt, das Unkraut gejätet, die Reben angebunden und schließlich muss alles natürlich großzügig mit Wasser besprüht werden. Dabei kommen professionelle Gerätschaften vom Erdlochbohrer über den Hochmäher bishin zur Weinbergharke zum Einsatz.
Zehn Rentner, eine Leidenschaft
Die Hobby-Weinbauern am Mönchsberg haben einiges gemeinsam. Alle zehn sind sie Rentner und seit ihrer Jugend begeisterte Mitglieder des Pfadfindervereins. Und: Alle zehn gingen sie 2007 in Pensionierung. Statt aber die Füße hochzulegen und Kaffee zu trinken, tat sich ihnen im Nu eine viel spannendere Perspektive auf. Sie hörten vom Weinbauprojekt, das auf ihrem geliebten Mönchsberg gestartet werden sollte. Rüdiger Schobesberger vom Salzburger Hochbauamt hatte sich mit den klimatischen Bedingungen im Salzburger Land und auf der Anhöhe auseinander gesetzt und befand: Einem Wiederaufleben der Mönchsberger Reben stünde nichts mehr im Wege.
Der Lohn – Wertvolle Früchte
Die Arbeit hat sich gelohnt, Salzburger Gourmet-Lokale und Sommeliers lecken sich die Finger nach dem feinen Tropfen. Dieses Jahr erstmalig waren die Früchte des Mönchsberger Weinbaus so gut, dass die zehn Hobbywinzer ihn laut Kennern sogar im Salon Österreich hätten einreichen können, dem härtesten Wein-Wettbewerb des Landes. Da bei der großen Abgabe jedoch nicht mehr viel von den 600 Flaschen Wein übrig geblieben wäre, verzichteten die Pfadfinder.
Ausgeschenkt wird der Frührote Veltliner unter anderem im Restaurant „Esszimmer“, auf der Gersbergalm und in der „Blauen Gans“, alle in Salzburg. Die wahre Frucht der Arbeit sieht Keplinger jedoch wo anders. „Wir haben hier jedes Jahr eine tolle Zeit, arbeiten zusammen und sind in geselliger Runde. Wir hegen hier unsere Liebe zur Natur.“
Fotocredits: Gnahn