Es ist ein kalter Winterabend, die Altstadt von Hallein mutet aus einer anderen Zeit an… Am Schöndorfer Patz leuchten die Fenster der Stadtbücherei, in der an diesem Abend Sepp Forcher aus seinem Buch „Einfach glücklich“ erzählt. Zuvor verrät er dem SalzburgerLand Magazin, wie es dazu kam.
Herr Forcher, wie kam es zu Ihrem Buch?
Naja, ich habe eigentlich nie ein Buch schreiben wollen, aber der Verleger Nikolaus Brandstätter hat mich überredet, das ist ein ganz ein schlauer Fuchs.
Die Leute hören Ihnen ja gerne zu, und wenn sie Ihr Buch in die Hand nehmen, dann sprechen Sie ja auch irgendwie zu Ihrem Publikum.
So isses. Drum mache ich auch keine Lesung. Weil es sinnlos ist. Ein Buch, das aus Erzählungen besteht, das kann man nur erzählen. Nicht lesen. Das wird sonst irgendwie wie gewasserter Wein. Eine meiner Bedingungen war darum, dass ich keine Präsentationen, keine Signierstunden in großen Buchhandlungen mache. Ich nehme mir gerne Zeit für kleine Buchhandlungen, ich war zum Beispiel in Gmünd in einer winzigen Buchhandlung, beim Pfeifenberger in Tamsweg, dann war ich in der Flachgauer Buchhandlung in Oberndorf…
Haben Sie dabei Orte entdeckt, die Sie noch nicht kannten?
Nein! Nein, das gibt’s nicht. Aber die Buchhandlungen habe ich entdeckt. Die Keltenbuchhandlung von Frau Stadlbauer, die ist nur scheinbar klein, hat aber ein großes Angebot. Und Hallein! Hallein ist wunderbar. Ich kenn ja die Stadt von früher.
Hat sie sich sehr verändert?
Ja, schon. Zum Guten! Hallein ist sowas Schönes geworden und ruhig geblieben. Der Mensch braucht Harmonie! Und die strahlt so eine Stadt aus, in einem hohen Maß. Man muss nur empfänglich sein dafür. Ich war ja das erste Mal in Hallein über Nacht, ich glaube in 1946, da habe ich beim Rathgeb, beim Rauchfangkehrer, einen der Söhne, den Ernst, gekannt, mit dem habe ich Bergtouren gemacht. Wir sind zu Fuß über das Tennengebirge-Plateau gegangen. Am Sonntag ist damals kein Zug gefahren, also bin ich mit dem Ernst zu Fuß von der Oberscheffau nach Golling und Hallein. Dann habe ich bei ihnen, im Bett von seinem Bruder Karli, der noch in Kriegsgefangenschaft war, schlafen dürfen. Die haben in einem eiskalten Zimmer geschlafen. Wenn man auf einer Hütte aufwächst, die ja aus Holz ist, das ist man gar nicht gewohnt. So kalt, es war so kalt. Mir hat das nichts gemacht, ich habe nur gestaunt, dass es das gibt.
Wie machen Sie das, dass Sie sich an alles erinnern?
Ach, das ist ein Talent, glaube ich. Das kann man nicht trainieren. Sicher spielt eine Rolle, dass ich sehr lang Hüttenwirt war, und Wirt, und dann beim Rundfunk. Da ist man immer auf sein Erinnerungsvermögen angewiesen. Was das Buch betrifft, hat der Verleger den Titel erfunden. Einfach glücklich. Ich wäre ja nie auf so einen Titel gekommen, weil für mich das Glück nie ein Thema war. Darüber habe ich mir nie den Kopf zerbrochen. Es war wirklich eine Herausforderung und ich habe halt nach kleinen Momenten in meinem Leben gesucht, weil das große Glück, wie viele glauben und dem viele nachgeiern, das gibt es ja nicht, das setzt sich alles aus vielen kleinen Dingen zusammen, es ist ein Puzzle. Wenn das gelingt, dann kann man zufrieden sein.
Das sind Sie?
Ja. Und mir ist das Buch gelungen und das Leben auch bis jetzt.
Sie haben einmal gesagt, wenn Sie nicht arbeiten, sind Sie auf Urlaub.
Ja! Bildungsurlaube, so alt kann man nicht werden, dass man nichts mehr lernt, man braucht immer noch ein bisserl was dazu. Und einmal im Jahr gibt es einen reinen Erholungsurlaub, da sind wir immer in der Schweiz, in Graubünden, da tun wir lesen, Musik hören und wandern.
Was sind da Ihre Interessen?
Also für mich ist alles interessant. Ich hab natürlich schon meine Lebensbücher, wenn ich das so nennen kann, das ist der „Faust“, ohne Zweifel, und in jüngerer Zeit ist es „Die Suche nach der verlorenen Zeit“, von Marcel Proust, nach dem ich immer wieder hin greife. Dann Tolstoi „Krieg und Frieden“, komischerweise der Dostojewski nicht so… der ist halt so brutal, da geht es verhältnismäßig wild zu. Aber natürlich Churchill „Der Zweite Weltkrieg“, und vor allen Dingen der „Marlborough“, wo er über seine Vorfahren schreibt … mei, ich komme da vom Hundertsten ins Tausendste. Ich habe aber eine Liebhaberei, von der ich eigentlich selten rede, das ist die spätgotische Kunst im süddeutschen Raum. Auf das habe ich mich in den 60er Jahren festgelegt, weil ich gemerkt habe, ich kann mich nicht für alles interessieren, ich muss mich spezialisieren. Ich war damals in Oberösterreich, am Dachstein, da gibt es so viele gotische Altäre, es fängt in Hallstatt damit an, aber es ist endlos. So ist das, man kommt erst drauf, wenn man sich mit einer Sache intensiv befasst, dass es eigentlich genug wäre für ein ganzes Leben. Mit der Spätgotik ist man gezwungen, zu reisen. Und das ist sehr schön.
Gibt es Orte, oder einen Ort, auf Ihren Reisen, wo Sie das Gefühl haben, da müssen Sie irgendwann noch einmal hin?
Die Frage ist berechtigt aber betrifft mich komischerweise nicht so.
Das heißt, die Frage nach einem Lieblingsort stellt sich für Sie gar nicht.
Ach, einen Lieblingsort gibt es nicht weil wir sehr oft übersiedelt sind. Wenn ich denke, als Bub bin ich gependelt zwischen Brunneck und Sexten, dann von Sexten nach Werfenweng , von Werfenweng nach Salzburg in die Schule , da ist das Heim ausgebombt worden und wir wurden an den Wallersee und den Wolfgangsee evakuiert, dann war ich wieder in Werfenweng, dann bin ich nach Kaprun arbeiten gegangen, und so ist das hin und her, und als wir selbständig geworden sind, waren wir vier Jahre in Großarl, acht Jahre am Untersberg, fünf Jahre am Dachstein , dann wieder fünf Jahre im Platzl-Keller in Salzburg und jetzt sind wir erstaunlicherweise seit über dreißig Jahren im gleichen Haus sesshaft. Das wundert mich selber.