Wildromantisch und abwechslungsreich ist eine Wanderung in das Krimmler Achental. Wasser erlebt man hier in all seinen Formen – von sanft plätschernd bis reißend, Gischt versprühend und wild.
Ich starte meine Tour gemütlich mit der Pinzgauer Lokalbahn, die mich von Zell am See auf schmaler Spur bis nach Krimml bringt. Vom Bahnhof sind es nur wenige Gehminuten zu den Krimmler Wasserfällen, dem ersten Highlight dieser Wanderung.
Unbändig wild stürzen die Wassermassen hier über drei Stufen zu Tal. Mit insgesamt 380 m Fallhöhe zählen die Krimmler Wasserfälle zu den eindrucksvollsten und höchsten Fällen Europas. Schon bei der ersten Fallstufe bemerke ich zahlreiche Gäste, die in der Gischt des Wasserfalls auf Bänken Platz genommen haben und entspannen. Auf meine Frage, was sie hier machen, erklären sie: „G’sund durchatmen! Der feine Sprühnebel des Wasserfalls wirkt sich positiv auf die Symptome bei Asthmatikern aus.“ Schadet also nicht, selbst mal einen tiefen Atemzug zu nehmen. So verweile ich hier ein paar Minuten, bevor mich mein Weg weiter über den Wanderweg mit zahlreichen Aussichtskanzeln bis zum Gasthof Schönangerl führt.
Steiler Weg mit lohnender Aussicht
Ab hier wird der Weg nochmal etwas steiler, doch die Aussicht auf die drei Fallstufen lohnt den Aufstieg, denn ist die oberste Steilstufe erreicht, wird der Weg flacher und langsam öffnet sich das Hochtal. Das eben noch so tosende Wasser ist hier immer noch ein schnell fließender Wildbach, doch je weiter ich in das Krimmler Achental hineinwandere, desto ruhiger werden Wasser und Landschaft. Es ist das längste und höchstgelegenste Tal im Nationalpark Hohe Tauern und alte Zirbenwälder säumen die flache Talsohle. Zahlreiche Kühe verbringen ihren Almsommer hier und einige der wiederkäuenden Sommergäste haben ihren heimatlichen Stall in Südtirol. Das erfahre ich bei einem erfrischenden Hollersaft mit kaltem Quellwasser, zu dem mich der Durst in die einladend urige Hölzlahneralm treibt. „Die Südtiroler Bauern treiben noch heute am Ende des Almsommers ihre Kühe über das Windbachtal nach Hause ins Ahrntal. Es ist einer der ältesten Übergänge über die Tauern und schon im Mittelalter nutzten die Säumer mit ihren Pferden, die mit Wein oder Salz beladen waren, diese Landesgrenze als Handelsweg.“
Gletscherkäse frisch aufs Brot
Wieder schultere ich meinen Rucksack und mache mich auf den Weg – weiter hinein ins Krimmler Achental. Ich passiere das 600 Jahre alte Krimmler Tauernhaus, das früher ein wichtiger Stützpunkt für die Säumer auf ihrem Weg nach Italien war. Mein Ziel liegt noch tiefer drin im Achental, denn ich will zur Jaidbachalm, und so steuere ich den zerklüfteten Hanggletschern des Krimmler Kees’ entgegen. Bei einer früheren Recherche über den Gletscherkäse aus dem Krimmler Achental durfte ich die Wirtsleute kennenlernen und löse heute mein Versprechen für einen Besuch auf der Alm ein. Müde lasse ich mich nach einem herzlichen Willkommen auf der urigen Terrasse nieder und freue mich auf mein Käsebrot. „Hier oben ticken die Uhren anders“, erinnere ich mich an die Worte von Marianne Steger über ihre Alm. „Wie recht sie hat“, pflichte ich ihr innerlich bei und lasse den Ausblick auf mich wirken. Mit dem ersten Bissen in das frische Bauernbrot mit dem Gletscherkäse ist mir klar: „Ich bleibe einfach noch hier sitzen, genieße und fahre später gemütlich mit dem Tälertaxi zurück ins Tal!“