Die Röhrmoosmühle war eine der letzten Lohnmühlen im Flachgau. Die Mühleneinrichtung erstreckt sich über drei Geschoße mit fünf Mahlwerken. Im Rahmen des Öko-Kulturprojektes „Teufelsgrabenbach“ wurden die Mühle revitalisiert und tut heute wieder ihren Dienst.
Schwer rattern die überdimensionalen Zahnräder, wie sie von der Kraft des reißenden Bachstromes angetrieben werden. Ein dickes Band aus Kuh- und Schweinshaut schweißt sie zusammen. Mittendrin steht Johann Gruber, der Müller höchstpersönlich. Wie er von seinem Lebensprojekt, der Rohrmoosmühle, erzählt, strahlt er über das ganze Gesicht. Vom Wohnhaus der Grubers gibt es einen direkten Durchgang zum Mühlhaus, das an eine mehrstöckige und freundliche Scheune errichtet, voll mit hölzernen Armarturen, die einem in ihrer Größe ordentlich Respekt einflößen. Wer eine Mühle live beim Mahlen erleben will, für den bietet Familie Gruber von Mai bis Oktober regelmäßige Führungen an.
Die Mühle rattert
Unter die Mühlenräder will man hier nicht geraten, das wird spätestens klar, als Johann Gruber die Maschine in Betrieb setzt. Die Bretter der „Scheune“ fangen an, zu beben, die Bänder zu ruckeln und die Geräte, zu malmen. Nach und nach führt Johann Gruber von einem Gerät zum nächsten. Er kann jeden einzelnen Vorgang genau erklären. „Das ist die Dinkel-, und das die Vollkornmühle. Ach und das hier ist das Sieb, mit dem man die Käfer im Getreide vorm Mahlen herausfiltert.“ Stolz, fast schon beschützend, legt er beim Erläutern die Hand auf jedes der Maschinen aus Holz und Stahl. Kein Wunder: Der „Müller aus Leidenschaft“, wie ihn seine Gattin Giuditta Gruber liebevoll bezeichnet, ist mit eben dieser Mühle groß geworden.
Ein echter Traditionsbetrieb
Wir schreiben das Jahr 1800, als Johann Grubers Großvater seine Röhrmoosmühle am haargenau gleichen Fleck, an dem sie noch heute steht, gründet. Damals noch ohne die Hilfe großer Mühlengestelle, sondern mit dem geduldigen Stampfen des Getreides mittels Handmühlen. Ein paar der steinernen Handgerätschaften sind noch heute als Andenken in der Mühle aufbewahrt. 1860 und mit der Erfindung der Eisenbahn, kam ein schlauer Kopf darauf, Holz mit dem selben Stahl, aus dem auch die Zugschienen gefertigt waren, eine Maschine herzustellen, die so viel Standhaftigkeit hatte, dass sie die Kraft von Wasser und Wind weiterleiten konnten, um den müh(l)seligen Vorgang des Handmühlens abzulösen. „Mein Großvater war ein echter Pionier: Er hat als einer der ersten investiert und seine Mühle ummoduliert!“
Ein Stück Wildnis vor der Haustür
Wer in den 54-Seelen-Ort Matzing bei Seeham über Landstraßen und vorbei an grünen Wiesen und Feldern fährt, um die traditionsbehaftete Mühle zu besichtigen, stößt bei der Röhrmoosmühle auf ganz andere Wunder. Auf den grünen Hügeln hoppeln Hasen, auf dem Pfad zum Haus kreuzen neugierige Hühner und fast schon aufdringliche Gänse den Weg. Wie ein kleiner Hof sieht das aus, was sich Giuditta und Johann Gruber über die Jahrzehnte eingerichtet haben: Geräumige vier Wände, daneben ein Gewächshaus, direkt angeschlossen eben die Mühle. Und die Hühner, Gänse, Enten und Hasen – sie alle gehören zum Betrieb. „Teufelsgraben“ heißt die Waldlandschaft mit besagtem Bach, die sich hinter dem Haus erstreckt.
Alles kommt vom eigenen Hof
„Bei uns kommt alles frisch vom Hof. Die Gurken und Tomaten sind aus unserem Gewächshaus, die Eier für die Mehlspeisen von unseren Hühnern und auch unsere Enten und Gänse schlachten wir selbst.“ Dass Brot und anderes Gebäck aus der eigenen Mühle stammt, braucht man da kaum hinzuzufügen. Das Zertifikat, verliehen vom SalzburgerLand BioParadies, zeichnet Produkte und Stube aus: Der gelbe Schmetterling steht für 100 % biologisches Angebot. Pünktlich zur staden Zeit im Dezember lädt die Familie Gruber im Dezember zu einer Fackelwanderung im „Teufelsgraben“ ein. Zu dem besinnlichen Marsch gibt es Glühwein, Punsch und Bauernkrapfen. Alles bio, versteht sich.
Fotos © Chrstine Gnahn