Manche von ihnen nennen sich Kommissär oder Junggesellenpräses, andere Bischof, Syndicus oder Herbergsvater. Männlich sind sie alle und gemeinsam mit 900 anderen Tamswegern bilden sie Österreichs älteste Bruderschaft. „Die Vereinigten (Lungauerisch: Varoanegtn) zu Tamsweg“. Gegründet im Jahr 1737, prägen sie bis heute den Lungau und sind aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben Salzburgs südlichstem Gaues schon seit Jahrhunderten nicht mehr wegzudenken.
„Die Vereinigten zu Tamsweg sind eine Bruderschaft, welche alle ihre Mitglieder zusammenführt und vereint, mit dem Ziel, alles zu tun, um das gegenseitige Verstehen zu fördern und zu wahren, Gott zu achten um dem Wohle unserer Heimat Tamsweg zu dienen“, so der Leitspruch der Bruderschaft aus dem Gründungsjahr 1737. Anno dazumal beklagten sich drei Gewerbetreibende, der Riemer Johann Georg Kopfmüller, der Binder Jakob Ferner und der Weißgerber Johann Josef Löcker, über die fehlenden Zünfte ihrer Gewerbe und über die fehlende Zunftfahne, hinter der sie bei den Fronleichnamsprozessionen gehen konnten. Also gründeten sie einen eigene Handwerkervereinigung. Von Beginn weg hielt man die gegenseitige Achtung und Hilfe der Mitglieder für eine der höchsten Prämissen und frei nach dem Motto „Bleib‘ treu den alten Sitten“, halten auch heute noch die Vereinigten diese „Gründungswerte“ hoch. Streitigkeiten unter den Mitgliedern sollen tunlichst vermieden werden und wenn doch einmal eine Meinungsverschiedenheit entsteht, dann sind sie angehalten, diese im Vier-Augen-Gespräch zu klären und aus der Welt zu schaffen.
Auch wenn die Vereinigten das ganze Jahr über aktiv sind, sich regelmäßig in kleinen und auch großen Gruppen treffen, hinter den Kulissen sicherlich auch das ein oder andere Geschäft unter den Mitgliedern ausgehandelt wird, so ist es doch eine ganz spezielle Woche alle drei Jahre, in der die Bruderschaft das öffentliche Leben der Bezirkshauptstadt Tamsweg übernimmt. Die sonst so ruhige, fast schon idyllische Ortschaft wird dabei völlig aus den Angeln gehoben. Pünktlich am Neujahrstag treffen sich die Vereinigten zum Andingen in der Herberge, dem Stammwirtshaus. An diesem Tag wird auch der neue Kommissär aus den eigenen Reihen gewählt. Weiter geht’s dann üblicherweise mit der Bärenvesper, einem Umzug, der zu Ehren des neuen Kommissärs abgehalten wird und bei dem rund 20 große Festwägen aus seinem Leben erzählen. Diese sind üblicherweise bis zu 20 Meter lang und fünf Meter hoch und werden in hunderten von Arbeitsstunden von den Mitgliedern gebaut. Beim Umzug werden Besucher auf den Wagen bewirtet. Üblicherweise findet er seit ein paar Jahren am Sonntag der Festwoche statt. Dann am Dienstag, dem eigentlichen Jahrestag, trifft man sich zum gemeinsamen Kirchgang, später wird zum Vereinigten-Ball geladen. Am Mittwoch geht’s dann hurtig weiter und so wird beim Maschgera maskiert durch alle Gasthöfe und Kommissärhäuser gezogen. Die Junggesellen verlängern die Woche noch am Donnerstagabend mit dem Gestrigen-Tag-Suchen, wo sie heulend und jammernd durch die Gassen der Stadt ziehen. Der letzte Programmpunkt des Vereinigtenjahres ist das Abroaten. Dieses ‚Abrechnen‘ und ein finales gemeinsames Mahl finden am ersten Samstag der Fastenzeit statt.
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