Der Berg ruft! Und zwar diesmal nicht nur nach mir, sondern auch nach meinem treuen Begleiter auf vier Pfoten – Huskydame Ylvi. Zwar sind wir beide viel am Berg unterwegs, doch mit Kuh sind wir nicht gerade auf Du und Du. Und Ylvi ist ein Rudeltier, das ohnehin am liebsten in Gesellschaft anderer Hunde und Menschen unterwegs ist. Also folgen wir dem Ruf der Berge und dem Angebot einer geführten Hundewanderung.
Für den ersten Wanderurlaub mit Hund haben viele Hundehalter große Fragezeichen im Kopf – wie bewältige ich die erste Gondelfahrt, welche Tour wähle ich bei Regen oder Sonnenschein, was mache ich bei kleinen Blessuren und wie gehe ich mit Begegnungen mit Weidevieh um? Um diese Fragezeichen in unbeschwerte Genussmomente für Zwei- und Vierbeiner umzuwandeln, schließe ich mich einer geführten Hundewanderung mit dem renommierten Hundeverhaltenstrainer Michael Eichhorn in Saalbach Hinterglemm an. Er bietet in seiner Wahlheimat Saalbach nicht nur regelmäßig Wanderwochen mit Rundum-Programm zum Thema Hund an, sondern veranstaltet auch laufend Tageswanderungen, an die man sich als Wanderer mit Hund ganz unkompliziert anschließen kann.
Der Liebe wegen kam der Pfälzer vor einigen Jahren nach Saalbach, wo seine Lebensgefährtin Karina das Hotel Wechselberger führt. Die Kynologie (die Lehre von Rassen, Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten der Haushunde) hatte Michael Eichhorn schon von früher Jugend an fasziniert. Durch das Leben mit seinem Rudel handaufgezogener Wölfe und dem Studium der Verhaltenskunde in England verfestigte er sein Verständnis für Hunde. Als Hundeverhaltenstrainer kümmert er sich seit nunmehr über 30 Jahren um Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Halter, ist Dozent und gibt zahlreiche Seminare und Workshops in Deutschland und Österreich. Nebenbei veranstaltet er auch Hundeurlaube wie Langlaufen im Böhmerwald oder eben Wandern in Saalbach im SalzburgerLand.
Der Hohe Penhab
Ein heißer Sommertag begrüßt unsere Gruppe und wir sind froh, dass wir unsere Wanderung mit der Zwölferkogelbahn in Hinterglemm um einige Höhenmeter abkürzen können. Einige der Teilnehmer sind Stammgäste und souverän lassen sich die Vierbeiner den Maulkorb für die Auffahrt anlegen und springen freudig in die Gondel. Bei manchen Junghunden muss Michael für den Einstieg in die Gondel Hilfe leisten, denn allzu ungewohnt ist für sie dieses Transportmittel. Doch mit guten Tipps vom Profi sitzen wir schließlich alle in den Kabinen und lassen uns gemütlich nach oben zum Zwölferkogel bringen. Hier erwartet uns weit kühlere Luft – eine echte Erleichterung für den Start in unsere Wanderung. Die beginnt zwar mit einem entspannten Stück bergab, doch im Blick haben wir schon den steilen Anstieg zum Hohen Penhab. Wuschelige Tibetterrier, eine mächtige Dogge, ein Altdeutscher Hütehund, ein Tschechoslovakischer Wolfshund, ein Ridgeback, ein Westsibirischer Laika, Huskies, ein belgischer Schäferhund-Malamut-Mix und Mischlingshunde aus dem Tierschutz machen sich im Gänsemarsch mit ihren Besitzern an den Aufstieg. Jeder hat seine rassetypischen „Special Effects“ und Stärken, die Michael schon längst in Augenschein genommen hat. Während des Wanderns geht er individuell auf Macken der Hunde ein und gibt Ratschläge fürs Verhalten mit dem Vierbeiner am Berg.
