Rudi Obauer ist wohl einer der besten und bekanntesten Köche Österreichs. Mit „Ich koche, also bin ich“ hat der Werfener Vier-Hauben-Koch allerdings kein klassisches Kochbuch, sondern eher eine kochphilosophische Abhandlung geschrieben. In seinem Plädoyer für Selbstverantwortung und Unabhängigkeit hinterfragt er unseren Umgang mit Lebensmitteln, unseren Konsum und Lebensstil.
Die Küche wird bei ihm zu einem Ort der Freude und der Gemeinschaft, wenn er erklärt, worauf es beim Kochen und Essen wirklich ankommt und woran man ein gutes Produkt erkennt. Er zeigt mit Anleitungen und Tipps, wie man wieder besser einkaufen, kochen, essen und genießen kann und wie dabei Gerichte entstehen, die einfach gut tun.
„Als Karl und ich Anfang der 1980er-Jahre nach Lehrjahren in einigen der besten Häuser Europas begonnen haben, das Restaurant in Werfen zu einem zeitgemäßen Restaurant zu entwickeln, war unsere Triebfeder ganz einfach, dass wir – wie man bei uns sagt – was Gescheites machen wollten; an Hauben und Sterne haben wir keinen Gedanken verschwendet. Wir waren das Maß. Es ist grundsätzlich eine der Stärken von meinem Bruder und mir, dass wir, wenn wir von hinten einen Hauch spüren, immer noch zulegen können, wie ein Marathonläufer, der den Atem des Verfolgers spürt, der ihn überholen könnte.“
Von Narrenkastln und Nebellandschaften
Rudi Obauer schreibt auch über seine kritische Zeit nach einem Herzinfarkt 2015 und von seinen persönlichen Veränderungen: „Ich weiß heute, dass es wenig gibt, das so hilfreich ist gegen Stress wie der Blick ins Narrenkastl. Eine aufkochende Suppe ist eine Nebellandschaft, die sich ständig verändert und wie ein Kaleidoskop neue Muster erzeugt. Ein Teig, der behäbig im Backrohr aufgeht, ist ein entspannender Spielfilm, der Blick in ein offenes Kamin- oder Herdfeuer eine warme Einladung an alle Gedanken dieser Welt, die gerade Lust haben vorbeizuschauen.“
Er gibt Tipps, wie man seine Küche wieder zu einem Ort der Gemeinschaft machen kann. Und was nötig ist, um kreativ zu kochen und dass man kein mehrgängiges Menü kochen muss, um ein guter Gastgeber zu sein. Reduziert auf das Wesentliche (wie sein Buch), ohne Hochglanzbilder und ohne klassische Kochrezepte.
Der Werfener Spitzengastronom ist davon überzeugt, dass bewusstes Kochen, Essen und Trinken ein wichtiger Teil unserer Freiheit sind. Und wie wichtig es ist, dass wir uns diese Freiheit bewahren.
Es geht in seinem Buch auch um die Muße, gemeinsam mit den Menschen zu genießen, die einem wichtig sind. Und über etwas, das er sicher besser weiß als viele andere: wie Stress, Unruhe und Rastlosigkeit die größten Feinde in der Küche sein können.
Probier doch einmal das: Fisch auf Backpapier (Auszug Buch)
„Nimm ein Backblech, belege es mit Backpapier und bestreiche dieses mit Olivenöl. Gib gestoßenen Pfeffer, Salz, etwas Rosmarin und Minzblätter darauf. Lege eine filetierte und entgrätete Forelle, einen Saibling oder einen Zander mit der Hautseite nach unten darauf. Beträufle den Fisch mit Olivenöl, gib Salz, etwas fein gehackten Knoblauch und vielleicht auch etwas Zitronengras darüber. Gare den Fisch ca. 10 Minuten bei 160 Grad Umluft im Ofen. Schäle einen Bierrettich, reibe ihn grob, salze ihn und mariniere ihn mit Chili, eventuell Pfefferoni-Essig (Sud aus Einlegeglas) und etwas Sauerrahm. Misch alles gut durch und lass den Rettich kurz ziehen. Und dann genieße Fisch und Rettich.“
Ich koche, also bin ich
Autor: Rudi Obauer
Verlag: Ecowin Verlag
ISBN: 978-3-7110-0116-0
Seiten: 114 Seiten
Preis: € 16,00
Fotos: SalzburgerLand, Obauer