Ein Spaziergang in den luftigen Höhen der „Golden Gate Brücke der Alpen“ und des Baumzipfelweges in Saalbach Hinterglemm. Früh am Morgen, noch bevor der idyllische Talschluss von Saalbach Hinterglemm von zahlreichen Besuchern gestürmt wird, mache ich mich auf den Weg. Vom Parkplatz Lengau ist es nur ein halbstündiger Spaziergang durch grüne Almwiesen entlang der Saalach bis zur Lindlingalm.
Am Puls der Natur
Hier öffnet sich ein wahres Paradies für alle, die Abenteuer und Vergnügen am Puls der Natur suchen. Ein Hochseilgarten, der die Mutigen zum Klettern in den Baumkronen lockt, das Teufelswasser, das bei sommerlichen Temperaturen für Abkühlung im glasklaren Quellwasser sorgt und Schnitza´s Holzpark, ein Abenteuerspielplatz mit unzähligen Spielestationen rund um´s Thema Holz. Die Tiere rund um die Lindlingalm sind schon hellwach und Schwalbe, Esel und Pferde begrüßen mich bei meiner Ankunft. Adrenalin ist es aber nicht, was ich heute suche. Ich will heute die Ohren spitzen, die Nasenflügel beben lassen und mich Aug in Aug mit Eichhörnchen und Rotkehlchen wieder finden. Obwohl… ganz ohne Adrenalin ist auch dieser Weg nicht. Die „Golden Gate Brücke der Alpen“, die direkt neben der urigen Lindlingalm startet, ist rot und beeindruckend wie das amerikanische Original – und hoch, sehr hoch.
In schwindelerregender Höhe
Bei jedem Schritt über die massive Stahlkonstruktion spüre ich deutlich die Schwingung und nach wenigen Schritten blicke ich durch den Gitterrost auf den darunter liegenden Hochseilgarten. An der höchsten Stelle – rund 40 Meter über dem Boden – wirkt die Saalach, die unter meinen Füßen rauscht, wie ein kleines Bächlein. Der Ausblick ist gigantisch: Gegen Westen begrenzen die Saalwände und der markante Tristkogel den Talkessel. Direkt über dem Ende der Brücke thront die „Rote Kirche“, die momentan aber dank der restlichen Schneefelder eher weiß als rot glänzt. Hinter mir erhebt sich der Staffkogel – im Winter ein beliebtes Ziel für Skitourengeher. Zwei parallel führende Stahlseile hoch über mir lassen tagsüber Jubelschreie durch den Talschluss schallen – Wie Superman fliegen Besucher über die Europarutsche von einer Talseite zur anderen.
Der Baumzipfelweg
Wieder festen Boden unter den Füßen wartet nach der Überquerung der 200 m langen Brücke schon das nächste „luftige“ Erlebnis. Der Baumzipfelweg. Ein Rundweg über massive Lärchenholzkonstruktionen mit Treppen, Türmen, Plattformen und unzähligen Aussichtspunkten. Der Weg ist rund einen Kilometer lang und die höchste Plattform befindet sich in 30 m Höhe. Mit jedem Schritt über die Gitterrost-Stufen fühle ich, wie ich dem Wald näher komme.
Aug in Aug mit den Eichkätzchen
In den Zweigen der Fichte neben mir höre ich ein Rascheln und Knacken.Regungslos versuche ich den Ursprung des Geräusches zu orten und blicke plötzlich in zwei kleine schwarze Knopfaugen. Ein rotes Eichkätzchen sitzt uf Augenhöhe im Ast und sein neugieriger Blick scheint zu fragen: „Hallo erstmal. Du auch schon wach?“ Im nächsten Moment ist es auch schon weg und nur der wippende Ast zeigt mir, dass ich jetzt nicht geträumt habe. Auf der Aussichtsplattform angekommen stelle ich alle Sinne auf Empfang – ich rieche, ich lausche, ich sehe. Und dann höre ich es – mein Morgenkonzert. Ein Rotkehlchen singt nur für mich (sonst ist ja noch niemand da) seine Arien, begleitet nur vom sachten Schaukeln der Zapfen im Wind und dem entfernten Rauschen des Baches. Ewig könnt ich hier stehen und hinhorchen, doch offensichtlich haben das Rotkehlchen und ich den selben Gedanken: „Zeit für ein Frühstück!“ So beendet der kleine Vogel im Baumwipfel vor mir sein Konzert und ich mache mich auf den Rückweg zur Lindlingalm. Einladung zum Lauschen: 22 Sekunden Rotkehlchen auf youtube
Fotos: Edith Danzer