Das ratternde Dieselaggregat hat zum Glück großteils ausgedient. Einige Hütten im SalzburgerLand bilden einen bewussten Gegenpol und haben sich als energieautarke Hütten im Hochgebirge positioniert – denn sie wissen, dass die Schutzhütten in ökologisch sensiblen Gebieten stehen und eine nachhaltige Reduktion von Emissionen dort oben eine besondere Wirkung hat.
Die meisten Schutzhütten wurden in einer Zeit erbaut, da es schlicht nicht möglich war, den Energiehaushalt an die Natur anzupassen. Und auch der Anspruch an Komfort der Wanderer war vor über 100 Jahren bei weitem nicht so hoch wie heutzutage. Laut einer Studie der ETH Zürich ist es möglich, dass sich eine Berghütte zu 90 Prozent autark mit Energie versorgt. Dieser Herausforderung haben sich einige Hütten im SalzburgerLand gestellt.
Energieautark am Hochgründeck – das Heinrich-Kiener-Haus
Der rundum Panoramablick verwöhnt das Auge mit über 300 Berggipfeln, der charmante Hüttenwirt den Gaumen mit Bio-Schmankerln. Das Heinrich-Kiener-Haus in St. Johann zählt zu den ökologischsten Hüttenprojekten in Europa, zu den energieautarken Hütten im SalzburgerLand und ist ein Klimabündnisbetrieb. Hüttenwirt Hermann Hinterhölzl entwickelte ein ausgeklügeltes Umweltprogramm für seine Hütte. Er ist ausgebildeter Energieberater sowie Energiemanager und konnte schon zahlreiche Auszeichnungen und Preise im Bereich des Umweltschutzes gewinnen.
Der Strom kommt von den eigenen Photovoltaikanlagen, Windkraftwerk und Sonnenkollektoren. Damit wird das Warmwasser erhitzt und gekocht. Apropos kochen, auf den Tisch kommen nur Biofleisch, Biokäse, Ökosäfte sowie Fair-Trade Kaffee und Tee.
Der nicht sofort benötigte Strom wird in Batterien gespeichert. Sollte die Sonne einmal über den Wolken scheinen, ist die Hütte dennoch bestens versorgt. Für hygienisches Warmwasser ist der 500-Liter-Hygienepuffer am Dachboden verantwortlich. Intelligent genutzt wird auch der Küchenheizungsherd, der mit Holz aus der Umgebung geheizt wird. Er dient als zusätzliche Energiequelle, indem die überschüssige Wärme, die beim Kochen entsteht, in den Puffer gespeist wird. Ist in diesem die Höchsttemperatur erreicht, fließt die Wärme in den Heizkreislauf, womit dann die Gästezimmer beheizt werden können.
Übernachten mit Schlafkomfort und Frischluft
Die Hütte bietet für 37 Personen Platz zum Übernachten. Für euren Schlafkomfort achtet der Umweltschützer auf strenge Umweltkontrollen bei der Anschaffung und später bei der Reinigung der Matratzen. Nicht nur für guten Schlaf, sondern generell für sehr gute, frische Bergluft sorgen Solarluftkollektoren. Diese Technik schützt die Hütte im Winter vor starkem Ausfrieren, im Sommer verbessert sich dadurch das Raumklima im Innenraum.
Eine weitere bedeutsame Erfindung des Hüttenwirts sind seine „Komposttoiletten“. Diese befinden sich sowohl in der Hütte als auch im Freien. Dabei handelt es sich nicht um ein klassisches Plumpsklo. Dies ist eine WC-Anlage, in der auch Küchenabfälle mitkompostiert werden. Dieser Kompost dient als Dünger für Forstkulturen und wird als Schutz vor Verbiss von Schafen und Wild für die Bäume genutzt.
In sieben Stufen reinigt Hermann in „seiner“ Grauwasseranlage das Abwasser aus Küche und dem Waschraum.
Übrigens – wer mit dem e-Bike das Hochgründeck ansteuert, kann während des Aufenthalts sein Bike mit selbst produziertem Ökostrom aufladen.
Energieautarke Hütte im Obersulzbachtal – die Postalm
Inmitten der Hohen Tauern erwartet euch die zauberhafte Postalm im Obersulzbachtal. Trudi und Ernst Pichler versorgen ihre Gäste mit selbstgemachten Köstlichkeiten sowie mit Schmankerln aus der Region. Diese energieautarke Hütte im SalzburgerLand ist mit einigen besonderen Zuckerln für das Hochgebirge ausgestattet: Zwei Infrarot-Saunakabinen, eine Leseecke mit Hausbibliothek sowie ein Trockenraum für Bergschuhe mit Vakuum-Schuhtrockner. Mit ihrem innovativem Konzept konnte Familie Pichler bereits drei Mal die klima:aktiv Auszeichnung gewinnen.
Die Hüttenwirte beziehen das Trinkwasser von einer nahen Quelle, für das Abwasser haben sie eine biologische Kläranlage installiert. Im eigenen Wasserkraftwerk erzeugen Turbinen den benötigen Strom. Ernst und Trudi legen höchsten Wert auf die Senkung des Stromverbrauchs und setzen daher auf Induktionsherde sowie LED-Lampen. Die Wärme gewinnen sie durch eine 60 m2 große Solaranlage auf dem Hüttendach. Auch im Obersulzbachtal scheint natürlich nicht immer die Sonne, dann setzen die Hüttenwirte auf einen Kessel, der mit Stückholz aus der Umgebung geheizt wird.
Sanfte Mobilität sieht auf der Postalm folgendermaßen aus: Als Tälertaxi dienen zwei Allradfahrzeuge des Typs Pinzgauer, die auf Biogasbetrieb umgerüstet wurden. Natürlich erreicht ihr die Hütte auch wandernd oder mit dem Bike.
Energielehrweg Postalm
Passend, dass direkt bei der Hütte der Energielehrweg startet. Entlang dieses Weges lernt ihr alles Wissenswerte über die Energieversorgung im Nationalpark Hohe Tauern. Vom Klimawandel über die Fakten des heutigen Brennstoff-Verbrauchs bis hin zum Treibhauseffekt. Die Demo-Anlage zeigt euch dann konkret, wie Wasserkraft, Solarenergie, Photovoltaik-, Wasserstoff- oder Biogasanlagen funktionieren. Der Audioguide, den ihr bei der Postalm leihen könnt, führt euch spannend entlang dieser Wanderung.
Weiter taleinwärts erfährt und spürt ihr entlang des Gletscherlehrweges die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen hautnah. Die Stationen dokumentieren nämlich den Rückgang der Gletscher in den Hohen Tauern.