Eigentlich wusste er es schon immer: Gitarrenbauen ist seine Bestimmung! Mit dem SalzburgerLand-Magazin spricht Gerhard Schöpp über den dann doch langen Weg ans Ziel, hohe Qualitätsansprüche, wieviel Salzburg in jedem seiner Instrumente steckt und warum seine Werke ihn lange überdauern werden.
Es gibt Menschen, die brennen für das, was sie tun. Das spürt man. Man hört ihnen gerne zu, ist selbst inspiriert von all dem Elan und die Zeit mit ihnen verfliegt wie im Flug. Gerhard Schöpp ist einer von ihnen. Seit 2018 baut der Pinzgauer Gitarren und andere Seiteninstrumente in Zell am See und hat sich seither einen Namen in Musikerkreisen gemacht. Einzelstücke, ganz nach den Wünschen seiner Kunden, die in reinster Handarbeit entstehen. Wir haben den Instrumentenbauer in seiner Werkstatt besucht, ihm über die Schulter geschaut und mit ihm über seine Leidenschaft geplaudert.
Gerhard, wen gab es denn zuerst? Gerhard, den Gitarristen oder Gerhard, den Gitarrenbauer?
Gerhard, den Gitarristen. Auch wenn ich heute das Gefühl habe, dass ich eigentlich schon mein ganzes Leben lang Instrumentenbauer bin. Gewusst habe ich es halt erst, als ich damit begonnen habe. Es ist meine Bestimmung, mein Innerstes. Ich habe mein ganzes Leben schon die unterschiedlichsten Dinge gebastelt. Später habe ich dann zum Gitarrenspielen angefangen. Und aufgrund meiner Neugierde, wie das denn alles funktioniert, habe ich ein Buch über das Gitarrenbauen gekauft. Zuerst war das Bauen ein Hobby, später dann habe ich mich entschieden, dass es auch Beruf sein soll.
Darüber möchten wir gerne noch ein bisschen mehr wissen.
Na ja, ich habe zuerst mit relativ wenig Erfolg Architektur studiert und gemerkt, dass ich mir nicht vorstellen kann, den ganzen Tag am Computer zu arbeiten. Irgendwann habe ich dann beschlossen, dass ich das mit den Gitarren machen will und habe eine Ausbildung zum Streich- und Seiteninstrumentenbauer in Hallstatt angefangen.
Was macht denn für dich den Reiz des Handwerks aus?
Am Handwerk gibt es viel Schönes. Für mich ist es vor allem das Arbeiten mit Holz und dass man sieht, wie aus einzelnen Schritten etwas entsteht.
„Am Abend kann man betrachten, was man den ganzen Tag über gemacht hat.“
Gerhard Schöpp
Glaubst du ist es wichtig, dass man im Leben seine Bestimmung findet?
Ich glaube, dass jeder etwas hat, was er besonders gut und gern macht. Ob dieses Etwas auch jeder findet, ist die andere Frage. Natürlich ist es erstrebenswert! Es erfordert aber auch sehr viel Mut, auszubrechen und seinen eigenen Weg zu gehen. Meine Ausbildung hat noch einmal vier Jahre gedauert, das ist ein Fulltimejob und das muss man erst einmal stemmen. Aber es war der richtige Weg.
Wie klingen denn deine Gitarren? Worauf legst du klanglich wert?
Mir sind eine schnelle Ansprache und ein offener, ausbalancierter Klang wichtig. Nachdem ich ziemlich viele kleine Gitarren baue, schaue ich auch bei diesen Stücken auf einen satten Bass. Das erreicht man über die Konstruktion.
„Meine Instrumente sind mehr als die Summe der einzelnen Teile. Sie haben Herz und Seele.“
Gerhard Schöpp
Gibt es eine Musikrichtung, für die deine Instrumente besonders gut geeignet sind?
Fingerstyle, genauso, wie man das im Video sieht.
Wie lange dauert es denn, bis du mit einer Gitarre fertig bist?
Das hängt natürlich von der Bauweise ab, aber generell benötigt man pro Instrument rund einen Monat reine Arbeitszeit.
Wo wir schon beim Stichwort sind. Was unterscheidet denn deine rein per Hand gefertigten Instrumente von industriell gefertigten Gitarren?
Das ist eine ganz andere handwerkliche Qualität und auch nicht zu vergleichen. Ich nehme jedes Stück Holz in die Hand, schaue mir an, wie gut es gewachsen ist und verwende nur exzellentes Material. So kann ich auf das Holz reagieren und je nachdem was ich sehe, individuell bauen. Industriell gefertigte Gitarren verwenden immer das gleiche Maß und die Qualität des Holzes und dessen Verarbeitung ist auch oft nicht gegeben. Ich versuche ein Maximum an (Klang)Qualität zu erreichen. Nicht zuletzt beim Setup des fertigen Stücks.
Welches Holz verwendest du denn für deine Instrumente?
Ich versuche, so gut es geht regionale, heimische Hölzer zu verwenden. Die Decke, als Resonanzholz, wird aus Fichte gemacht. Für Boden, Hälse und Zargen nimmt man Harthölzer wie Ahorn, Walnuss und auch alle Obsthölzer. Nur beim Griffbrett, das besonders hart und langlebig sein soll, kommen tropische Hölzer wie Palisander, zum Einsatz.
Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass deine Instrumente die Generationen überdauern sollen.
Es ist mein Ziel, dass meine Gitarren weitergegeben werden und dass mein Werk mich so überlebt.
Kommen wir noch einmal in die Werkstatt zurück. Wie setzt sich denn dein Arbeitsalltag zusammen?
40 Prozent sind Neubau von Instrumenten nach individuellen Kundenwünschen. 40 Prozent sind Reparatur von älteren Stücken und 20 Prozent ist der Handel mit anderen Gitarren. Diese stammen zwar nicht aus meiner Werkstatt, ich lege trotzdem großen Wert auf die Qualität dieser Instrumente.
Was machst du, wenn du nicht in der Werkstatt bist?
Natürlich liegt es in der Natur von uns Selbständigen, ziemlich viel zu arbeiten. Trotzdem schaue ich, dass ich viel mit meiner Familie unternehme. Und ich liebe es auch zu reisen. Da hole ich mir dann Inspiration für mein Schaffen. Die größte Inspiration neben der Natur.