Vier Tage, knapp 160 Kilometer und über 7.000 Höhenmeter – die Runde durch den Lungau ist eine Herausforderung für Mountainbiker. Die Belohnung für die Anstrengung wartet neben der Strecke mit der wunderschönen Naturlandschaft und urigen Hütten im SalzburgerLand.
Daniel, Petra und ich waren schon immer alle ein wenig extrem. So ist es kein Zufall, dass wir die Mehrtagestour schon lange auf unserer To-Do-Liste stehen haben. Wer bei der Lungau Extrem jetzt auf schwere Trails und Anstiege bis zu Erschöpfung hofft, wird aber enttäuscht. Die Runde bietet alles was uns am Biken eben Spaß macht: anspruchsvolle aber nicht zu schwere Anstiege, flowige Trails und nebenher viele Einkehrmöglichkeiten, die uns das Bikerleben in den Bergen versüßen.
Klingt wie ein Alpencross light, mit dem feinen Unterschied, dass hier keine großen Bergketten erobert werden. Denn eines muss man wissen, der Lungau besticht nicht unbedingt durch schroffe Gipfel und steile Trails. Nein, die Landschaft der südlichen Region im Salzburger Land wird von sanften Berggipfeln mit vielen Wäldern und Wiesen dominiert. Wobei, diese „Hügeln“ können schon weit über 2.000 Meter erreichen. Hoch genug für uns drei Genussbiker und auch für den Rest der Stollenfraktion? Wir werden sehen.
Ready, Steady, Go!
Wir sitzen gemütlich am Stadtplatz von Tamsweg und machen uns bereit für unser „extremes“ Vorhaben. In vier Tagen werden wir, sofern alles gut geht, wieder hier sitzen und uns die Sonne auf unsere Köpfe scheinen lassen. Im Gegensatz zum Alpencross liegen der Start- und der Endpunkt bei der großen Runde durch den Lungau am gleichen Ort. Eine letzte Kontrolle noch bevor es losgeht und wir in die Pedale treten: Helm? Check. Werkzeug? Check. Powerriegel? Check. Trinken? Check. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen, zumindest können wir uns nicht auf die Hardware rausreden, wenn wir während der Tour anstehen.
Am Prebersee fliegen die Kugeln tief
Unser erster Stopp ist der Prebersee. Der Moorsee liegt auf 1.515 Meter eingebettet zwischen den Lungauer Bergen und ist in der Region eines der Naturwahrzeichen. Jedes Jahr im August treffen sich hier die Schützen aus aller Welt, um beim seit 1834 bekannten Preberseeschießen eine gute Figur zu machen. Das Besondere dabei ist, dass die Kugel nach dem Schuss vom Wasser abprallt und dann ihr Ziel erreichen soll. Ungefähr 120 Meter beträgt die Entfernung des Schießstandes zu den Scheiben und bedeutet für die Schützen Millimeterarbeit.
Nach dem Zwischenstopp am Prebersee geht es für uns gleich weiter Richtung Lessach. Eine kurze und steile Rampe nach der Ludlalm und schon rollen wir in das gleichnamige Tal, bevor wir unseren zweiten Anstieg des Tages hoch zur Wildbachhütte in Angriff nehmen. Die Lungau Extreme ist geprägt durch viele kurze aber knackige Rampen. Die längste wird uns am vierten Tag erwarten, rund 800 Höhenmeter trennt uns dann von Sankt Michael bis zum höchsten Punkt der Tour. Bis dahin sind es aber noch ein paar Höhen- und Kilometer. Unseren heutigen Höhepunkt haben wir nach vielen anstrengenden Serpentinen erreicht. Die Wildbachhütte liegt an der Baumgrenze unter dem 2.316 Meter hohen Gumma. Der Gipfelanstieg ist nur den Wanderer vorbehalten, zu schroff und steil sind die Trails. Wir begnügen uns lieber mit einer gemütlichen Einkehr in der Hütte.
„Bestellt den Kaiserschmarrn!“, hat uns die nette Dame im Tourismusbüro geraten. Der soll hier besonders gut schmecken und wird in einer riesengroßen Eisenpfanne serviert. Nach den zwei langen Anstiegen und rund 33 Kilometern tut uns eine gehörige Portion Kohlenhydrate gut. „Hier möchte ich jetzt nicht mehr los“, stöhnt Daniel. Nach unserer Energieaufnahme liegen wir noch eine Weile im hohen Gras und genießen die sanfte Landschaft. Die Zeit steht still oder eigentlich doch nicht. Zumindest wenn wir die Sonne beobachten, die sich langsam Richtung Horizont bewegt. Auf zu den letzten Metern bergab nach Hintergöriach, unserer ersten Übernachtungsstation.
Lift, oder nicht Lift?
Wir stehen an der Talstation der Bergbahnen Speiereck. Die Versuchung ist groß, doch wir können noch widerstehen. Der zweite Tag hat schon früh begonnen, immerhin steht mit 45 Kilometern und gut 2.000 Höhenmetern heute die Königsetappe am Programm. So sind wir gemütlich in die Pedale getreten und über Weißpriach und Fanningberg nach Mauterndorf gefahren. Nach rund 30 Kilometer liegt für uns jetzt der längste Anstieg vor uns. Am Ende des zweiten Tages spüren wir die Anstrengungen der „Lungau Extreme“. Müde fallen wir ins Bett und träumen von Kaiserschmarren, Gondelbahnen und Moorseen.
Der Hahn vor unserem Fenster weckt uns pünktlich zum Frühstück. Für uns geht es jetzt in die dritte Runde. Von Sankt Michael fahren wir bis zum Beginn des Murtales und weiter bergauf zur Doktoralm. Von hier aus können wir fast bis nach Tamsweg blicken. Dort werden wir morgen einrollen und uns freudig in den Armen liegen. Für uns drei war die Runde vielleicht nicht die anstrengendste oder technisch schwerste Biketour, die wir bisher gefahren sind. Dafür waren die vier abwechslungsreichen Tage gespickt mit einem extrem hohen Chillfaktor. Lungau Extreme, hier ist für jeden Biker etwas dabei.
Infos:
Beste Reisezeit:
Durch die Höhenlage der Lungauer Berge beginnt die Mountainbikesaison von Mitte Mai bis Ende Oktober. Durch die südliche Lage kann man an warmen Tagen bis November mit dem Bike den Lungaueinen Besuch abstatten.
Essen und Trinken:
• Wildbachhütte: Der Tipp für Kaiserschmarrn-Junkies und Brettljausen-Fans. www.wildbachhuette.com
• Pritzhütte: urigen Hütte im Gontal, über den Dächern von Sankt Michael www.pritzhuette.com
Karten:
Mountainbike Karte Lungau, 15 Strecken im Lungau + Lungau Extreme, erhältlich bei der Informationsstelle der Ferienregion Lungau.