Sie lebten vor fast dreitausend Jahren, hatten ihre eigenen Sitten und Sprache, ja sogar eine gewisse Kultur: Die Kelten. Da, wo wir heute ganz selbstverständlich unseres Weges gehen, waren sie einmal zuhause. Lange Zeit blieb das meiste ihrer Geschichte für die heutigen Historiker im Dunkeln – denn die Kelten schrieben nicht selber und jene die schreiben könnten, so die Römer und die Griechen, hielten unterschiedliche, teils widersprüchliche Fakten fest.
Es waren Funde, die die Archäologen vor Verlockung sicher jubeln ließen: Denn mit jeder Axt, mit jedem Werkzeug oder sogar Schmuckstück ließ sich mehr herausfinden über diese Menschen, die für manch einen von uns wohl den Vorfahren darstellt. Hallein, eine kleine Stadt 15 Kilometer von Salzburg entfernt, hat sich als besondere Schatztruhe offenbart. Zu finden sind die Stücke heute in einem Museum, das alles andere als langweilig und verstaubt ist: Dem Keltenmuseum Hallein.
„Die Kelten hatten sogar Pinzetten und Rassiermesser“
„Die Habseligkeiten und Knochen, die das Team hier ausgegraben hat, sind bis zu 8.000 Jahre alt. Da sind Pfeilspitzen aus Bergkristallen dabei und Waffen aber auch Dinge, die auf ein geradezu zivilisiertes Dasein hinweisen: Pinzetten, Ohrlöffelchen, Nagelschaber, Rassiermesser“, erzählt der Museumsleiter Florian Klaus Knopp. Seine Begeisterung für die Kelten und ihr Leben und Schaffen hört man ihm an.
Im Keltenmuseum kommt man dem uralten Volk der Kelten wieder zum Greifen nahe. Manche ihrer Bräuche sind richtig rührend: Verstarb ein Familienmitglied, wurde die Person nicht nur beerdigt, sie wurde auch mit allen Mitteln ausgestattet – für das Leben im Jenseits. „Die Kelten hatten keine Pferde, trotzdem haben sie ihren Toten Streitwägen mit ins Grab gelegt. Denn wer weiß: Vielleicht braucht sie die Person ja oben.“ Alle Kelten, so weiß man heute, waren religiös. Nur ob sie an die selben Götter geglaubt haben: Das weiß man nicht.
Die eigenen Archäologen-Künste austesten
Obwohl die vielen Geschichten und Mythen, die sich um die alten Kelten ranken, eigentlich schon spannend genug sind, haben sich Knopp und sein Team eine ganze Menge einfallen lassen, um das Keltenmuseum in einen interaktiven Spielplatz zu verwandeln. Für Kinder steht beispielsweise der Regenwurm „kURt“ zu allen möglichen Fragen Rede und Antwort. Klar: Wer könnte sich besser durch die Erde und damit die darin verborgenen Schätze wühlen.
Besonders die Mitmach-Stationen, bei denen man sich selbst als Archäologe versuchen kann, locken hier und da vielleicht auch einen Erwachsenen an. „Wir wollten etwas schaffen, bei dem man nicht nur teilnahmslos schaut und betrachtet, sondern diese uralte und faszinierende Geschichte wirklich erleben kann“, so Knopp, „wir haben sogar kleine Laborkittel und alles an Equipment, was man als kleiner Archäologe eben so braucht“. Was man nur ahnt, aber nicht aus Ausgrabungen erschließen kann, das wurde einfach mal gezeichnet. „Auf den Bildern sieht man zum Beispiel, dass die Häuser der Kelten wohl sehr aufwändig eingerichtet waren, mit vielen Holzmöbeln.“
Der weiße Faden spinnt sich durch die Geschichte
Die historische Dokumentation im Museum geht über die Keltenzeit hinaus: Auch die Eisenzeit und das Erzbischoftum sind Thema. Dabei zieht sich, wie Knopp es formuliert, „ein weißer Faden“ durch die Geschichte. „Es wurde sehr altes Werkzeug gefunden, mit dem schon früh in der Geschichte mit dem Salzabbau begonnen wurde. Über die Jahre war das der Faktor, der die Stadt und die Salzburger Umgebung reich gemacht hat.“
Das Emblem des Museums ist übrigens eine Keltenmaske: Eine 9 Zentimeter dicke Bronze-Maske, die wohl von den Kelten stammte und möglicherweise eine ihrer Gottheiten darstellte. „Der Schnauzbart den sie hatte, war wahrscheinlich typisch für die Kelten.“ Obwohl sich solche Details bereits erschließen lassen, bleibt noch immer vieles von dem im Unklaren, wie unsere Vorfahren ihr Leben, ihren Alltag, wohl so geführt haben. „Es gibt noch immer viele Mysterien, vieles werden wir vielleicht nie herausfinden. Aber genau das ist das Schöne: Da kann jeder noch seine eigene Fantasie spielen lassen.“
Fotocredits: Keltenmuseum Hallein