Die meisten kennen ihn als den Wanderonkel. Er führte schon Generationen von Bergfreunden über Stock und Stein und gibt seine Insidertipps zu erlebnisreichen Routen in Funk, Print und Fernsehen weiter. Herbert Gschwendtner kann jedoch mehr als „nur“ Wandern: er malt, er leitet Berghütten, er schreibt, tritt im Fernsehen auf, setzt sich für die Ukraine ein und geht auch gerne mal auf einen Tauchgang ins rote Meer. Der nun 64-Jährige ist ein Mann mit scheinbar unendlich viel Tiefgang und Talenten. Seine Wander-Kurzfilme in der ORF-Sendung „Salzburg Heute“ waren es wohl, die ihn bekannt machten. Die schönsten Panoramablicke, die besten Strecken und jede Menge atemberaubende Schönheit auf dem Rücken der Berge: All das zeigt er seinem Publikum. Angeregt von den Filmen, schreibt er seit 1992 als Kolumnist zudem jeden Samstag für die Krone. Dabei kamen schon an die tausend Artikel zustande. Aus Gschwendtners Feder stammen zudem eine ganze Reihe an Mundartgedichten, Wander- und Kinderbüchern. Doch woher kommt dieser „Mann der Berge“?
Ein Bergliebhaber von Kindesbeinen an
Wir schreiben das Jahre 1948, als Gschwendtner im beschaulichen Pongauer Mühlbach am Hochkönig das Licht der Welt erblickt. Eins von sechs Kindern einer – wie sollte es anders sein – Bergmannsfamilie. Nach Abschluss einer Malerlehre, folgt er dem Ruf der Berge und begibt sich auf Wanderschaft. Mit 24 bewirtschaftet er bereits seine erste Hütte: Das Matrashaus auf dem Hochkönig. Schon der Anfang stellt sich als große Herausforderung dar: „Ich musste alles hochtragen mit dem Rucksack. Das Matrashaus liegt auf 2.941 Metern“, erzählt Gschwendtner. Vier Jahre später packt er den Rucksack erneut und siedelt mit Frau und Sohn über zur Dr.-Heinrich-Hackel-Hütte im Tennengebirge. Etwas anderes als ein Leben auf den Bergen kommt für den jungen Mann schon damals nicht in Frage. Für ihn ist es „eine Leidenschaft, die mich schon sehr früh gepackt hat.“ Als Hüttenwirt sei er noch enger mit der Natur verbunden gewesen.
Alles begann mit seinen Gedichten
Im Alter von 30 Jahren kommt der große Schock: Der Arzt diagnostiziert Krebs. „Mir wurde nur noch ein halbes Jahr zum Leben gegeben“, erzählt er heute, mit 64. „In dieser schweren Zeit habe ich mir den Kummer von der Seele geschrieben.“ Auf seine Mundartdichterei wird bald der ORF aufmerksam, lädt ihn zur Lesung im Radio ein. So beginnt Ende der 80er Jahre die Rundfunk-, Film- und Fernsehkarriere: Im ORF Landesstudio Salzburg begeistert er jedes Wochenende in der Sendung „Salzburg Heute“ Naturliebhaber mit seinen Wander-Kurzfilmen. Mit Tipps und Tricks für unvergessliche Momente auf den Höhen der Berge reserviert sich der sympatische und authentische „Wandersmann“ einen Platz im Herzen seiner Zuschauer. Auch Preise lassen nicht auf sich warten: So auch beim Bergfilm Festival in Salzburg, Graz und Trient. Fern der Alpen begibt sich Gschwendtner auch auf neues Terrain, die Galapagos-Inseln. Mi Taucherausrüstung wagt er sich sogar ins Meer. Für seine einfühlsame Darstellung „Galapagos: Ein zerbrechliches Paradies“, wurde er auf den Filmfestspielen in Jalta/Krim/Ukraine 2006 mit der „goldenen Feder“ ausgezeichnet.
Kreativ ist er auch
Seine kreative Ader, die schon bei seiner Malerlehre zum Ausdruck kam, lebt Gschwendtner heute in Bildern aus: Verträumt, verspielt, bunt und „zauberhaft“. Mal zeigen die Gemälde Berge in schneebedeckter Winterlandschaft, mal ein Kamel umgeben von Wüstendünen. Es scheint, es wäre man auch hier eingeladen, Hand in Hand mit ihm in neue Welten einzutauchen. Seine künstlerischen Fertigkeiten gab er bei 16 Folgen der Sendung „Schule des Malens“ im Sender TW1 weiter.
Wenn Gschwendtner vom Leben in den Alpen erzählt, leuchten seine Augen. „Das Wandern hält mich fit“, sagt Gschwendtner und schmunzelt. Tatsächlich wirkt der 64-Jährige aufgeweckt und vital, zugleich sehr bedacht und vertrauenswürdig, ein lieber Onkel. Wie ein Fels in der Brandung. Oder besser: Wie ein Berg.