Ein Sommer voll hochkarätiger Musikereignisse steht Salzburg bevor. Die Internationale Sommerakademie Mozarteum macht die Stadt jedes Jahr aufs Neue zum internationalen Künstlerforum für klassische Musik. Die Freude am Musizieren lässt professionelle Musiker und talentierte Studierende einander näher kommen. Im Rahmen von Meisterklassen, Symposien und Konzerten wird das Schaffen dreier Komponisten von unterschiedlichen thematischen und musikalischen Standpunkten erarbeitet. Ein umfangreiches Konzertprogramm ist für interessierte Besucher frei zugänglich. Wir haben den Leiter der Sommerakademie, Wolfgang Holzermair, zum Gespräch getroffen.
Zur Person: Wolfgang Holzmair, 1952 in Vöcklabruck geboren, ist seit 2014 Leiter der Internationalen Sommerakademie Mozarteum. Der international gefeierte Lied- und Opernsänger erklärte 2014 seine Sängerkarriere für beendet. Seit diesem Zeitpunkt widmete er sich einer Lehrprofessur am Mozarteum, wo er eine Lied- und Oratorienklasse leitet. Er gibt Meisterkurse in weiten Teilen Europas und in Nordamerika und ist Visiting Professor am Royal College in London. Die Verbreitung zeitgenössischer Werke sowie das Schaffen jener Komponisten, die politisch verfolgt wurden, ist ihm ein besonderes Anliegen.
Die diesjährige Sommerakademie ist von drei Namen geprägt: Debussy, Ruzicka und Mozart. Was verbinden Sie mit den Komponisten. Warum wurden diese Persönlichkeiten ausgewählt?
Mozarteum und Mozart sind nicht voneinander zu trennen – alleine schon wegen unseres Namen. Seit den Anfängen der Internationalen Sommerakademie wurden bei Konzerten vorwiegend Werke von Mozart gespielt. Seit 2017 gibt es ein Mozart Forum, wo Künstler wie Robert Levin über Fragen der Interpretation sprechen. Dozentinnen fordern Mozart ein.
Mit der französischen Musik von Debussy verbinde ich sehr viel, das war schon immer so. Bereits in meiner frühen Studentenzeit habe ich mich mit ihm befasst, später dann noch viel intensiver. Im Jubiläumsjahr seines 100. Todestages schien es nahe liegend, diesen großartigen Komponisten zu würdigen. Zudem ist Debussy ist nicht nur ein französischer Komponist sondern gilt auch als große Wegmarke der Musikgeschichte.
Mir persönlich ist es sehr wichtig, zeitgenössische Künstler vorzustellen. Ruzicka, unser Composer in Residence, feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Aufgrund seiner Intendantenvergangenheit bei den Salzburger Festspielen ist er hier kein Unbekannter. Gleichzeitig ist er auch ein interessanter Komponist unserer Zeit. Die Internationale Sommerakademie setzt damit etwas Wichtiges fort, nämlich die Begegnung mit zeitgenössischen Komponisten .
Nach welchen anderen Kriterien haben Sie das Programm der diesjährigen Internationalen Sommerakademie zusammengestellt? Gibt es etwas, das Sie sich vorgenommen haben, anders zu machen als im letzten Jahr?
Wir haben jedes Jahr sehr viele Anmeldungen. Klavier, Violine und Gesang dominieren. Die Zusammenstellung der Kurse gestalte ich jedes Jahr ein bisschen anders. 2018 werden beispielsweise Bläser dabei sein – das ist nicht immer so.
Neu ist der Kompositionskurs für unter 18-jährige mit Helmut Schmiedinger. Im Rahmen der Orchesterakademie wird ein Orchester geformt, das der Dirigent übernimmt. Die Orchesterakademie versteht sich als Ergänzungskurs zu den Meisterklassen. Im Rahmen der Dirigierklasse erarbeiten Studierende und Dozenten ein interessantes Konzertprogramm, das in der Schlussmatinee präsentiert wird. Ebenfalls neu – ein Seminar über die Auswirkung des kulturell-sozialen Umfeldes auf Kompositionen.
NEU: Studenten haben freien Zugang zu vielen Veranstaltungen!
Was erwartet die Zuschauer bei den Veranstaltungen der Internationalen Sommerakademie? Was macht sie sehenswert?
Das Angebot an Meisterkonzerten ist groß und vielfältig gestaltet. Die Lehrpersonen sind professionelle Musiker, die auch auf diversen Festivals spielen. Die Konzerte sind sehr hochwertig und hörenswert weil ich großen Wert darauf lege, dass diese inhaltliche einem roten Faden folgen, das ist beispielsweise französische Musik á la Debussy, Ruzicka oder Mozart. Neben den Meisterkonzerten sind das Eröffnungskonzert, die Porträtkonzerte und das Preisträgerkonzert des Debussywettbewerbs sowie das Abschlusskonzert sehenswert.
Welche Erwartungen haben Sie an die diesjährige Sommerakademie? Gibt es Projekte, die Sie persönlich besonders mögen?
Ja, der Debussywettbewerb wird extrem spannend. Von einer Jury werden besonders talentierte Studierende ausgesucht. Das Finalkonzert wird im Radio ausgestrahlt, wodurch Finalisten die Möglichkeit haben, sich einen Namen zu machen. Beim Fest der Festspiele sind wir ebenfalls mit drei Konzerten dabei.
Welche Entwicklung würden Sie der Internationalen Sommerakademie für die Zukunft wünschen?
Letztes Jahr haben wir eine Opernproduktion realisiert. Es ist schwierig ein solches Projekt umzusetzen, weil sehr viele Leute daran hängen. Das muss längerfristig geplant werden. Ich würde mir wünschen, dass wir wieder so etwas in die Richtung machen können. Ich hoffe, dass sich die Orchestermusik voll etabliert und dass zeitgenössische Musik noch eine stärkere Verankerung in den Meisterklassen findet, d.h., dass von den Lehrern noch mehr zeitgenössische Musik verlangt wird. Ich denke sogar daran, ein oder zwei Meisterklassen einzurichten, die ausschließlich auf Musik unserer Zeit ausgerichtet sind – mit Klavier oder Streichern. Das gibt uns neue Energie. Wir Musiker sollen nicht Museumsdiener werden, sondern uns mit neuen Dingen auseinandersetzen.