Meist sind die herrlichen Almen der Grund, weswegen Gäste aus Nah und Fern den Naturpark Weißbach im Salzburger Saalachtal besuchen. Dabei sind es die Wälder, die dem Naturpark sein markantes Gesicht verleihen.
Fast zwei Drittel der Fläche des Naturpark Weißbach sind mit Wald bedeckt. Vom Tal bis in die höheren Lagen geben die Standorte und deren Bedingungen die unterschiedlichen Waldgesellschaftstypen vor. Dabei spielt die jahrhundertelange Nutzung, vor allem durch die Salinenwirtschaft, eine große Rolle. Sie prägt die Wälder des schönen Naturparks bis heute, weil der Anteil an Fichten künstlich stark erhöht wurde. Das hat vielfältige Gründe, wie wir von David Schuhwerk, dem Geschäftsführer des Naturpark Weißbach, bei unserem Besuch erfahren.
Die Fichte als wichtiger Baum der Salinenwirtschaft
„Die Fichte wurde gegenüber den Laubhölzern bevorzugt, weil diese durch den höheren Brennwert die Nähte der Kupferkessel, in denen die Sole erhitzt wurde, zum reißen brachte“, erklärt uns David. „Außerdem war die Holztrift über die Flüsse zu den Salinen im Norden mit den gut schwimmenden, weicheren Nadelhölzern viel besser zu bewerkstelligen.“ Die Aufforstung und der Anwuchs auf den großen Kahlschlagflächen bevorzugte ebenfalls die Fichte, so David weiter. „Die eigentlich in der montanen Stufe vorherrschenden Buchen-Tannenwälder brauchen als Schattbaumarten ein, zumindest teilweise, vorhandenes Blätterdach, das die jungen Bäume vor starken Frösten schützt.“ Zu guter Letzt sorgte der Verbiss durch Wildarten, die die weicheren und nährstoffreicheren Knospen, Tannennadeln und Buchenblätter bevorzugen, für eine Entmischung, also eine Trennung dieser wichtigen Klimaxbaumarten. Weil die künstlichen Fichtenwaldstrukturen relativ anfällig gegenüber Windwürfen und Borkenkäferkalamitäten sind, ist ein Wandel hin zu artenreichen und naturgemäßeren Beständen nötig – auch, was Artenvielfalt und Klimaprognose betrifft.
Wanderung zu Schluchtwald und Bergmischwäldern
Was macht die verschiedenen Waldgesellschaften aus? Welche typischen Zeigerarten kommen in den jeweiligen Gesellschaftstypen vor? Welchen Einfluss haben Böden, Höhenlage und Klima? Wie zeigt sich der anthropogene Einfluss auf die Wälder des Naturparks? Diese und andere Fragen konnten wir während unserer Wanderung durch den Naturpark anschneiden und dabei einen eindrucksvollen Schluchtwald, alte Buchenwaldreste und überprägte Bergmischwälder bewundern.
Bergulme und Hirschzunge: Raritäten im Schluchtwald
Dabei zeugen die Naturwaldreste und einzelne, besonders stattliche und alte Baumindividuen von dem Arten- und Lebensraumreichtum, der eigentlich bei uns vorkommen würde. Ein Schluchtwald wie der entlang der Seisenbergklamm kommt beispielsweise äußerst selten vor. Er beeindruckt unter anderem durch das Vorkommen von seltenen Laubbäumen, wie Bergulmen, Sommerlinden und Bergahorn. Die kühl-feuchten und nährstoffreichen Standortsbedingungen sorgen für ein ganz besonderes Wachstumsmilieu, erklärt uns David. Dieses Milieu zeigt sich im Vorhandensein einer ganz besonderen Flora: Hirschzunge, Mondviole, Gelber Eisenhut und viele andere Arten profitieren von diesem Lebensraum und gedeihen hier prächtig.
Ein märchenhaftes Stück Heimat
Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit haben es sich hier auch zahlreiche Epiphyten, das sind sogenannte Aufsitzerpflanzen, auf den Stämmen und Ästen der größeren Bäume gemütlich gemacht. Hellgrüne Moose, graue Flechten und dunkelgrüne Farne vervollständigen das Bild und wirken, als hätte sie ein müßiger Künstler in den Wald gemalt. Sie verleihen dem Schluchtwald ein beinahe zauberhaftes Aussehen – wie aus einer Fabel von den Gebrüdern Grimm. So haben wir bei unserem Ausflug in die Wälder des Naturpark Weißbach im SalzburgerLand nicht nur viel gelernt, sondern auch ein märchenhaftes Stück Heimat entdeckt.
Fotocredits: © Naturpark Weißbach