Geschichtsstunde im SalzburgerLand Magazin. Wir befinden uns im mittelalterlichen Pinzgau. Gerade hat wieder eine Karawane aus 40 Pferden die Berge über den Felber Tauern durchquert, schon beginnt das Feilschen um die begehrte Ware. Der Saumhandel über den Alpenhauptkamm hat eine jahrhundertealte Tradition, die auch heute nicht zur Gänze verklungen ist. Das ist die Geschichte der Säumer von Mittersill.
Von Nord nach Süd – und wieder zurück
Seit prähistorischen Zeiten kennen die Menschen auf beiden Seiten des Alpenhauptkamms den Felber Tauern als Übergang zwischen dem heutigen Mittersill und Matrei in Osttirol. Aufgrund der relativ geringen Passhöhe von 2.481 Metern galt er lange als wichtigster Handelsweg der Region. Da auf den schmalen und steilen Wegen kein Wagenverkehr möglich war, herrschte hier nur Saumverkehr.
Beschwerlicher Weg durchs Gebirge
Der Name Säumer kommt von Saum und bezeichnet die Menge an Waren, die ein Tragetier, meist ein Pferd, transportieren konnte. Täglich legten die Säumer in der Ebene rund 35 Kilometer zurück, während sie ein Gewicht von bis zu 150 kg auf ihrem Rücken trugen. Ein wichtiger Nebenverdienst für die ortsansässigen Bauern auf beiden Seiten der Berge, aber auch ein wichtiger Faktor zur Entwicklung Mittersills zum Handels- und Verkehrsknotenpunkt, zum Markt und später zur Stadt.

Venedigerware und Salz
Die Waren, die so transportiert wurden, waren ebenso vielfältig wie begehrt. Das beliebteste Gut von Nord nach Süd war das Salz, während die Karawanen am Weg zurück Samt, Seide, Gewürze, Südfrüchte und Tabak aus dem fernen Venedig ins gebirgige SalzburgerLand brachten. Neben dem Warentransport kam es zusätzlich zu einem vielfältigen Wissens- und Kulturtransfer. Der Handel zwischen Nord und Süd gilt heute als Grundlage der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Mitteleuropas, zu der die Säumer einen wichtigen Beitrag leisteten. Viele Jahrhunderte lang waren die Säumer auf ihren Pfaden unterwegs und erst durch den Ausbau von Straßen und Eisenbahnen, kam die Tradition langsam zum Erliegen.
Felbertauernsamer Mittersill
Dafür, dass die Tradition der Samer nicht in Vergessenheit gerät und ihre Bedeutung für die Region auch noch von folgenden Generationen verstanden wird, sorgt der Verein Felbertauernsamer Mittersill. 1991 initiiert und 1997 offiziell gegründet, veranstalten die Mitglieder seither regelmäßig Samerzüge durch die Berge, nehmen an internationalen Säumertreffen teil und geben ihr Wissen in den Schulen der Region weiter. Zusätzlich erfährt man im neuen Felberturm Museums, das unter dem Fokus der Säumer und den Saumhandel über die Tauern steht, viel Wissenswertes zu den Säumern.

Immaterielles Kulturerbe
Unter dem Namen ‚Säumen – Saumhandel über die Hohen Tauern‘ bewerben sich die Felbertauernsamer Mittersill aktuell um die Aufnahme in das österreichische Verzeichnis zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Wir wünschen dem Verein alles Gute bei diesem bedeutsamen Vorhaben und hoffen, dass sich die Tradition des Säumens bald neben dem Pinzgauer Tresterertanz, den Gasteiner Perchten, dem Dürrnberger Schwerttanz, dem Heilwissen der Pinzgauerinnen, dem Hundstoaranggeln, dem Viehumtragen am Fest des Hl. Georg, den Karfreitagsratschen, dem Salzburger Marionettentheater, dem Samsontragen im Lungau und einigen anderen Bräuchen und Traditionen in diese wichtige Liste im SalzburgerLand einreihen kann.
Felberturm Museum
Wer mehr über den Saumhandel in den Hohen Tauern erfahren möchte, für den ist ein Besuch im Felberturm Museum in Mittersill genau richtig. Im Erdgeschoß des völlig neu konzipierten und generalsanierten Turms aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts findet sich eine Ausstellung genau zu diesem Thema. Neben der verschiedenen Wegen durch die Berge und der Ausrüstung der Säumer wird hier vor allem das Leben der Menschen im mittelalterlichen Pinzgau gezeigt.
Weitere Infos finden Sie auf der Website der Felbertauernsamer.