In sattem Rot-Orange hängen die Vogelbeeren im Herbst von den Bäumen, so verleihen sie der Natur einen besonderen Farbklecks und locken nicht nur die Vögel an. Auch die Bauern freuen sich über die reichliche Ernte, um aus der Frucht der Eberesche Hochprozentiges zu brennen. Auf der einen Seite als verdauungsförderndes Digestif gefeiert, hält sich auf der anderen Seite das hartnäckige Gerücht, die Vogelbeere sei giftig.
Fast jeder kennst sie oder hat sie zumindest schon einmal wahrgenommen, denn gerade im Herbst verleiht die Vogelbeere, auch als Eberesche bekannt, viele Regionen im SalzburgerLand diese besondere Farbe. Viele Geschichte, Mythen und ein zweifelhafter Ruf ranken sich um die leuchtend rote Vogelbeere. Ein guter Zeitpunkt, dem hier auf den Grund zu gehen.
Wie giftig ist die Vogelbeere wirklich?
Um diese Jahreszeit kommt auch immer wieder die Frage auf: Kann man Vogelbeeren essen? Für mich als Kräuterfrau ist die Eberesche auch immer wieder ein Thema bei meinen Kräutertouren durch den Pongau. Erstarrte Blicke ernte ich da schon hin und wieder, wenn ich mir eine dieser bitteren Beeren in den Mund stecke, gepaart mit Angst, ich falle jeden Moment tot um. Denn eines der hartnäckigsten Gerüchte ist auf jeden Fall jenes, sie sei giftig.
Die Dosis macht das Gift
Die Antwort auf die Frage, ob die Vogelbeere essbar ist kann ich allerdings mit einem klaren „Ja“ beantworten. Man kann. Sie schmeckt in rohem Zustand nicht süß und lecker wie Himbeeren, nein. Im Gegenteil, sie ist bitter-herb und viele davon bekommt man frisch gepflückt vermutlich auch nicht runter, das muss ich zugeben. Zu ihren Inhaltsstoffen zählen Apfelsäure, Weinsäure und Vitamin C , vor allem die enthaltene Säuren lassen die Schleimhäute zusammenziehen. Rohe Beeren gelten laut Volksheilkunde als stark ausscheidend und wurden unter anderem bei Gicht und Rheuma verwendet. Ein hoher Konsum an rohen Beeren kann zu starkem Erbrechen und Durchfall führen. Die Pascorbinsäure, der Inhaltsstoff der dies auslöst, ist vermutlich auch der Auslöser des hartnäckigen Gerüchts, sie sei giftig. Die gute Nachricht, er wird beim Kochen und Trocknen zerstört und somit sind die Vogelbeeren danach besser genießbar und sorgen auch in großen Mengen nicht für böse Nebenwirkungen.
Giftig ist sie also keinesfalls, hier gilt, wie so oft „Die Dosis macht das Gift.“, wie schon Paracelsus sagte. Und richtig zubereitet ist sie ein kulinarisches Highlight. Wenn man mich fragt, haben das Gerücht sie sei giftig vielleicht sogar einst die Schnapsbrenner erfunden, um sicher zu stellen, dass die heiligen Beeren nicht von den Menschen weggegessen werden, bevor diese in der Destille landen.
Auf ein Schnapserl!
Vogelbeerschnaps gehört zu den beliebtesten im Land. Dazu startet im Herbst die Ernte. Dieses Abwarten hat allerdings ein großes „aber“: Denn auch die Vögel wissen die Qualität der Vogelbeere zu schätzen und nutzen diese als gute Nahrungsquelle. Wer also sicher gehen will, genug Beeren zu sammeln, kann das Abwarten auf den ersten Frost oft nicht riskieren. Vogelbeerschnaps gehört wegen seiner geringen Ausbeute zu den Teuersten im Lande und wird vor allem gerne bei Magen- und Verdauungsstörungen getrunken.
Die Vogelbeere in der Küche
Doch die Vogelbeere kann man nicht nur als Schnaps genießen, sie ist eine kulinarische Köstlichkeit, eine helfende Heilerin und eine Vitamin C-Bombe. Da die Vogelbeeren sehr bitter sind, sollten sie im Idealfall für die Verwendung in der Küche erst nach dem ersten Frost geerntet werden, da dieser die Bitterkeit mildert. Tipp: Wer die Vogelbeere zuhause weiterverarbeiten will kann diese allerdings für zwei Tage einfrieren oder über Nacht in Essig einlegen. Auch beim Trocknen wird die Bitterkeit abgebaut. Kulinarisch können die Vogelbeeren als Tee, Marmelade oder Saft verarbeitet werden. Ein tolles Rezept hat uns auch die Salzburger Kräuterfrau Monika Rosenstatter verraten, sie zaubert aus den Beeren einen köstlichen Vogelbeersenf.
Ebereschensenf nach Monika Rosenstatter
- 500 g Ebereschenbeeren – über Nacht in Essig eingelegt
- 500 g Birnen- oder Apfelstücke
- 250 ml Apfelessig
- 200 ml Birnendicksaft oder Apfelsaft
- 1 kg Zucker
- 3 EL gemahlene Senfkörner
Die Früchte, welche über Nacht in Essig eingelegt wurden, dadurch entbittert sind, werden mit den Birnen, dem Essig, Apfelsaft und Zucker weichgekocht. Ist alles schön sämig, dann kann püriert werden. Nun wird in die heiße Masse noch das gemahlenen Senfpulver eingerührt und in sterile Gläser abgefüllt.
Weitere Anwendungen
Neben den Beeren, die wahre Vitaminbomben sind und die Nierentätigkeit anregen, können aber auch die Blätter und Blüten verwendet werden. Blüten können zu Tee oder zu Sirup verarbeitet werden. Blätter werden gern getrocknet und als Tee bei Durchfall empfohlen.
Gerne nennt man die Vogelbeere auch Hüterin der Edelsteine und Harze und früher war sie bei unerfülltem Kinderwunsch die erste Wahl. Als Räucherwerk ist die Vogelbeere fast in Vergessenheit geraten: Ob als Wunschbeere ins Lagerfeuer geworfen oder am Räucherstövchen mit angenehmen frischen Duft legt sich ihr Schutzmantel über den Raum.
Wissenswertes & Magisches
Die Vogelbeere oder Eberesche, Sorbus aucuparia zählt zu den Rosengewächsen und gehört botanisch gar nicht zur Familie der Esche. Der Name kommt daher, dass die Blätter sich ähnlich sehen. Sie ist ein sehr genügsamer robuster Baum, welcher bei uns in der Alpenregion heimisch ist oft an Straßen und Wegen zu sehen, aber auch in lichten Laub- und Nadelwäldern zuhause. Sie zählt als Schutzbaum vor Gewitter und ist tatsächlich auch statistisch weniger oft von Einschlägen betroffen als andere Bäume. Um sich vor Dämonen und anderem Unheil zu schützen wurden Kränze und Sträußchen mit Vogelbeeren gerne in die Fenster gehängt.