Sanfter und bedächtiger – aber genauso beeindruckend. Die Krimmler Wasserfälle bieten auch an klirrend kalten Wintertagen ein faszinierendes Naturschauspiel, besonders wenn sie spätabends einmal die Woche in helles Licht tauchen.
Mit Fackeln durch Krimml
Vor dem Musikpavillon, im Ortskern von Krimml, ist alles angerichtet. Dutzende weiße Fackeln stecken in einem langen Holzbrett. Jeden Mittwoch um kurz vor halb neun werden sie von den Mitarbeiterinnen des Tourismusverbands Krimml entzündet. Sobald alle Teilnehmer:innen eine flackernde Lichtquelle in der Hand halten, stellt sich Wanderführer Walter vor. Mit wichtigen Sicherheitstipps und der Aussicht auf einen beeindruckenden Tagesausklang beendet er seine kurze Ansprache auch schon wieder und marschiert los. Und mit ihm ein kleines Lichtermeer.
Vorbei an beleuchteten Haus- und Hotelfenstern, funkelnden Lichterketten und geschmückten Tannenbäumen geht es noch kurz durch die Ortschaft, bevor wir auf den breiten Gehweg einbiegen, der uns direkt zu den Wasserfällen bringen wird. Die tanzenden Flammen der Fackeln werden zu den stillen Stars der Dunkelheit, während Kerzenrauch und Atemwölkchen lustige Figuren in die frische Winterluft malen. Vorne ertönt heiteres Gelächter, hinten ist nur das Knirschen der Schuhe im Schnee zu hören.
Die sanften Klänge des Winter-Wasserfalls
Bald wenden wir unseren Blick von den reflektierenden Schneebändern der Bergspitzen vor uns ab und folgen Wanderführer Walter Richtung Krimmler Wasserfälle. Obwohl noch zehn Minuten Gehzeit vor uns liegen, spitzen wir die Ohren. Denn wer die Krimmler Wasserfälle vom Sommer kennt, wird sich fragen, wann ihn das tosende Rauschen einhüllt. Und es lässt nicht lange auf sich warten: Im Winter hört es sich zwar ruhiger und gemächlicher an, aber dafür, dass rundherum alles in Eis erstarrt ist, durchaus imposant.
In Zahlen ausgedrückt: Während im Sommer rund 25.000 bis 30.000 Liter Wassermassen pro Sekunde die drei Felsstufen hinabschießen, ist die Wasserführung im Winter mit nur 300 bis 400 Liter pro Sekunde verhältnismäßig gering. Und doch bietet sich uns ein spektakulärer Anblick, als der beleuchtete unterste Wasserfall ins Blickfeld rückt. Wie ein fließendes Band schiebt sich das Wasser nach unten, begleitet von einem friedvollen Winterrauschen.
Über 380 Meter hoch sind die Krimmler Wasserfälle, und damit die größten Europas. Dass sich dort vor allem in den Sommermonaten derart große Wassermengen sammeln, ist den vielen vergletscherten Berggipfeln des Krimmler Achentals zu verdanken.
Genießen und staunen
Alle interessanten Hintergrundinfos und Zahlen zum Naturschauspiel vor uns kommen von Wanderführer Walter. Auf der Plattform an den untersten Wasserfällen teilt er sein Wissen mit uns, hält seine Redezeit aber bewusst kurz, denn wichtiger ist ihm eins: Genießen und Staunen! Wer aber mehr über die Wasserfälle und die bewegende Geschichte des Krimmler Achentals erfahren möchte ist gut beraten, mit Walter ein Pläuschchen zu halten.
Für heute übergibt er das „Wort“ an das Rauschen der Wasserfälle – und an Musikant Hannes, der zwischendurch ein paar Polkaständchen aus seiner Ziehharmonika quetscht und damit einige Pärchen zum Tanzen animiert. Wenn es die Corona-Situation erlaubt, befinden sich auf der Plattform außerdem Punschstände der heimischen Gastwirte, die das Wasserfall-Publikum mit wärmenden Getränken versorgen.
Mit einem letzten Blick zurück verabschieden wir uns schließlich von den Wasserfällen. Dieses Mal sind wir uns alleine überlassen und folgen dem beleuchteten Weg heimwärts. Vorbei an riesigen Nadelbäumen, die in Mondscheinnächten mit dunklen Silhouetten am Nachthimmel hervortreten, vorbei an den Krimmler Häusern und Hotels, hinter deren Fenster es großteils schon dunkel ist. Bis es heißt Fackel ablöschen und sich in Gedanken vom sanften Rauschen des Winter-Wasserfalls in den Schlaf begleiten zu lassen.
Fackelwanderung zu den Krimmler Wasserfällen
jeden Mittwoch von Ende Dezember bis Mitte März
Anmeldung beim Tourismusbüro Krimml
Tel. +43 6564 7239 0