Beim Gipfelkreuz auf 1.959 m Seehöhe ist erst mal Pause für Fotos und das Genießen des Ausblicks angesagt. Die Hunde liegen entspannt bei ihren Besitzern oder posieren geduldig fürs Erinnerungsbild. Erholt geht es weiter über den wunderschönen Grat in südöstliche Richtung zum Seekarsee. So toll es ist, wenn der Hund sich bergauf kräftig ins Geschirr hängt und Herrli oder Frauli hinaufzieht, so gefährlich kann dieses Ziehen bergab sein. Michael gibt Tipps, wie der Hund während des teils steilen Abstiegs an der Leine hinter dem Besitzer bleibt und sich so jeder auf seinen nächsten Schritt konzentrieren kann. Schon nach wenigen Höhenmetern sitzt das Kommando und wenn auch besonders mein Husky als Schlittenhund gern wieder nach vorne kommen würde, um das Ziehen zu übernehmen – Ylvi bleibt brav hinten. Doch schon liegt der Gratabstieg hinter uns und zur Belohnung wartet ein erfrischendes Bad im Seekarsee. Hier dürfen die Hunde, die einen sicheren Abruf haben, im Wasser toben. Auch wir lassen uns am Ufer nieder, genießen das Panorama auf die Kitzbüheler Grasberge und die schneebedeckten Gipfel der Hohen Tauern. Beim Versorgen einer kleinen Schnittwunde an der Pfote eines der Hunde lernen wir ganz nebenbei über Erste Hilfe für Vierbeiner. Bevor die im Wasser plantschenden Hunde sich allerdings müde gespielt haben, sammeln wir uns wieder zum Weitergehen.
Durch die Kuh-Siesta
Schon von weitem sehen wir genau an einer Engstelle des Geländes eine Kuhherde. Die Kühe haben sich friedlich zur Siesta rund um den Wanderweg in die Almwiese gelegt und dösen vor sich hin. „Was nun?“, fragen die ersten, die vor einer Begegnung mit Kühen gehörig Respekt haben. Michael beruhigt: „Im Normalfall würden wir in einem großen Bogen herum gehen. Hier ist das durch das Gelände nicht möglich. Aber in der Herde sind keine Mutterkühe mit Kälbern und sie wirken extrem entspannt. So gehen auch wir ganz entspannt als geschlossene Gruppe, mit den Hunden an der kurzen Leine, zügig durch.“ Gesagt getan. Auch die Besorgten atmen noch einmal tief durch, um ihren Hunden keine Anspannung weiterzugeben. So marschieren wir vorbei, während Michael die Herde genau im Auge behält. Zwar erhebt sich die eine oder andere Kuh träge und sieht uns neugierig an, doch das wars auch schon. Die Hunde bleiben an unserer Seite völlig gelassen und schon liegen Kühe und Engstelle hinter uns. Entspannt wandern wir weiter und entscheiden uns aufgrund der immer höheren Temperaturen für eine Einkehr an der Mittelstation.
Genuss für Zwei- und Vierbeiner
Zuzi ist die Wirtin des gemütlichen Bergrestaurants Genuss hoch 12 und selbst Hundebesitzerin. Ihre freundliche Mischlingshündin Sarah staunt nicht schlecht, als wir mit einem Dutzend Hunden hungrig auf die Terrasse des Lokals kommen. Die müden Vierbeiner werden mit Wasser versorgt und im Schatten abgelegt, wo sie alle Viere von sich strecken und dösen. Wir Zweibeiner genießen selbstgemachte Säfte, ein kaltes Bier und regionale Küche, während Michael am herrlichen Panorama zeigt, wo die Wanderungen in den nächsten Tagen hinführen. Es entsteht angeregter „Dog-Talk“ und spätestens bei Kaiserschmarren und Kaffee sind selbst die quirligsten Hunde zur Ruhe gekommen und träumen vom Springen über Stock und Stein, vom Wettlauf mit Schmetterlingen und den spannenden Gerüchen am Berg.
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