Tina Heine ist die neue Intendantin des Salzburger Jazzfestivals „Jazz and the city“ und hat für das diesjährige Festival die Zählkarten abgeschafft. Von 19. bis 23. Oktober 2016 wird ein bunter Klangteppich über die Salzburger Altstadt gebreitet. 49 Orte und 320 Künstler sind in 109 Konzerten daran beteiligt.
Wir haben die Hamburgerin, die auch das Elbfestival, das 10.größte Jazzfestival der Welt begründet hat, zum Interview gebeten.
„Als ich gefragt wurde, habe ich nicht lange überlegt. Es war für mich selbstverständlich, zu dieser Herausforderung sofort ja zu sagen. Improvisation ist die treibende Kraft in meinem Leben. Durch meinen Vater habe ich den Jazz entdeckt, statt mein Lehramt in Mathe und Deutsch auszuüben, habe ich lieber eine Kneipe – das Hadley´s in Hamburg – eröffnet. Die Herausforderung Salzburg war spannend. Ich hatte seither über ein Jahr Zeit, mir die Stadt zu erarbeiten, sie zu entdecken. Was passiert in den anderen Genres – wie begegnen die Salzburger dem Jazz? Es war ein Abenteuer, mich darauf einzulassen und zuerst dachte ich, dass es reicht, in verschiedensten Hotels zu wohnen. Mittlerweile habe ich eine Wohnung in Leopoldskron direkt am Almkanal.
Zuerst war da schon die Angst vor der Kleinstadt. Doch Salzburg hat eine Dichte an guten Leuten. Der Salzburger genießt die Lebensqualität. Hamburger denken eher kaufmännisch. Die Kultur in den Genen der Salzburger spürt man.
Ich habe Kraftorte entdeckt, wie das Gewölbe im Stiftskeller St. Peter und wollte hier unbedingt einen Programmpunkt gestalten. Idee des Festivals ist es, den Jazz in seiner gesamten Bandbreite zu präsentieren. Froh und unbefangen Musik zu machen, Jazz so zu zeigen, wie er es heute ist, verstärkt durch die Orte die in ihrer Vielschichtigkeit genau das ausdrücken.
Klangerlebnis ohne Zählkarten bei Jazz in the City
Die Kollegienkirche ist beispielsweise eine ganz eigene Herausforderung und bietet ein besonderes Klangerlebnis. Mit Rolf Kühn, dem 88jährigen Starklarinettisten feiern wir hier eine Weltpremiere – oder mit Julian Sartorius in der Blauen Gans. Auch das Museum der Moderne, Rupertinum spielt als Location mit seiner Ausstellung eine wichtige Rolle. Die Schlosserei Wieber in der Getreidegasse oder Miniorte wie der Vintageladen Jetlag in der Herrengasse wurden als Aufführungsorte neu entdeckt.
Die wichtigste Neuerung: „Die Zählkarten wurden abgeschafft. Dafür haben wir die Kapazitäten erhöht und uns stärker auf den Stadtraum konzentriert. Straßen wie die Linzergasse oder auch die Schranne werden mit Brassbands bespielt. Tageweise gibt es Stadtteilschwerpunkte.“
Ab 23.00 Uhr wird im Sternbräu zur Jam Session geladen. Das soll Nähe und Austausch der Künstler untereinander und mit ihrem Publikum verstärken. Große Künstler spielen auf kleinen Bühnen und manche Künstler werden auch mehrere Tage in Salzburg verbringen, um die Stadt und ihr Publikum näher kennenlernen zu können.
In Zukunft sollen noch mehr öffentliche Orte, Leerstände, private Orte in einem Mix aus großen und kleinen Bühnen gefunden werden. Unbekannte Künstler auf großen Bühne, bekannte Künstler in kleinem Rahmen, Möglichkeitsräume finden– davon träumt die Intendantin. Neue Spielflächen zu finden; Künstler einzuladen, hier zu schaffen.
alle Bilder: (c) wildbild