Wenn man Andreas Ortner nach dem berührendsten Erlebnis seines Berufslebens fragt, muss er nicht lange nachdenken. Er erzählt von einem zwölfjährigen Mädchen, das mit schwerem Asthma im Rollstuhl ankam und es nur auf Krücken die Stiegen hinauf schaffte. Aus dem Mädchen ist vierzehn Jahre später eine erwachsene Frau geworden. Den Rollstuhl braucht sie heute nicht mehr und die Stiegen schafft sie ohne Krücken. Noch immer kommt sie Jahr für Jahr ins Gasteinertal. Und Andreas Ortner freut sich jedes Mal, wenn er sie wieder trifft.
Sie suchten nach Gold und fanden Gesundheit
Was nach einem Wunder klingt, hat mit Hokuspokus nichts zu tun. In den 1940er Jahren grub man auf der Suche nach Gold den Stollen in den Radhausberg. Dabei fanden die Bergmänner zwar kein Edelmetall, sie stellten aber bald fest, dass Gliederschmerzen und andere Beschwerden nach der Arbeit verschwunden waren. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ließ man das Phänomen wissenschaftlich untersuchen und fand heraus, dass das feuchtwarme Stollenklima in Kombination mit dem Edelgas Radon entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt. Im Jahr 1952 fuhren schließlich die ersten Patienten ins Innere des Radhausberges. Man feiert 2022 also den 70sten Geburtstag.
Ein einzigartiger Arbeitsplatz
Ganz so lange ist Andreas Ortner noch nicht im Heilstollen tätig, auch wenn der Bad Hofgasteiner längst zum harten Kern des Gesundheitszentrums zählt. Seit 2006 kümmert er sich um die technischen und handwerklichen Belange im und um den Stollen – von der Wartung der Lokomotiven bis zur Beleuchtung. Darüber hinaus hat der gelernte Elektriker aus eigenen Stücken auch den „Hauerschein“ gemacht, den Gesellenbrief für Bergbau. Denn eines ist klar: „Das Arbeiten im Heilstollen ist nichts, was man als Elektriker normalerweise erlebt“.
„Der Heilstollen tut mir selbst gut“
Andreas Ortner
Tausende Personen aus ganz Europa kommen jedes Jahr in den Bad Gasteiner Ort Böckstein, um im Rahmen einer Kur ins Innere des Radhausberges einzufahren. Rund eine Stunde dauert eine Therapieeinheit im Stollen. Die Patienten verbringen sie auf einer der fünf verschiedenen Therapiestationen, die sich in Hitze und Luftfeuchtigkeit voneinander unterscheiden. Wie das Radon in Kombination mit Wärme und Luftfeuchtigkeit in den menschlichen Zellen wirkt, ist bis heute nicht restlos geklärt. Doch die Wirksamkeit der Therapie bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, der Haut und der Atemwege ist durch zahlreiche Studien belegt. Die Kurpatienten erreichen durch die Therapie eine nachhaltige Schmerzlinderung, die im Durchschnitt neun Monate anhält.
Dienstkleidung: Bademantel
Auch Andreas wechselt einmal täglich seine Handwerkerkluft gegen einen schwarzen Bademantel und Sandalen. Dann steigt er auf die Lokomotive und bringt die Patienten durch den etwa zwei Kilometer tiefen Stollen zu ihren Stationen. Anders als die Kurgäste verbringt er die Zeit im Stollen jedoch nicht auf gemütlichen Liegen, sondern in einer Kammer mit reduzierter Luftfeuchtigkeit. Hier steht er gemeinsam mit dem medizinischen Begleitpersonal jederzeit bereit, falls jemand individuelle Unterstützung braucht. Aber auch abseits der offiziellen Öffnungszeiten ist Andreas regelmäßig im Stollen unterwegs. Zum Beispiel zur täglichen Kontrollfahrt um sechs Uhr morgens, oder wenn etwas an der Gleisanlage zu reparieren ist.
Der Mann, der dafür sorgt, dass die Lokomotive läuft
Privat ist das Schrauben an alten Autos die große Leidenschaft von Andreas. Eine Fähigkeit, die er auch im Beruf gut gebrauchen kann. Schließlich haben einige der Lokomotiven, die im Heilstollen zum Einsatz kommen, schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Kein Nachteil, sondern ein absoluter Glücksfall für Andreas. Denn statt millimeter-kleiner Bauteile befinden sich in den Lokomotiven nur Komponenten, die für einen Elektriker einfach vor Ort zu reparieren sind. Zu Ausfällen bei den Lokomotiven kommt es deshalb praktisch nie. Und für den Fall, dass doch einmal ein Triebwagen ausfallen sollte, ist immer eine zweite Lokomotive am Zug angehängt, die jederzeit einspringen kann. Für beste Sicherheit im Stollen ist dank Andreas und seiner Kollegen also gesorgt.
Was Andreas an der Arbeit im Heilstollen besonders mag: die tägliche Abwechslung, der Zusammenhalt der Kollegen und das Gefühl, etwas zu tun, das Menschen hilft. Deshalb ist er mittlerweile seit 14 Jahren im Team und will es noch lange bleiben. „Wenn ich länger nicht im Stollen bin, dann vermisse ich ihn richtig. Er tut mir einfach auch selbst sehr gut“.
Andreas Ortners Top 5 Tipps für einen gesunden Urlaub im SalzburgerLand
Beim Facharzt beraten lassen
Informieren Sie sich bei Ihrem Facharzt vorab über die Möglichkeiten einer Kur im Gasteinertal.
Den Heilstollen kennenlernen
Im Rahmen von Kennenlern-Einfahrten kann sich jeder selbst von der Kraft des Heilstollens überzeugen.
Individuelle Bewegung genießen
Vom Promenadenspaziergang bis zur Bergtour: Im Gasteinertal gibt es für alle das richtige Bewegungsangebot.
Immer wieder kommen
Das Gasteinertal wirkt. Viele Gäste kommen deshalb regelmäßig hierher, um die schmerzlindernde Wirkung der Radontherapie aufzufrischen.
Zeit nehmen
Stress und Hektik machen krank. Deshalb ist Ruhe und Entspannung ein wichtiger Teil des Gesundheitsurlaubs.