Bei einem Bummel durch die Salzburger Altstadt kommt man unwillkürlich daran vorbei. Die Rede ist von den Pferdeschwemmen. Und davon gibt es immerhin zwei. Im 18. Jahrhundert gab es sogar drei – die zum Schloss Mirabell gehörige Mirabellschwemme in der Neustadt fiel 1818 allerdings einem Stadtbrand zum Opfer.
Also zurück in die Altstadt. Beginnen wir im Festspielbezirk. Direkt am Neutor, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hofstallgasse befindet sich die erste der beiden noch erhaltenen Pferdeschwemmen. Aber wieso eigentlich Pferdeschwemme? Außer den braven Fiakern, die geduldig dem Verkehr trotzen und Touristen durch die Straßen ziehen, ist ja in der Stadt von Pferden nichts zu sehen.
Die Marstallschwemme
Vielleicht gibt ja der Name „Hofstallgasse“ Auskunft? Und tatsächlich, da wo sich heute während der Festspielzeit die Prominenz tummelt, stand ursprünglich der Hofmarstall der Salzburger Fürsterzbischöfe. Und auch die Felsenreitschule, die heute ebenfalls für Kulturveranstaltungen genützt wird, war einmal genau das, worauf der Name hinweist. Da die edlen Tiere ja auch getränkt und gesäubert werden mussten, ließ Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun 1696 an dieser Stelle die erste Pferdeschwemme errichten. Um den dahinter liegenden, ebenfalls zum Hofmarstall gehörigen Schüttkasten zu verbergen, wurde kurzerhand eine eigene Rückwand errichtet.
Natürlich ließen es sich die damaligen Herrscher von Salzburg nicht nehmen, sich in ihren Bauwerken zu verewigen. Das Standbild in der Mitte der Schwemme mit der Skulptur des Rossebändigers, ziert unübersehbar das fürzerbischöfliche Wappen. Ebenso das Satteltuch, das den Rossbändiger mit dem Pferd verbindet.
Auf der Rückwand sind noch heute kunstvolle Pferdefresken zu bewundern. Diese stammen im Original aus dem Jahr 1732, als Fürsterzbischof Firmian die Pferdeschwemme umbauen ließ. Aus dieser Zeit stammt auch die, das Becken umgebende, Ballustrade aus Marmor. Zwischenzeitlich wurden die Malereien übertüncht, Anfang des 20. Jahrhunderts aber wieder freigelegt, rekonstruiert und restauriert. Wenn man das Gesamtbild der eindrucksvollen Pferdeschwemme ein wenig auf sich wirken lässt, fällt es gar nicht so schwer, sich vorzustellen, welch beeindruckendes Schauspiel es gewesen sein muss, als die Pferde hier durchgeführt wurden.
Die Kapitelschwemme
Nicht minder beeindruckend und doch gänzlich anders zeigt sich die Pferdeschwemme am nahen Kapitelplatz. An der Stelle der heutigen Schwemme stand schon im 17. Jahrhundert ein Brunnen, der mit einem Pegasus geschmückt wurde. Gemeinsam mit dem Umbau der oben genannten Marstallschwemme ließ Fürsterzbischof Firmian 1732 diesen Brunnen ebenfalls zu einer Schwemme umbauen. Die gut sichtbare lateinische Inschrift in goldenen Lettern „Leopoldus prinzeps me exstruxit“ weist genau darauf hin. Für alle Nicht-Lateiner, die Inschrift lautet übersetzt: Fürst Leopold hat mich errichten lassen.
Im Mittelpunkt dieser weitläufigen Schwemme, die ebenfalls von einer marmornen Ballustrade umgeben ist, steht der Meeresgott Neptun mit seinem Dreizack. Auf einem Meeresross stehend reitet er über das aufgepeitschte Meer. Da passt das beständige Plätschern des Wassers, das unter anderem aus den Nüstern des Pferdes spritzt, ausgezeichnet dazu.
Wir empfehlen, einfach mal innehalten statt (achtlos) vorbeihasten und die Geschichte auf sich wirken lassen.
Fotos © Hammerl