„An apple a day keeps the Doctor away“ – frei nach diesem Sprichwort müßten die Einwohner der Genussregion Bramberg besonders gesunde Leute sein, denn in dem kleinen Ort im Oberpinzgau dreht sich alles um den saftigen Apfel.
Klimatisch gesehen ist Bramberg eigentlich nicht die klassische Obstanbauregion. Der wunderschöne Ort am Eingang des smaragdreichen Habachtals, im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern, ist eingerahmt von den schneebedeckten Gipfeln der Dreitausender. Inmitten dieser grünen Naturkulisse und glitzernden Gletscherwelten hat der Obstanbau aber trotz der frostigen Nächte im Frühjahr und Herbst bereits lange Tradition.
Christian Vötter vom Kulturverein Tauriska ist einer der „Apfelpioniere“ des Ortes, und bei meinem Treffen in Bramberg erzählt er, wie alles begann: „Schon um 1850 wurden hier in Bramberg Apfelsorten wie Zwiebler, Borsdorfer, Weinling und Spitzling erfolgreich kultiviert. Nach der Jahrhundertwende prägte der Obst- und Gartenbauverein den obstbaulichen Aufschwung im Ort. Vor allem Obmann Georg Steiner nahm sich damals sehr um den bäuerlichen Obstbau an: Auf der Schattenseite des Salzachtales gelegen, von den gefürchteten Spätfrösten verschont, erzielte er in seinem großen Baumgarten, dem jetzigen Nationalpark Pomarium, mit allen Wirtschaftssorten der Region ausgezeichnete Erfolge. Doch leider wurden dann die Obstbäume weniger – die Leute wussten nicht, was sie mit den Früchten anfangen sollten. Damit unsere alten Apfelsorten in Zukunft nicht zu einer Fußnote der Botanik verkommen, müssen wir alles tun um sie zu erhalten.Die Smaragdgemeinde Bramberg und die Urlaubs-Arena Wildkogel Bramberg Neukirchen unterstützen sehr gut, es ist für Projekte immer sehr wichtig wenn es gemeinsam getragen wird.“
Apfelspeck und Apfelbrot
Und so startete Christian Vötter gemeinsam mit dem amtierenden Obmann des Obst- und Gartenbauvereins, Toni Lassacher, ein zukunftsweisendes Projekt: „Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, diesen Reichtum an alten Apfelsorten der Nachwelt zu erhalten. Nach dem Motto ,geht nicht – gibt’s nicht‘ haben wir eine moderne Obstpresse angeschafft und ein umfassendes Konzept zur nachhaltigen regionalen Vermarktung des Apfels erstellt. Wir bauen dabei die regionalen Betriebe wie Metzger, Bäcker, Bierbrauer oder Imker mit ein, um sie im Ort zu halten und machen die Produkte sichtbar. Als besondere Spezialitäten gelten dabei das Bramberger Apfelbrot, der „Original Apfel- Minigugelhupf“, ein Mürbteigkeks mit Apfelmarmelade, Apfeleis oder der mittels Apfeltrester veredelter Rinderspeck. So sind die Bramberger auch motiviert, wieder Obstbäume zu pflanzen. Seit 2006 wurden um die 10 000 Obstbäume neu gesetzt.“
Während wir zum Garten der Hauptschule spazieren, zeigt mir Christian Vötter, wie sehr ihre Bemühungen um den Apfel mittlerweile in der Gemeinde verwurzelt sind: „Für jeden Bramberger, der von der Gemeinde wegzieht, wird wie etwa hier im Pfarrhausgarten, ein Obstbaum gepflanzt, für den sie die Patenschaft übernehmen. So wissen sie immer wo ihre Wurzeln sind. Ein Baum steht neben der Verwurzelung auch für Wachstum und Entwicklung, und so darf sich jeder Schüler durch das Schulprojekt ,Mein Obstbaum‘ beim Eintritt in die Hauptschule einen Obstbaum aussuchen. Dieser wird im Schulgarten angepflanzt und über die vier Schuljahre von den Kindern gehegt. Beim Verlassen der Schule nehmen die Schüler den Baum mit, um ihn daheim einzupflanzen.“
Flüssiges Gold – frisch gepresster Bramberger Apfelsaft
Unser nächster Weg führt uns zum Gebäude des Wilhelmstalls beim Museum Bramberg und dem „Wollstadl“. Hier betreibt der Obst- und Gartenbauverein Bramberg seit 2006 die Obstpressanlage, die auch kleinere Mengen verarbeitet und zu köstlichem Obstsaft presst. Das von den rund 500 Mitgliedern geerntete Obst wird dort zuerst gewaschen und zerkleinert. Anschließend wird der Saft in der Einbandpresse gepresst. Der Saft kommt dann zur Zentrifuge, in der die beim Pressen zurückgebliebenen Obstteilchen aus dem Saft geschleudert werden. Zur Erhaltung des Aromas wird der Saft danach bei ca. 75 °C sanft und langsam pasteurisiert und in 3, 5 oder 10 Liter „Bags in Box“ gefüllt. Christian Vötter erklärt: „Unter Luftausschluss bleibt der Saft in diesen Boxen über Jahre frisch. Allerdings dürfte die Saft-Box schon längst vorher geleert sein. Und einmal geöffnet, bleibt der Saft hier sogar noch über Monate frisch. Wir füllen den Apfelsaft auch in trendigen Dosen ab – für Jugendliche die gesunde Alternative zu herkömmlichen Soft-Drinks. Diese sind auch an Tankstellen und im regionalen Handel erhältlich.“
Dieser Pioniergeist rund um den Apfel zeigt, dass die Leute in den Hohen Tauern am liebsten selber anpacken und Christian Vötter bestätigt: „Frei sein, wie der Himmel über dem Wildkogel. Das ist ein gutes Gefühl. Und es fällt uns immer wieder etwas Neues ein, um unsere Gemeinschaft ein gutes Stück unabhängiger zu machen.“
Die Obstpresse kann an den Obstpresstagen im Herbst besichtigt werden. Dabei sieht man auch, wie die heimischen Obstbaumbesitzer ihr Obst anliefern und wie es verarbeitet wird. Ausserhalb dieser Zeit sind Besichtigungen gegen Voranmeldung möglich.
Kontakt:
Verein TAURISKA
Christian Vötter
office@tauriska.at
Fotos © Rita Newman