Nein, gewöhnlich kann man Josef ‚Joe‘ Pichler garantiert nicht schimpfen. Seit vielen Jahren bereist der Lungauer, der mittlerweile in Elixhausen lebt, gemeinsam mit seiner Frau die entlegensten Teile der Erde und hat dabei sicherlich so viel er- und durchlebt, dass es für eine ganze Fußballmannschaft an Abenteuern reichen würde. Indien, Australien, Afrika, Asien und sogar die Südsee sind nur einige der Destinationen, durch die er auf dem Sattel seiner KTM gebrettert ist. Doch auch wenn er das Abenteuer am anderen Ende der Welt liebt und sich ein Leben ohne schon lange nicht mehr vorstellen kann, so kommt er auch immer wieder gerne nach Hause und genießt es dann, durch das SalzburgerLand zu radeln und seine Logenplätze zu besuchen. Wir haben uns mit Joe, der sich gerade auf Vortragsreise durchs Land befindet, getroffen und mit ihm über fremde Kulturen, das Nachhause-Kommen und die Zukunft, unterhalten. Dabei lernten wir einen Menschen kennen, der seine Träume wahr werden ließ und diese immer noch lebt.
Welches Gefühl kennst du denn besser? Heimweh oder Fernweh?
Eher Fernweh. Ich bin sehr gerne zu Hause, aber das Fernweh tritt dann doch öfter auf. Wenn ich unterwegs bin, dann habe ich eigentlich nie Heimweh. Ich freue mich wenn ich wieder hier bin und lebe wahnsinnig gerne im SalzburgerLand. Je mehr man unterwegs ist, desto mehr schätzt man dann auch dieses Leben. Das habe ich früher so nicht gekannt. Da wollte ich nur weg weg weg. Aber nein – Heimweh kenne ich trotzdem nicht. Fernweg, wie gesagt, schon.
Wie oft kommt’s? Kann man das sagen?
Na ja, wenn ich dann drei, vier Monate zu Hause bin, dann beginnen schön langsam wieder die Überlegungen, was wir denn noch so alles machen könnten.
Auf euren Reisen besucht ihr Plätze, an die andere kaum in ihrem Leben vordringen werden. Ist diese Abenteuerlust gewachsen, oder hast du das schon immer in dir gehabt? Die dürfte wirklich in mir drinnen gewesen sein. Meine erste Reise habe ich ja bereits mit 24 gemacht. Damals bin ich rund ums Mittelmeer gefahren – vier Monate lang. Die Sache ist in meinem Kopf entstanden und ich wäre schon damals bereit gewesen, alles dafür aufzugeben. Musste ich aber nicht. Mein Chef, ich habe damals in einem Planungsbüro gearbeitet, unterstützte meine Pläne voll und ganz und hat mit dem Job auf mich gewartet. Auf dieser Reise dachte ich mir wirklich, ich wäre der größte Abenteurer der ganzen Welt. Bis ich dann in Afrika Leute getroffen habe, für die die Reise dort erst losgegangen ist. Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass dies erst der Anfang für mich sein kann und ich noch viel weiter in die Welt eintauchen muss.
Gab es Gegenwind?
Nicht wirklich! Natürlich ist das für die Eltern nicht der erträumte Weg für den Sohn, aber mittlerweile sind sie recht stolz auf meine Berufung. Eine Episode hat mich damals sehr geprägt. Ich war in einer Bar in der Stadt Salzburg und habe einem Mädchen von meinen Plänen erzählt. Ich war voll überzeugt von ihnen und auch dementsprechend stolz. Darauf fragte sie mich allen Erstes, wie gesagt, ich war 24, ob mir denn bewusst sei, dass mir diese vier Monate bei meiner Pension einmal fehlen werden. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich alles richtig mache und dass ich garantiert niemals so werden wollte.
Geht es dir bei deinen Reisen um die Landschaft, oder eher um die Kultur und die Menschen?
Landschaft ist wunderschön und auch immer wieder faszinierend. Trotzdem wiederholt sie sich irgendwann und wird Alltag. Richtig spannend können nur die Menschen sein. Jeder ist unterschiedlich, reagiert anders und hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Es geht natürlich um die Menschen.
