Der Filzhut ist ein Stück Österreichische Tradition. Nicht wegzudenken wäre er von den Köpfen der Jäger oder Mitglieder der zahlreichen Brauchtumsgruppen, Trachtenmusikkapellen und Vereine.
„Tradition pflegen – Zeitgeist leben“ ist das Motto der Hutmacherei Zapf in Werfen, und auf eine lange Hutmacher-Tradition kann die Familie wahrlich zurückblicken. Bereits im Jahr 1893 gründete Johann Zapf das Unternehmen, das seit 2004 von Theresia Bartolot (geborene Zapf) weitergeführt wird. Trotz aller Tradition geht das Repertoire aber weit über den klassischen grünen Jägerhut hinaus und Theresia Bartolot erzählt: „Weniger ist oft mehr – Die Schönheit liegt nicht selten in der Einfachheit. Die Farbe richtet sich speziell bei den Damenhüten nach der Mode und Hüte mit breiter Krempe wären heute kaum zu verkaufen. Er muss klein, fein und schick sein! Ich habe ein ganz gutes Gefühl für den Zeitgeist entwickelt und mit den Kreationen sind wir am Puls der Mode.“
Als letztes Hutmachergewerbe im Land Salzburg ist die kleine Manufaktur im Herzen des Pongaus Anlaufstelle für viele Hutträger von nah und fern: vom bodenständigen Bauer aus der Nachbarschaft, über traditionsbewusste Jäger aus dem ganzen Bundesland bis zur eleganten Lady aus Düsseldorf. Die Kundenliste des Betriebs geht weit über die Grenzen Österreichs hinaus, denn sogar in Japan und Amerika werden Zapf-Hüte mit Stolz getragen.
Vom Stumpen zum Hut
Zapf Hüte werden von den zwölf Mitarbeitern je nach Ausführung in zehn bis fünfzehn Arbeitsschritten hergestellt. Es geht darum, den Rohling – vom Hutmacher „Stumpen“ genannt – von Hand aufgezogen zu produzieren und zu garnieren. Diese in Europa hergestellten Stumpen aus Haar- (Hasenhaar) oder Wollfilz werden über Dampf in Form gezogen – im Gegensatz zur industriellen Herstellung, wo der Filz in Form gepresst wird.
Ein Hut ist kein Juxartikel
„Durch eine falsche Vermarktung wurde der Hut als ,Seppenhut‘ zum negativen Alpen-Klischee und zum Juxartikel degradiert. Ein Hut ist ein Kleidungsstück und mehr noch: mit jedem Kleidungsstück wird etwas vom Körper verhüllt, den Hut aber setz ich mir auf den Kopf,“ betont Theresia Bartolot, als sie mich in die Werkstätte der Hutmacherei führt, um mir Schritt für Schritt das Entstehen einer edlen Kopfbedeckung zu erklären.
Da liegen sie in Reih und Glied, die Stumpen – fein im Griff, doch noch formlos. Nur mit etwas Phantasie kann ich erahnen, dass daraus eines jener Modelle der aktuellen Kollektionen Habsburg, Classic oder Jagd werden kann. Wie lange es dauert, vom Stumpen bis zum Hut, möchte ich wissen, und Theresia Bartolot lacht: „Es ist nicht allein die Zeit, die es benötigt, um den Hut in den einzelnen Arbeitsschritten herzustellen. Zwischen den Stationen braucht der Hut, der ja über Dampf geformt wird, jeweils einige Stunden, um zu trocknen. Jedes gute Naturprodukt braucht eben seine Zeit.“
Zischend unterbricht ein dampfendes stählernes Ungetüm unsere Unterhaltung. Wir sind an der ersten Arbeitsstation angekommen, wo Adi Peermann hinter einem Dampf-speienden Kessel auftaucht. Über Dampf erhitzt er im Kessel den Stumpen für etwa fünf Minuten und zieht ihn danach per Hand auf eine Form aus Holz auf. Für jedes Modell und jede Kopfgröße stehen die handgedrechselten Holzformen sortiert im Regal. Der mit Dampf gesättigte und über dem Holzmodel vorgeformte Stumpen wird nun mit einer Schnur fest abgebunden, um die Bandstatt – den Übergang zwischen Kopfteil und Krempe – auszuformen. Jetzt werden die zukünfitgen Hüte, welche auf der Holzform aufgezogen sind zum Trocknen aufgehängt.
„Das wiederkehrende Trocknen zwischendurch verlangt eine gute Koordination der Arbeitsabläufe, damit es für das Team nicht zu Stehzeiten kommt. Während die eben bedampften Hüte in der Trockenkammer sind, werden nun die am Vortag vorgeformten Stumpen weiterverarbeitet,“ erklärt Theresia Bartolot und fügt hinzu: „Jetzt geht´s in die Näherei, wo der vorgeformte Stumpen als Hut von der Holzform kommt.“ In der Werkstatt herrscht fröhliche Betriebsamkeit und in jeder Ecke des sonnendurchfluteten Raums werkelt eine der Mitarbeiterin der Hutmacherei an „ihrer“ Station.
Das Garnieren des Hutes
Hier wird geschnitten, gebügelt, genäht und garniert – mit jedem Arbeitsschritt nähert sich der Hut seiner endgültigen, edlen Ausführung. Mit perfektem Augenmaß wird hier von Hand die Hutkrempe auf die richtige Breite zugeschnitten oder mit der Maschine gesteppt. Mit alten, pedalbetriebenen Nähmaschinen wird die Krempe eingefasst und das Schweissband in die Innenseite des Huts eingenäht. Per Hand nähen die Damen Kordeln oder Bänder mit flinken Stichen auf und garnieren das gute Stück noch mit Stickereien oder Emblems.
Der letzte Arbeitsschritt ist die kritische Endkontrolle. Hier wird der Hut von Hutmacherin Elfi Schwarzenberger ein letztes Mal unter Dampf gehalten, um ihm die finale Formgebung zu verpassen. Mit einem sanften Handkantenschlag dellt Elfi Schwarzenberger die Kopfform ein und erklärt: „Die gängigen Formgebungen heißen ,L‘ für eine Delle und ,S‘ für zwei Dellen an der Vorderseite, um den Hut mit Daumen und Zeigefinger vom Kopf nehmen zu können.“ Der Hut wird nochmal in Form gebürstet, verpackt und ist jetzt bereit, an die Kunden in nah und fern verschickt zu werden.
„Ein Hut muss probiert werden, den bestellt man nicht über das Internet. Das wissen meine Kunden und kommen gerne zu mir nach Werfen,“ erklärt die Hutmacherin ihre Verkaufsstrategie. Viele bekannte Gesichter zieren die Zapf-Hüte und im kleinen Verkaufsraum zeigt mir Theresia Bartolot stolz das Gästebuch, in dem sich unzählige zufriedene Kunden eingetragen haben. Und schon kündigt die Glocke an der Tür einen neuen Kunden an, der am Ende der persönlichen Beratung wahrscheinlich gut behütet die letzte Hutmanufaktur des SalzburgerLandes verlassen wird.
Kontakt:
Hutmacherei Zapf
Markt 13
5450 Werfen
www.zapf.at