Aller guten Dinge sind drei – das gilt ab Herbst 2021 auch für die Salzburger Bergsteigerdörfer, zu denen sich deren jüngster Vertreter Göriach gesellt. Aber was macht nun eine Gemeinde zum Bergsteigerdorf? Wir verraten es euch auf diesem gebirgigen Streifzug durchs SalzburgerLand!
„Weniger, dafür besser“, das ist der zentrale Anspruch der Bergsteigerdörfer. Diese länder- und kulturübergreifende Initiative unter Federführung des Österreichischen Alpenvereins hat sich touristische Nachhaltigkeit im Sinne der Alpenkonvention zum Ziel gesetzt. Seit 2008 widmet sich der Zusammenschluss von nunmehr 30 Orten mit ursprünglichen Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung im gesamten Alpenraum:
- Nähe ohne Respektlosigkeit
- Genuss auf hohem Niveau
- Bewegung aus eigener Kraft
- Anregung ohne Hektik
- Belebtheit ohne Lärm
Wie sehr diese Punkte vereinbar sind, zeigt sich in den Bergsteigerdörfern schon anhand ihrer charmanten Ortsbilder und des alpinen Flairs, das sie besonders authentisch versprühen – etwa durch den Erhalt echter Berglandwirtschaft, die hier bewahrt wird und keinen größeren Strukturen weichen muss.
Weißbach – Klammen, Klettern, wildes Wasser
Wir beginnen unseren Streifzug durch die drei Salzburger Bergsteigerdörfer im Saalachtal. An den Ausläufern des Steinernen Meeres sowie der Leoganger- und Loferer Steinberge liegt das Örtchen Weißbach. Viele Besucher kommen gleich mit dem ALMErlebnisBus hierher, der von der benachbarten Nationalparkregion Berchtesgadener Land aus in den Salzburger Pinzgau verkehrt.
In Weißbach war man Pionier was das gleichrangige Miteinander mit „Bergradfahrern“ anbelangt – ab aufs Mountainbike um die weitläufigen Almlandschaften zu erkunden, seit jeher prägend im kleinen Ort zwischen Lofer und Saalfelden. Eine Vielzahl an Klettergärten und Klettersteigen steht zur Auswahl, schon vom Zentrum aus gibt’s einen felsigen Vorgeschmack. Besonders spektakulär sind die wilden Wasser der Saalach, die es in Weißbach in gleich mehreren Klammen zu erleben gibt.
Tipp: Mit drin im Kombiticket von Seisenberg- und Vorderkaserklamm ist auch die längste Durchgangshöhle der Welt, die Lamprechtshöhle.
Hüttschlag – Hoch hinaus im Tal der Almen
Weiter geht unsere Reise in den Pongau, ins Großarltal. Dass sich darin ein prädestiniertes Bergsteigerdorf befindet, lässt sich schon bei der Einfahrt ins Tal leicht erahnen. Die schroffen Felsen hinter der „Alten Wacht“ flößen einem schnell jenen Respekt ein, den solch würdevolle Orte verdienen. Bewegt man sich taleinwärts, so wird nach dem malerischen Hauptort Großarl bald klar, dass es näherkommt, das Bergsteigerdorf Hüttschlag. Immer wuchtiger erscheint das Massiv, immer steiler, immer näher – die „Hüttschlager Wand“, wer sie nicht beklettert, der bestaunt sie einfach.
Schon das Ortszentrum liegt auf über 1.000 Metern Seehöhe, vom 2.886 Meter hohen Keeskogel lässt sich dann auf fast alles erhaben herunterblicken. Und doch muss nicht immer nur hinauf, wer was erleben möchte. Ein herrliches Vorankommen gibt es auch entlang der vielen Weitwanderwege, die zwischen Radstädter Tauern und Ankogelgruppe durch dieses idyllische Bergsteigerdorf führen – neben dem Salzburger Almenweg auch der Tauernhöhenweg und der Goldgräberweg. Für reichlich Stärkung auf den alpinen Routen sorgen ganze 40 bewirtschaftete Almen – welch Versorgungsdichte in so luftigen Höhen?!
Tipps:
- Entdeckt die neue Nationalpark Streetart Gallery an der langen Steinmauer unterhalb des Gemeindeamtes! Dort sind seltene, fliegende Tiere aufgemalt – besser gesagt nur deren Flügel. Den Platz des Körpers der Tiere könnt ihr selbst einnehmen und so tolle Fotos von euch als Steinadler, Bartgeier oder Schmetterling schießen.
- Die Höhenlage macht Hüttschlag im Winter zur perfekten Destination für Skitourengeher und Langläufer – die Hüttschlag-Loipe beginnt nahe am Ortsgebiet und steht dank hoher Schneesicherheit über besonders lange Wintermonate zur Verfügung.
Göriach – Salzburgs jüngstes Bergsteigerdorf
Zum Abschluss bleiben wir umgeben von den Radstädter Tauern, reisen aber weiter in den Lungau. Salzburgs kleinster Gau ist seit 2012 UNESCO Biosphärenpark und mit Göriach künftig auch vertreten in der Liste der Bergsteigerdörfer. Unter dem Motto „Paradiese sind klein“ hat sich die 348-Seelen-Gemeinde beworben – mit Erfolg, weshalb ihr jetzt die Ehre zuteil wird, Salzburgs jüngstes Bergsteigerdorf zu sein.
Überzeugen konnte man die Initiatoren mit Besonderheiten wie dem Göriacher Hüttendorf. Dieses historische Almdorf mit seinen neun Hütten liegt auf 1.430 Metern Seehöhe, etwa 9 Kilometer hinter der kleinen Ortschaft. Die Hansalalm lädt dort mit feinen Schmankerln zur Rast, wobei es für Bergsteiger von da an erst so richtig losgeht: für die sportlichsten unter ihnen auf den Hochgolling, den mit seinen 2.862 Metern höchsten Berg der Niederen Tauern. Es reicht aber schon die Wanderung zu den Landawirseen und der gleichnamigen Hütte auf knapp unter 2.000 Meter um das Gefühl besonderer Urlaubsqualität in den Alpen zu spüren und ganz sicher zu sein: Hier atme ich die Luft eines echten Bergsteigerdorfes!
Nur 1.688 Einwohner zählen die drei Salzburger Bergsteigerdörfer – zusammen. Den Göriacher Leitsatz können wir nach unserem Streifzug durch diese alpinen Perlen unseres Landes nur unterstreichen und ergänzen: Paradiese sind klein – und ganz besonders!