Gibt’s nach über 300.000 gefahrenen Kilometern immer noch Ziele, die du unbedingt einmal besuchen möchtest?
Es gibt leider viele Ziele, die man aufgrund der Sicherheitslage einfach nicht bereisen kann. Derzeit ist das der ganze Nord- und Zentralafrikanische Raum. Das kann man sich aktuell nicht trauen. Schon sehr lange möchte ich in den Tschad und hier speziell in die Sahara und das Tibesti-Gebirge. Es muss unvorstellbar schön sein und in diesen archaischen Gebieten leben auch ganz faszinierende Völker. Denn damit du dort überleben kannst, musst du extrem sein. Gemütlich ist es dort nicht. Aber momentan schaut es nicht so aus, als würde das bald möglich werden. Dieses Risiko gehe ich nicht ein. Ich will mein Leben selbst in der Hand haben. Wenn ich in der Sahara unterwegs bin und ich mache einen Fehler, dann bin ich eben selber schuld. Auch wenn sich so ein Fehler furchtbar rächt. Aber wenn mich radikale Terroristen über den Haufen schießen, dann ist das etwas völlig Anderes. Mittlerweile habe ich die nötige Erfahrung, dass ich differenzieren kann, wo ich hinfahren kann und wohin nicht.
Wie läuft denn ein typischer Tag ‚on the road‘ bei euch ab.
Da wir unsere Reisen nicht bis ins Detail durchplanen, wählen wir unsere Ziele immer sehr kurzfristig aus. Oft hören wir auf Tipps von Einheimischen, oft lesen wir etwas. Geschlafen wird meist in Pensionen, Hotels, oder eben auch dem Zelt. Was aber nicht überall möglich ist. In Indien wären innerhalb kürzester Zeit 400 Menschen beim Zelt und an Schlaf wäre nicht mehr zu denken. In der Mongolei schlafen wir dafür fast ausschließlich im Zelt.
Was bedeutet denn Heimkommen für dich?
Heimkommen bedeutet gewohnte Umgebung, Freunde und Familie. In der Früh im eigenen Bett aufzuwachen, einen Freund anzurufen und auf einen Kaffee zu gehen. Das ist Heimkommen und zu Hause sein für mich.
Was sind denn hier bei uns deine ganz persönlichen Logenplätze?
Bei uns im Flachgau, ich wohne ja in Elixhausen, habe ich einen ganz wunderbaren Platz für mich gefunden. Ich bin ja normalerweise alles andere als ein Morgenmensch. Doch wenn ich um sechs aufstehe, setze ich mich auf das Fahrrad und fahre zum Wallersee. Bei Neumarkt biege ich dann ins Wenger Moor. Der Blick von dort aus in die Berge, während der Nebel noch ein bisschen umher zieht, ist einfach irre.
Wie oft holst du dir diesen Augenblick?
Wenn es passt zwei bis drei Mal pro Woche. Da habe ich dann eine unglaubliche Kraft für den ganzen Tag. Wenn ich dann weiterfahre komme ich am Campingplatz vorbei und denke mir, wie gut ich es doch habe. Ich darf hier leben, an einem Platz, an dem andere Urlaub machen.
Derzeit bist du ja mit deinem aktuellen Vortrag „27.145 km – Salzburg – Indien“ durch die Lande unterwegs. Was erwartet denn einen Besucher?
Die Besucher erleben die persönliche Aufarbeitung unserer Reise. Natürlich sieht er auch schöne Bilder von Landschaft und Städten. Hauptsächlich geht es darum, was wir persönlich erlebt haben. Man sieht vielleicht Sachen, die man vorher noch nicht gesehen hat.
Abschlussfrage: Wann geht’s weiter und vor allem wohin?
Ich kann es wirklich noch nicht sagen. So weit sind wir derzeit noch nicht und wahrscheinlich wird es erst 2017 wieder losgehen.
Alle Infos zu Joe Pichler und seinen Reisen findet man hier.
Termine im SalzburgerLand 2016:
12.04. Saalfelden