Gepflückt, getrocknet und gemischt: Wildkräuter bieten Gesundes für Körper, Geist und Seele. Sie schmecken hervorragend im Salz, im Pesto, im Smoothie und auf dem Butterbrot. Zudem können Kräuter gebraten, gekocht und sogar gebacken werden. Doch Vorsicht: Nicht alle Kräuter sind gesund!
Brennnessel, Löwenzahn und Co. geben so mancher Speise oder erfrischendem Getränk eine interessante Note. Wildpflanzen und ihre Früchte laden zum Pflücken ein. Doch Vorsicht: In manchem Kraut verbirgt sich Giftiges. Dieses Gift wird in geringen Dosen zur Bekämpfung von Krankheiten wie Krebs eingesetzt. Zuviel davon kann allerdings tödlich sein. Kinder sind deutlich empfindlicher als Erwachsene.
Aussehen genau prüfen
Wer Wildpflanzen sammelt, um sie zu essen, sollte sich vorher genau über das Aussehen der Pflanzen schlau machen. Es gibt keine generellen Regeln. Man muss sie genau kennen, denn die Pflanzen haben eine Bandbreite was ihr Aussehen betrifft. Biologe und TEH-Experte Willi Bedek rät: „Sich beim Sammeln Zeit nehmen und die Blätter der gewünschten Pflanze auf einer Fläche von zehn Quadratmetern genau ansehen und Pflanzen suchen die genauso aussehen und schon blühen. Wenn sie blühen ist das Unterscheiden um vieles einfacher“, betont Bedek.
Gesammelt kann fast das ganze Jahr werden. Im Frühling erfreut sich vor allem Bärlauch Allium ursinum großer Beliebtheit. Es kommt allerdings vor, dass die nach Knoblauch riechenden Blätter mit giftigen Maiglöckchen Convallaria majalis und Herbstzeitlosen Colchicum autumnale auf einem Standort wachsen. Bedek: „Bereits ein Blatt von der Herbstzeitlose im Essen ist tödlich. Am besten sollten Herbstzeitlosenblätter nicht einmal berührt werden.“
Auch der Duft nach Knoblauch ist trügerisch. Denn wenn ein Blatt gepflückt ist, riechen die Finger nach Knoblauch – auch wenn das folgende Blatt kein Bärlauch ist. Bedeck: „Ein weiteres Merkmal: Bärlauchblätter knacken, wenn sie gebogen werden. Maiglöckchen- oder Herbstzeitlosen-Blätter knacken nicht.“ Herbstzeitlosen liefern das Gift Colchicin. Dieses blockiert Zellteilungen. Bereits der Verzehr weniger Gramm kann für Kinder tödlich sein. Da sich das Gift der Herbstzeitlosen sehr leicht in Wasser löst, wurde es in der Antike für Morde genutzt. Das trug der Pflanze auch den Beinamen „Leichenblume“ ein. Wer Fichtenwipfel für Honig oder Hustensaft sammelt sollte sich ebenfalls den Baum ansehen. Denn die frischen Wipfel der Eibe (Taxus baccata) sehenen Fichten- oder Tannenwipfeln, ähnlich sind aber giftig!
Alle Hahnenfußgewächse sind giftig
Das giftigste Hahenfußgewächs (Ranunculaceae) ist der Blaue Eisenhut Aconitum napellus. Er gilt als giftigste Pflanze Europas. Nicht nur durch Verschlucken von Blättern oder Blüten kommt es zu Vergiftungserscheinungen. Herbstzeitlose und Eisenhut sollten nicht einmal berührt werden, weil ihr Gift über die Haut aufgenommen werden kann.
Auch beim Roten Fingerhut (Digitalis purpurea), sind alle Pflanzenteile hochgiftig. Bereits der Verzehr von zwei Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen.
Beeren locken mit ihren auffälligen Farben. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Die roten Beeren der Eibe Taxus baccata und des Seidelbastes Daphne mezereum sowie die leuchtend schwarzen Beeren des Ligusters Ligustrum und der Tollkirschen Atropa sind giftig. Die Tollkirsche ist übrigens eine klassische Gift- und Hexenpflanze. Nur in starker Verdünnung wird sie, wie andere Giftpflanzen auch, in der Medizin verwendet. Denn frei nach Paracelsus macht die Dosis das Gift.
ACHTUNG GIFTIG:
Fotos © Willi Bedek, Christine Fröschl