Wenn Holzbälle im Astloch verschwinden, über den Ziachschlitten flitzen oder unter der Ackerfurche hindurchkugeln ist man bereits mittendrin beim Embacher Berggolf. Auf elf originellen Spielstationen gilt es hier, den Ball zu versenken. Diese liegen aber nicht direkt nebeneinander, sondern sind auf mehr als fünf Kilometern Wegstrecke verteilt. Wandern und Spielspaß – mit dieser Kombi ist ein herrlicher Tag in der Natur garantiert.
Mit dem Holzschläger quer durch Embach
Die Golfrunde beginnt direkt im Ortskern von Embach. Erste Anlaufstelle: der Embacherhof oder der Krämerwirt. Hier wird die Spielausrüstung ausgegeben. Wir starten beim Krämerwirt und bekommen gleich zwei Berggolfschläger in die Hand gedrückt – einen für Erwachsene und einen für Kinder. Die Form ist einem gewöhnlichen Golfschläger nachempfunden, das Material besteht allerdings zu 100 % aus Holz. Ebenso wie die Berggolfbälle. Zum Schluss gibt es noch einen Spielplan mit Punktetabelle, Regeln und Wegbeschreibung.
Bestens gerüstet, schreiten wir direkt im Garten beim Krämerwirt zum ersten Abschlag. Der erste Versuch, den Ball über eine Rampe nach oben zu schlagen, scheitert. Ein weiterer Versuch. Wieder nichts! Das Gefühl für den Schläger und den Ball wird allerdings besser, das natürliche „Poch“, wenn der Schläger den Ball trifft, vertrauter. Und siehe da: Beim dritten Versuch flitzt der Ball nach oben direkt in die Getreidemühle – und wird klappernd wieder ausgespuckt. Nach einem erfolgreichen Einstand geht es weiter zur Station Nr. 2. Dazu wandern wir einmal quer durch den Ort und folgen dann auf der rechten Seite einem leichten Anstieg bis hinauf zum Berggasthof Pilzegg.
Von Getreidemühle und Milchzentrifuge: Berggolf mit landwirtschaftlicher Geschichte
Das Prinzip beim Embacher Berggolf funktioniert ähnlich wie beim Minigolf: Ziel ist es, den Ball auf der Spielbahn mit so wenigen Schlägen wie möglich einzulochen. Gespielt wird beim Berggolf aber nicht auf Beton, sondern auf alten landwirtschaftlichen Geräten. Putzmühle, Schleifstein oder Pferdekummet: hier bekommen längst in Vergessenheit geratene Geräte ein neues, pulsierendes Leben. Der Ball schlingert durch zwei zu einem U geformte Zugsägen, fliegt in den Kehrpflug oder landet mit einem Pling in Omas Gusseisenpfanne. Infoschilder an jeder Spielstation verraten Namen und Wissenswertes zu den bäuerlichen Geräten.
Natur tanken beim Embacher Berggolf
Vom Berggasthof Pilzegg führt der Weg querfeldein über eine Wiese. Wir fühlen uns, als wären wir mitten in die Natur geworfen worden, obwohl wir doch nur wenige Meter zuvor noch einen Kaffee geschlürft und die Kinder im Trampolin Räder geschlagen haben. Jetzt wandern wir über ein herrlich idyllisches Fleckchen Erde mit einem Ausblick bis weit in den Pongau hinein und dem majestätischen Hochkönigmassiv stets zur Linken. Wir schlendern gemütlich zu den nächsten Spielstationen, jauchzen über Asse und murren über Fehlschläge, wir folgen schattigen Waldpfaden und sonnigen Wanderwegen.
Das Embacher Berggolf ist kein Hetzen von einer Bahn zur nächsten. Es ist gemütlich und entschleunigend, eine Freude für den Körper, eine Wohltat für die Seele. Wartezeiten vor der nächsten Spielstation gibt es nicht. Sollte eine Golfgruppe mal länger zu tun haben, verharrt man einfach in der Natur, pflückt ein paar Walderdbeeren und genießt die Ausblicke. Uns begleiten heute nur emsiges Kuhglocken-Bimmeln, Grillenzirpen und Vogelgesang – und ein paar Aufschreie von der entfernten Golfbahn. Aus eigener Erfahrung wissen wir mittlerweile, dass es sich dabei um Jubelschreie handelt, wenn jemand mit einem einzigen Schlag einlocht. Und siehe da – schon taucht aus dem Wald über uns eine junge Männergruppe auf. Eine Polterrunde, wie uns der Wirt vom Berggolfstüberl später aufklärt.
Bilder: © Regina Langreiter
Rasten und genießen
Beim Stoffbichl, der Spielstation Nummer 6, ist die Hälfte der Golfrunde geschafft und der Weg dreht sich wieder Richtung Ortszentrum. Zwei Stationen weiter, wir versuchen gerade in die Dezimalwaage zu treffen, begrüßt uns ein überdimensionaler Berggolfer. Die riesige Holzfigur lädt im Berggolfstüberl beim Reiterbauer zu einer Erfrischung. Reiterbauer Georg Schett versorgt uns mit Apfelmost-Radler und Limo, Hungrige beruhigen den knurrenden Magen mit herzhaft belegten Broten oder köstlichen Süßspeisen. Im Gespräch mit ihm erfahren wir, dass er an der Entstehung des Embacher Berggolfs mitbeteiligt war: „Vor einigen Jahren kam der Tourismusverband Embach auf die Bevölkerung zu und suchte nach frischen Ideen für Einheimische und Gäste. Gemeinsam mit mehreren Nachbarhöfen hatten wir die Idee für ein Golfspiel mit bäuerlichen Elementen.“
Könnten die Golfschläger sprechen, sie hätten mittlerweile bestimmt viel zu erzählen. Das Berggolf-Publikum ist vielseitig. Es kommen Einheimische und Gäste aus den umliegenden Ortschaften, aber viele reisen auch aus dem Oberpinzgau oder den benachbarten Gauen an, um sich am perfekten Berggolf-Abschlag zu versuchen. Und wenn sie im Berggolfstüberl sitzen, mit einem Durstlöscher in der Hand und der prächtigen Naturlandschaft vor dem Auge, wollen sie oft gar nicht mehr weg. „Sie genießen die Ruhe hier“, erzählt Georg Schett. Und das tun auch wir, bevor wir schließlich zu den letzten drei Spielstationen aufbrechen. Von Spielstation 11, Sonnseitenblick, geht es wieder zurück zum Krämerwirt zur Schlägerrückgabe. Mit rund 5,5 Kilometer in den Beinen, mindestens einem breiten Siegerlächeln und dem unbändigen Glücksgefühl, solch schöne Plätze direkt vor der Nase zu haben.
Embacher Berggolf
von Mai bis Oktober
Erwachsene: € 3,-
Kinder von 7 bis 15 Jahren: € 1,50
Schlägerkaution: € 5,-
Informationen im Tourismusbüro Embach
info@embach.at
+43 6543 7215