Sie suchen ganz bewusst die Einsamkeit, haben aber trotzdem keine Scheu vor dem täglichen Umgang mit Menschen und würden sich gerne in eine seit 1664 fast ununterbrocheneTradition einreihen? Dann könnten Sie in Saalfelden bald Ihren Traumjob finden. Denn die Einsiedelei hoch über der Stadt, abgeschieden und doch von vielen Menschen besucht, wird ab April 2020 neu besetzt.
Was heißt es, Tag und Nacht am Berg zu verbringen, Einsamkeit und Geselligkeit jeden Tag in Kombination zu leben und welchen Herausforderungen sollte man als Einsiedler gewachsen sein? Fragen wie diese werden ab April 2020 für den neuen Eremiten am Palfen tägliche Realität.
Gott und den Menschen nahe sein
In den vergangenen Jahren nannte der Belgier Stan Vanuytrecht (61) die schlichte Bleibe auf über 1.400 Metern Seehöhe sein Zuhause. Hatte für die Pilger, die zum Bildnis des Heiligen Georgs, des Schutzpatrons der Tiere, kamen, ein offenes Ohr. Außerdem wusste er allerlei Geschichten zu erzählen. Meist fand man den durch und durch zufriedenen Menschen auf der Holzbank vor der Kirche sitzend. Sowohl das Gesellige, als auch das Schweigen waren ihm nicht fremd.
Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich leider dazu entschließen, nicht mehr in die Einsiedelei zurückzukehren. In seiner Heimat wird er sich fortan einem Priesteramtsstudium widmen. Per Brief informierte er die Pfarre Saalfelden über seinen Entschluss und bedankte sich „für die wundervolle Zeit bei den Menschen in Saalfelden“. Die Zeit in der Eremitage habe ihn mit großer Freude erfüllt. Wir wünschen diesem besonderen Menschen alles Gute und bedanken uns für seine wertvollen Dienste im SalzburgerLand.
Eine nicht alltägliche Stellenausschreibung
Nun ist man in Saalfelden abermals auf der Suche nach einem Eremiten. „Wir suchten einen in sich ruhenden Menschen, der bereit ist zum Gespräch. Er soll sich aber nicht aufdrängen“, erzählt Dechant Alois Moser aus Saalfelden über die Eigenschaften, die der neue Einsiedler mitbringen sollte. Bereits seit dem 16. Jahrhundert wird die am schroffen Felsen gelegene Klause von gläubigen Menschen bewohnt. Allesamt suchten sie ihr Glück in der Einsamkeit und wollten auf diesem Weg Gott näherkommen.
Das karge Leben ist sicherlich nicht jedermanns Sache und möge wohlüberlegt sein. Schließlich muss man zur Gänze auf Strom und fließendes Wasser verzichten, bekommt kein Gehalt und muss in der Lage sein, für seinen Lebensunterhalt selbst aufzukommen. Dafür sei man mit viel Zeit für das Gebet und sich selbst gesegnet. Die jährliche Saison auf der Einsiedelei dauert von April bis November und ist auch von der Witterung und den Schneeverhältnissen abhängig. In den Wintermonaten ist die Eremitage unbewohnbar.
Interessenten können sich per Brief im Pfarramt Saalfelden melden . Aus den vergangenen Jahren weiß man hier, dass es nicht einfach ist, einen wirklich passenden Kandidaten für die Einsiedelei zu finden. Auch wenn sich bei der letzten Vergabe 2017 rund 50 Menschen gemeldet haben, war es nur ein Kandidat, der sich schlussendlich als geeignet erwies.
Pfarramt Saalfelden
Lofererstraße 11
5760 Saalfelden
©alle Bilder: Saalfelden-Leogang-Tourismus