Mitten in der Stadt, doch weit über seinen Dächern befindet sich das Johannes-Schlössl hoch oben auf dem Mönchsberg. Es ist das Gästehaus der religiösen Gemeinschaft der Pallottiner. Seit 85 Jahren kommen Besucher an den ruhigen Ort, um sich zu besinnen oder auch nur einmal gründlich Abstand von allem dort unten zu gewinnen. Wer hätte gedacht, dass sich sowas im Zentrum Salzburgs finden lässt.
Wer suchet, der findet: Unterwegs auf dem Mönchsberg
Etwas verwinkelt aber hoch erhobenen Hauptes kann man das Pallottiner-Kloster schon von weitem sehen. Als ich auf eher unübliche Weise über einen Waldweg dorthin gelange, erkenne ich an einem überdimensionalen Symbol sofort, dass ich hier wohl richtig bin. Ein großes Kreuz hängt an dem Gemäuer.
Durch das Eingangstor hindurch, erschließt sich den Besuchern des Klosters ein unangestrengt und schlicht angelegter Garten auf dessen Bänke und Stühlen man im Sommer sicher gut die Sonne genießen kann. Jetzt im November ist es dafür allerdings entschieden zu kalt – ich begebe mich zur großen breiten Tür mit dem Schild „Rezeption“. Bevor ich dort bin, öffnet sich die Tür, und vier junge Frauen samt Steppjacken und Rollkoffern spazieren hinaus. Mit Wehmut, wie die Regensburgerinnen erzählen, müssen sie den Urlaub nun beenden. Hat es ihnen gefallen? Ja, sehr. Und was besonders? Die tolle Aussicht von hoch oben über die ganze Stadt. Und: Die Ruhe.
„Die Ruhe, das ist das Besondere hier.“ Dieser Satz sollte mir noch lange nachhallen, als ich bereits in das warme Haus eingetreten war. Alois Schwarzfischer ist einer der drei Patres und Brüder, die hier leben und arbeiten. Er nimmt sich die Zeit, um mich im Haus herumzuführen.
Wahres Schloss-Feeling
Bald schon ist klar: Es handelt sich tatsächlich um ein Schloss. Verwinkelte Gänge und Gässchen, Wendeltreppen und Zimmertüren, wo man sie nicht erwartet hatte, wirken wie aus einem vergangenen Zeitalter. Ebenso der riesige Speisesaal, dessen Deckenhöhe der einer Kirche anmutet. Tische mit Stühlen stehen hier Reih an Glied, ein bisschen erinnert mich das ganze an eine geschrumpfte Version des Speisesaals von Hogwarts aus Harry Potter. Nur dass hier ein riesiger Jesus am Kreuz und eine Marienstatue über die Speisenden schauen.
Am Frühstücksbuffet sind die Brotmesser bereits gezückt und die vollautomatische Kaffeemaschine leuchtet einladend. Von 7.30 bis 10 Uhr gibt es hier Frühstück, auch mittags und abends wird für die Gäste gekocht. Dabei wird auf Sonderwünsche eingegangen. „Wenn jemand Vegetarier oder Veganer ist, wenn er Allergien hat – das alles wird bei uns gerne berücksichtigt“, erzählt die Direktorin des Hauses, Ursula Schock.
Auch sonst wird sehr auf das Wohl der Gäste geschaut. Eine morgendliche Begrüßung der Neuankömmlinge durch Pater Schwarzfischer höchstpersönlich über mit Betthupferln angerichtete Zimmer bishin zu einer hübsch hergerichteten Rezeption, an der man alles Wissenswerte über Salzburg in Erfahrung bringen kann. Es gibt Einzelzimmer zum Preis für 50 € und Doppelzimmer für 100 €. Das Frühstück ist dabei inbegriffen. Ein Fernseher steht zwar nicht im Zimmer, kann aber bereitgestellt werden. „Die meisten Gäste sind allerdings froh darüber“, so Ursula Schock.
Stellt sich nur noch die Frage: Wer sind denn nun die Pallottiner, die Gastgeber des Johannes-Schlössl? „Wir sind kein Orden wie die Franziskaner, sondern eine Glaubensgemeinschaft. Wir gehören also keinem festen Kloster an, sondern können unsere Niederlassung wechseln und in verschiedenen Häusern leben“, erklärt Pater Schwarzfischer. Neben Österreich und Deutschland sind die Pallottiner auf der ganzen Welt, über Amerika und Indien bis nach Australien verbreitet. Letztlich geht es in der religiösen Gemeinschaft um eins: „Gemeinsam den Glauben an Gott zu feiern.“
Man muss nicht religiös sein
Obgleich man sich mit drei Patern und einem Bruder das Dach teilt, brauchen Gäste weder Bekehrung noch Belehrung zu fürchten. „Bei uns muss keiner an irgendwas glauben oder einer Religion angehören. Hier ist man einfach Gast“, beschreibt es Ursula Schock. Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: „Auch Unverheiratete kriegen bei uns ein Doppelzimmer.“ 17 Menschen, darunter zwei Köche, lassen das Schloss ohnehin mehr als Hotelbetrieb denn als Kloster wirken.
Zur Messe um 6.30 Uhr muss niemand antreten, der nicht will, doch ein späterer Besuch in der hauseigenen Kapelle lohnt sich durchaus. Über eine lange Wendeltreppe mit über 70 Stufen gelangt man auf höchsten Punkt des Schlosses: Die Dachterrasse, von der man einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt zur einen und den Mönchsberg zur anderen Seite hat. Und – so verwinkelt, wie das Schloss ist, gibt es sicherlich noch viele weitere Schätze zu entdecken.
Wer sind die Gäste im Hause der Pallottiner? „Seminare von Firmen finden hier ebenso statt wie auch Chor- oder Theaterwochen. Es kommen viele, um privat wieder zu Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Und dann wiederum haben wir auch Pilgerreisende da. Die einen auf dem Jakobsweg; die anderen sogar auf ihrem Weg nach Jerusalem!“
Die vier Regensburgerinnen sahen in der Tat sehr erholt aus, wie sie aus den warmen vier Wänden des Klosters hinaus in die Weiten des frühwinterlichen Mönchsbergs stapften. Vielleicht probiere ich sie eines Tages auch mal aus, diese Ruhe.
Weitere Infos: www.johannes-schloessl.at
Mönchsberg 24
5020 Salzburg
Österreich
Tel.: +43(662) 84 65 43 – 0
office-salzburg@pallottiner.at