„Da gibt’s ja nix Gescheit’s mehr zu Essen.“, hallt es uns bei einer Begegnung mit einem Einheimischen entgegen, nachdem wir uns auf den Weg zur Franz Fischer-Hütte machen. Solchen Widerstand bekommt das Wirtspaar der vermutlich ersten rein vegan-vegetarischen Alpenvereinshütte immer noch häufig zu spüren. Dass man vom Essen, das „nur aus Körnern und Grünzeug besteht“ ja gar nicht satt wird. Die Nachfrage, der Zulauf, vor allem aber die glücklichen Gesichter der Gäste nach dem Abendmenü und Hüttenerlebnis geben Evelyn Matejka und Tom Burger allerdings Recht.
Landschaftlich bleibt bei der Wanderung zur Franz Fischer-Hütte kein Wunsch offen: saftige Almwiesen, schroffe Felsen, ein Bergsee nach dem anderen. In allen erdenklichen Farben blüht es. Die Gewässer laden an diesem heißen Sommertag zur Abkühlung ein. Auf den Weg ins Riedingtal haben wir uns gemacht, um diese wunderschöne Natur zu genießen, aber auch um Evelyn und Tom wieder zu treffen, die wir kürzlich bei einem Vortrag kennenlernten. Schon damals begeisterte uns ihre Leidenschaft für das, was sie tun.
Gastfreundschaft für Mensch und Hund
Nach der Wanderung über die Jakoberalm und vorbei am Essersee erblicken wir die Hütte, idyllisch gelegen unterhalb des mächtigen Mosermandls und werden sogleich herzlich von Tom begrüßt, der draußen werkelt. „Irgendwas ist immer zu tun, gerade wenn man wie, wir hier oben, fast komplett autark und nachhaltig lebt“, sagt er. Der Strom kommt aus einem Kleinkraftwerk im direkt benachbarten Zaunersee. Das Wasser wird mit Sonnenkollektoren auf dem Dach erwärmt.
Auch wenn die Zeit bis zum Abendessen kurz ist, lassen wir es uns nicht nehmen auf der Terrasse mit Blick auf die umliegenden Gipfel des Biosphärenpark Lungau, einen Kuchen aus der verführerischen Vitrine zu kosten.
Am Abend sitzen wir gemütlich und in guter Gesellschaft in der Stube, deren Wände mit Evelyns Malerei und Toms dazu verfassten Texten geschmückt sind – weitere Leidenschaften der beiden Wirtsleute. Während Evelyn ihren Kochlöffel schwingt, erklären Tom und das Team jeden servierten Gang des wirklich außergewöhnlichen Menüs genau. So erfahren wir welche Produkte verwendet werden und woher sie stammen. Regionalität und Saisonalität spielen eine große Rolle. Das, was gerade da ist, wird verwendet.
Ihre Gerichte hat Evelyn in dem Kochbuch „Hüttenduft“ zusammengefasst. Ergänzt wird es durch Geschichten von Tom über das Leben und Wirken in den Bergen.
Nach den vielen Eindrücken des Tages und dem hervorragenden viergängigen Abendmenü haben wir die nötige Bettschwere erreicht. In unserem Zimmer – wir sind mit Hund unterwegs – steht ein Bettchen für unsere vierbeinige Begleiterin bereit. Selbstverständlich sollte bei der Reservierung mit angegeben werden, wenn ihr mit Hund dort nächtigen möchtet.
„Ziemlich gescheit’s Essen“
Am folgenden Morgen, als Ruhe im Gastraum einkehrt, plaudern wir noch etwas mit Tom. Er kam im Jahr 2018 auf einer Weitwanderung hier vorbei, hat seinen Managementjob an den Nagel gehängt und ist seit dem Sommer 2021 der Hüttenwirt an Evelyns Seite, die die Alpenvereinshütte 2017 übernahm.
Nun kommen wir gerade von der Tour ins Tal herunter und treffen, wie soll es anders sein, den skeptischen Einheimischen wieder. Wir können ihm nun die dringende Empfehlung geben, einfach mal auf der Franz Fischer-Hütte einzukehren und zu probieren, denn so gut wie dort sind wir selten in den Bergen versorgt worden – vielfältig, kreativ, schmackhaft und reichlich (es gibt Nachschlag bis zur Sättigung). Und den Wirtsleuten geht es nicht darum, jemanden zu bekehren, sondern um neue und andere Möglichkeiten aufzuzeigen.