Wer es liebt, sich zu gruseln und grausame, blutrünstige Geschichten, Sagen und Legenden anzuhören, ist bei der Gruselwanderung durch Salzburgs Altstadt genau richtig. Der Hexenprozess und die Hexensabatte im 17. Jahrhundert sind ein wesentlicher Bestandteil dieser ausgefallenen Führung.
Wissen Sie, woher der Ausdruck „Heute ist ein Scheißtag“ kommt? Heutzutage wird der Begriff vulgär-umgangssprachlich für einen schlechten Tag verwendet, aber bis ins 19. Jahrhundert war es in Österreich üblich, Knechten und Dienstboten ein bis drei unbezahlte Arbeitstage zu verrechnen, die die von ihnen beanspruchte Zeit für die Verrichtung des Stuhlgangs während der Arbeit ausgleichen sollte.
Nein, zimperlich dürfen Sie nicht sein, wenn Sie sich Sabine Raths Gruselwanderung durch die Stadt Salzburg anschließen. Es tauchen zwar keine Geister und Gespenster auf, aber die Fremdenführerin berichtet über „Hexen“ und Hexenverbrennungen, Folterungen, über Henker und andere düstere Persönlichkeiten und Praktiken aus der Mozartstadt.
Warum gruselt man sich gern?
Sie möchten wissen, warum in Salzburg im 17. Jahrhundert mehr Männer als Frauen hingerichtet wurden, wie man seine Frau „zu Tode kitzelt“, wie man dem Henker im letzten Moment doch noch entkommt oder welche Foltermethoden angewandt wurden, um Verurteilten Geständnisse zu entlocken? Dann viel Spaß beim Gruseln – wir wollen hier ja nicht zu viel verraten.
Aber warum gruseln sich die Leute eigentlich gern? Ich habe bei Sabine Raths Publikum nachgefragt. „Ich grusle mich eigentlich gar nicht gern“, lacht Karin Fritzer. Die Lienzerin lässt sich nur gern überraschen: „Meine Nichte hatte die Idee und wir sind wegen der Gruselwanderung extra nach Salzburg gefahren. Es war spannend, die Seiten von Salzburg zu entdecken, die sich sonst nicht so leicht offenbaren. Stadtführungen gibt es ja viele, aber das ist einmal etwas anderes.“
Sabine Buchstätter ist gebürtige Salzburgerin, lebt jetzt aber in Wien. Sie erklärt: „Ich war jetzt schon lange nicht mehr in Salzburg und wollte mich auf die alten Spuren der Stadt begeben.“
Das Leben ist nicht immer nur Volksmusik
Sabine Rath selbst meint: „Ich gehe davon aus, dass keine Sadisten an meinen Gruselwanderungen teilnehmen. Warum die Leute zu mir kommen? Mal braucht man Volksmusik, mal eben Grusel. So sind wir Menschen.“
Nicht immer gut weg kommt bei der Fremdenführerin die katholische Kirche. „Ich will nichts Böses, ich liebe Salzburg. Aber es ist schon immer schwierig, wenn das Weltliche und Geistliche in einem Land in einer Hand ist – und in Salzburg war es das durch die Erzbischöfe ja lange.“ Rath bietet auch noch andere Führungen durch Salzburg an, u. a. „Salzburg im 2. Weltkrieg“ , „Salzburg für Salzburger“ , Schloss Leopoldskron, eine Mozart-Spezial- oder eine Sisi-Führung im dazupassendem Outfit. Sie ist immer auf der Suche nach neuen Inputs. Sie orientiert sich bei ihrer Gruselwanderung an echten Begebenheiten und an Sagen: „Es ist gar nicht so leicht, an Material für meine Erzählungen zu kommen. Ich habe mein Grusel-Wissen teilweise von der Universitätsbibliothek, dem Stadtarchiv und anderen Quellen.“
„Es war super!“
Ab zehn Jahren darf man an der Gruselwanderung teilnehmen, außer die Eltern sind anwesend und sind mit der Teilnahme einverstanden. Sabine Rath achtet sehr genau auf ihr Publikum: „Wenn Kinder dabei sind, mache ich eine Soft-Version und lasse die ganz argen Dinge weg.“
Die sagenhafte Sex-Orgie der Hexen mit dem Teufel über die Rath am Mozartplatz berichtet, scheint den zehnjährigen Matteo Gassner aus Salzburg jedenfalls nicht allzu sehr schockiert zu haben: „Mir hat der Henker am besten gefallen. Gefürchtet habe ich mich aber nie, die Führung hätte sogar noch gruseliger sein dürfen.“
Sein Vater Wolfgang Gassner erklärt zum Schluss: „Es war keinen Moment fad, die Führung war super.“
Einmal im Monat und zwar jeden letzten Freitag um 20.00 Uhr findet die Gruselwanderung durch Salzburg öffentlich statt. Treffpunkt ist in der Festungsgasse (vor der Talstation Festungsbahn)
Pro Person bezahlt man 15 Euro, Kinder unter zehn Jahren bezahlen nichts. Anmeldung erforderlich unter www.tourguide-salzburg.com.
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