Seit 2019 kümmert sich der Verein #estutnichtweh darum, die Berge sauberer zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie einfach es für jeden Einzelnen ist, einen großen Beitrag für unsere Natur zu leisten.
Wofür steht #estutnichtweh?
Bei den Alpenüberquerungen, die sie als Wanderführerin für ihre eigene Bergschule führt, sammelte Renate Steinacher, die Gründerin und Präsidentin von #estutnichtweh schon immer den Müll ein, den andere achtlos liegengelassen hatten. Eines Tages fragte sie ein Gast: “Sag, warum hebst du eigentlich den ganzen Müll von den anderen auf?” “Weil es mir nicht weh tut!” war ihre spontane Antwort. So war der Name für den Verein, der ihr Herzensprojekt werden sollte, geboren und auch der Slogan: “Mit uns wandert der Müll vom Berg ins Tal!” war schnell gefunden.
#estutnichtweh kümmert sich seither um Bewusstseinsbildung zu Themen wie Nachhaltigkeit, Müllvermeidung und natürlich den achtsamen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.
Ich treffe Renate Steinacher in ihrer Wahlheimat Scheffau im Tennengebirge und lasse mich von ihrer Begeisterung anstecken. Obwohl ich fast seit Beginn an aktives Mitglied im Verein bin, bin ich immer wieder begeistert, was für ein umfassender, ganzheitlicher Ansatz hinter dem scheinbar so einfachen Namen #estutnichtweh verborgen ist.
Es geht nicht nur darum, Müll zu sammeln. Es geht darum, ein Gefühl von tiefer Verbundenheit mit der Natur und ein glasklares Bewusstsein für den achtsamen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen zu vermitteln.
Wie kommt man zu #estutnichtweh?
Jeder, der sich mit #estutnichtweh für die Sauberkeit unserer Natur einsetzen möchte, kann direkt beim Verein oder bei einem der Partnerbetriebe ein Drecksackerl mit Mistzangerl und Tschickdoserl erwerben.
Die Mitgliedschaft beim Verein ist keine Voraussetzung, aber natürlich gerne gesehen.
“Ein Verein lebt von seinen Mitgliedern!” sagt Renate und fügt schmunzelnd hinzu: “Aber Hauptsache, es gehen viele Drecksackerl raus und möglichst viele Menschen entdecken damit ihre Freude am Müllsammeln!”
Müll sammeln jenseits geografischer Grenzen
“Wieso denkst du, sollten ausgerechnet Urlauber und Gäste im SalzburgerLand Müll sammeln?”, frage ich Renate. “Ich denke nicht in Kategorien wie “unser Land” und “euer Land”. Es ist eine Erde, auf der wir leben. Da ist es doch völlig egal, wo ich Müll sammle. Außerdem kann das Drecksackerl ja sowieso immer dabei sein – genauso im Urlaub wie zu Hause, am Schulweg, beim Spazierengehen und auch beim Stadtbummel, eben immer, wenn es gerade nicht weh tut. Und außerdem darf ja auch jeder Salzburger bei uns Mitglied werden und mithelfen, das SalzburgerLand noch sauberer und lebenswerter zu machen”
Beim Wandern geplaudert
Während wir Richtung Gipfel des Schwarzerbergs wandern, lässt sie mich an ihren Ansichten teilhaben: “Weißt du, ich finde jeder Mensch soll frei entscheiden dürfen, was er beitragen kann oder möchte. Darum mag ich auch unseren Namen #estutnichtweh so sehr. Dem einen tut es nicht weh, mit dem Rad statt mit dem Auto zu fahren. Dem anderen tut es nicht weh, weniger Fleisch zu essen; der nächste schafft es, möglichst auf Plastikverpackungen zu verzichten und wieder ein anderer beginnt, den herumliegenden Müll einzusammeln. Ich finde es wichtig, dass jeder das tut, was ihm leicht fällt und dass genau das auch gewürdigt wird. Denn nur so tut es nicht weh und ist somit auch nachhaltig.”
“Wünschst du dir nicht oft, dass die Menschen und die Gesellschaft viel schneller umdenken und viel mehr tun würden?”, frage ich weiter.
“Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, wenn man einmal angefangen hat, sich die Wirkung der eigenen Handlungen bewusst zu machen und darauf zu achten, dass sie der Natur und unserer Umwelt mehr nutzen als schaden, dann wird es eh automatisch immer mehr, was man wie von selbst beiträgt. Und es soll ja schließlich nicht weh tun, sondern ein selbstverständlicher Teil des eigenen Lebens werden.”
#estutnichtweh sammelt nicht nur Müll. Der Verein organisiert auch immer wieder Clean-ups, präsentiert sich auf Messen, um die Aufklärungsarbeit voranzutreiben und bringt seine Drecksackerl und die Idee dahinter auch in Schulen und Kindergärten.
Die Idee zum Tschickdoserl kommt übrigens tatsächlich von der „berühmten“ Gipfelzigarette. Das Wegschnipsen des Stummels ist so eine unbewusste Handbewegung, dass da noch viel Bewusstmachung geschehen muss. Außerdem verrotten Tschickstummel nicht, sondern zerfallen zu Mikroplastik was bedeutet, dass sie letztendlich im Grund- und damit im Trinkwasser enden.
Die Drecksackerl selber sind aus Stoffen gefertigt, die in der Bekleidungsindustrie übrig bleiben und sonst weggeworfen würden. Sie sind also Upcyclingprodukte und es werden bei deren Herstellung keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht.
Panoramablick vom Schwarzerberg
Nach etwa 4 Stunden erreichen wir den Gipfel des Schwarzerbergs. Zum Glück musste ich nicht viel reden, sondern durfte Renates Ausführungen lauschen, denn zum Teil ist der Weg schon ordentlich steil. Doch der Rundumblick auf Seewaldsee, Trattberg, Dachsteingletscher, Gosaukamm und fast das gesamte Tennengebirge ist Belohnung genug.
Wir sammeln die Tschickstummel rund ums Gipfelkreuz ein und gönnen uns eine ausgiebige Pause, bevor wir über die andere Seite des Bergs wieder Richtung Scheffau absteigen und damit unsere traumhafte Rundtour beenden.