Seit Anfang März 2024 liegen die Geschicke der mächtigen Festung, dem Wahrzeichen der Stadt Salzburg, in zarten Frauenhänden. Wir haben uns mit Neo-Burgverwalterin Iris Hafner auf einen Rundgang durch “ihre” Burganlage begeben.
Majestätisch thront sie hoch über der Stadt Salzburg, ihre imposante Silhouette ist ein unverkennbares Wahrzeichen der Stadt und sie gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs. Die Rede ist von der Festung Hohensalzburg. Deren Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 1077 durch Erzbischof Gebhard von Helfenstein während des Investiturstreits zwischen Kaiser und Papst. Zu Normalzeiten lebten hier zwischen 90 und 130 Menschen. Mehr waren es nur während der Belagerung im Jahr 1525. Eingenommen bzw. erobert wurde die Festung allerdings nie – zumindest nicht solange die Burg Ende des 19. Jahrhunderts für Besucher geöffnet wurde. Heute “erobern” jährlich Millionen von Besuchern die historischen Gemäuer.
Musste man den steilen Weg einst zu Fuß in Angriff nehmen, gelangt man heute bequem mit der Festungsbahn nach oben. Doch die nimmt erst um 9:00 Uhr ihre Fahrt auf. Für mein Treffen mit der neuen Festungsverwalterin Iris Hafner in den Morgenstunden bleibt mir also gar nichts anderes übrig, als den Berg zu Fuß in Angriff zu nehmen. Dafür treffe ich gleich beim Hinaufgehen auf Frau Hafner, die gerade von ihrem Zuhause in Strobl am Wolfgangsee kommt. Wenn sie nicht gerade Nachtdienst hat, so erzählt sie, pendelt sie täglich. Das Salzkammergut sei ein wunderbarer Ausgleich zum Menschengewusel auf der Festung. Von letzterem ist jetzt vor der Öffnung um 8:30 Uhr noch nichts zu bemerken. “Ich liebe diese Zeit am Morgen, wenn noch alles ruhig ist und ich meine erste Runde drehe, um zu schauen, ob eh alles passt,” schwärmt Hafner. Heute darf ich sie auf ihrer Runde begleiten.
Iris Hafner: die neue Festungs-Verwalterin
Seit Anfang März leitet die studierte Ethnologin als Verwalterin den täglichen Betrieb auf der Festung. Dieser Arbeitsplatz ist für sie nicht gänzlich neu. Bereits seit 2021 war sie für die museumspädagogische Vermittlung zuständig. Schon da war es ihr wichtig, die Festung in allen ihren Details, Besonderheiten und historischen Hintergründen sichtbar zu machen. Als Verwalterin will sie diesen Weg weitergehen.
Wer glaubt, dass Iris Hafner die erste Frau in der Geschichte ist, die die Geschicke der Festung leitet, irrt. Bereits Anfang des 13. Jahrhunderts war es Dietmut von Högl, eine wohlhabende Witwe, die als Castellana das damalige Burggrafenamt ausübte. Passend, dass sie unter der Leitung von Frau Hafner im Rahmen der Salzburger Festungspiele wieder zum Leben erweckt wurde.
Rundgang mit viel Hintergrundwissen
Während wir durch den Burghof wandern, berichtet Iris Hafner zum Beispiel, dass sie mit ihrem Team gerade an der Errichtung eines Bauerngartens tüftelt, wie es mit Sicherheit auch im Mittelalter schon einen gegeben hat. Der soll im Innenhof möglichst authentisch nachgebaut werden, auch um einen Einblick in die (Heil)kräuterkunde der damaligen Zeit zu geben.
Hie und da öffnet die Neo-Verwalterin Türen, die Besuchern normalerweise verschlossen bleiben oder hinter die man höchstens im Rahmen von Spezialführungen blicken darf. Und überall weiß Iris Hafner spannende Geschichten zu erzählen. Kaum zu glauben, welch umfassendes historisches Wissen sie sich in der relativ kurzen Zeit angeeignet hat. Die Leidenschaft für das altehrwürdige Gemäuer ist unverkennbar.
Gerade diese nicht öffentlichen Plätze sind es auch, die der Verwalterin einen Gesamt-Einblick in “ihre” Burg ermöglichen. Daher verwundert es nicht, dass auch ihr Lieblingsplatz – der Schlangengang – nicht für Jedermann zugänglich ist. Was ihr an diesem Gang so besonders gut gefällt? “Ich mag die Aussicht, diesen echt grandiosen Rundumblick auf die darunterliegende Stadt. Und wenn ich mich umdrehe, kann ich auf der anderen Seite die Menschen beobachten, die am Weg herauf zur Festung sind. Hier ist man zwar allein, aber auch mittendrin”, beschreibt Iris Hafner diesen besonderen Ort. Der Name Schlangengang leitet sich übrigens nicht von Schlangen ab. Gemeint sind damit kleine Kanonen, die Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts eingesetzt wurden und als Feldschlangen bezeichnet wurden. Und noch eine Besonderheit findet man im Schlangengang. Mittig angebaut befindet sich hier der sogenannte Giftturm, der seinen Namen nicht umsonst trägt. Zeitweise wurden hier Heilkräuter aufbewahrt, die mitunter auch durchaus giftig waren, sofern man sich nicht damit auskannte.
Geheimtipps für den Festungsbesuch
Ich könnte Iris Hafner noch lange zuhören und sie wüsste noch so manche spannende Geschichte über die Festung Hohensalzburg zu erzählen, aber als Burgverwalterin ruft die Arbeit. Daher bitte ich sie am Abschluss unseres Rundgangs noch schnell um den einen oder anderen Tipp für den Festungsbesuch, bevor sie zum Schreibtisch entschwindet:
Quick-Tour
Wer einen kurzen Überblick über die Geschichte der Festung bekommen möchte, der schließt sich der Quick-Tour an. Diese kostenfreie Führung startet in den Sommermonaten täglich um 9:30 und um 19:00 Uhr im Innenhof. Sie dauert in etwa 30 Minuten und man bekommt die wichtigsten Informationen zum Salzburger Wahrzeichen vermittelt.
Morgen- und Abendstunden
Eine besondere Stimmung herrscht hier heroben frühmorgens und am Abend. Bereits ab 7:30 Uhr kann man zu Fuß heraufwandern und die ersten Sonnenstrahlen genießen. Auch die Abende haben ein eigenes Flair. Im Sommer fährt die letzte Bahn um 21:00 Uhr nach oben. Dann kann man nahezu ungestört die Mystik der Burganlage fühlen und den Tag hoch über der Stadt ausklingen lassen (und keine Sorgen – eingesperrt kann man nicht werden, zu Fuß kommt man auch zu später Stunde zurück in die Stadt).