Die Käserei Woerle im Henndorf im Salzburger Flachgau ist ein echtes Salzburger Vorzeige-Unternehmen. Seit mehr als 130 Jahren dreht sich alles rund um die Käseherstellung aus Heumilch. Damit war man auch die erste Emmentalerkäserei in ganz Österreich. Auch heute noch ist das Unternehmen fest im Familienhand, fünf Generationen, die sich eine Leidenschaft teilen. Eine Leidenschaft, die auch die Mitarbeiter mitbringen. Eine davon ist Diana Reuter.
Diana Reuter kommt aus dem hohen Norden Deutschlands und ist der Liebe wegen samt ihrer zwei Kinder, die damals im Teenageralter waren, 2016 mit Sack und Pack nach Salzburg gezogen. Ihre Leidenschaft zur Natur kann sie hier nicht nur im eigenen Garten ausleben, sondern seit 2019 auch in ihrer Funktion als Nachhaltigkeits- und Innovationsmanagerin bei Woerle.
Frau Reuter, Nachhaltigkeit ist seit Jahren in aller Munde. Dass ein Unternehmen eine eigene Abteilung hat, die sich nur dieses Themas annimmt, ist doch ungewöhnlich.
Da haben Sie recht, andererseits soll Nachhaltigkeit eben mehr sein, als nur ein leeres Schlagwort. Und wenn ein Salzburger Familienunternehmen da mit gutem Beispiel vorangeht, hat das schon Überzeugungskraft. Gerrit Woerle, der das Unternehmen 2021 von seinem Vater unternommen hat, hat sofort begonnen, die nachhaltigen Ideen nicht nur umzusetzen – vieles ist ohnehin schon laufend passiert – sondern aktiv tätig zu werden.
Können Sie uns mehr über die konkreten Projekte erzählen?
Klimaschutz beginnt bei uns schon direkt hier im Firmengebäude in Henndorf. Wir beziehen unseren Strom über unsere eigenen Sonnenkollektoren und gesammeltes Regenwasser dient zur Kühlung der Räume. Die Milch, die für die Herstellung unserer Käsespezialitäten verwenden, kommt ausschließlich aus einem Umkreis von maximal 50 km.
Zusätzlich motivieren wir auch unsere Lieferant*innen, Emissionen zu verringern. So zahlen wir pro eingesparter Tonne CO2 eine Prämie von € 50,-. Dabei helfen wir natürlich auch bei der Ideenfindung, wie und wo Einsparungen möglich sind. Das reicht von der energieeffizienten Melk- und Milchkühlanlage bis zur Wärmerückgewinnung. Dass wir innerhalb von zwei Jahren damit dazu beigetragen haben über 10.000 Tonnen CO2 einzusparen, ist ein toller Erfolg. Immerhin entspricht dieser Wert in etwa den CO₂-Emissionen von 66 Millionen gefahrenen PKW-Kilometern.
Aber auch jeder einzelne kann viel für die Umwelt und den Naturschutz bewirken. Wir bei Woerle nennen das die 360 ° Nachhaltigkeit. Grundlage ist die intakte Natur, für die der Mensch die Verantwortung übernehmen muss. Bei Woerle sind das einerseits die Milchbauern, die die wertvolle Heumilch als Basis für den Käse liefern und andererseits die rund 350 Mitarbeiter*innen der Käserei, die diese Milch dann weiterverarbeiten. Und schließlich auch die Kunden, die den qualitativ hochwertigen Käse kaufen. Gesunder Boden und bestes Futter sind weitere Parameter des Kreislaufs. Und je höher die Artenvielfalt, desto hochwertiger auch das Futter.
Inwiefern spielt in diesem Rad auch die Verpackung eine Rolle?
An oberster Stelle muss natürlich die Qualität des Produkts stehen. Bisher wurde anstelle der Kunststoffverpackung noch kein adäquater Verpackungsersatz gefunden. Aber unsere Kunden können sicher sein, dass wir auch in diesem Bereich laufend versuchen, uns weiterzuentwickeln. Zumindest sind die Verpackungsschalen unserer Herzstücke aus 100% Recyclingmaterial hergestellt.
Können Sie uns noch ein bisschen mehr über das Artenschutzprojekt erzählen?
Unser Ziel sind 1.000 sogenannte Rettungsinseln bis 2030. Aktuell haben wir dieses Ziel schon fast erreicht, also viel früher als geplant und freuen uns sehr über das große Interesse an dem Projekt. Oft gibt es diese scheinbar brachliegenden Ecken und Flächen auf den Bauernhöfen bereits. Diese als Rettungsinseln auszuweisen, gibt ihnen eine neue Wertigkeit und Bedeutung. Man glaubt es ja kaum, wie viel Leben sich etwa in einem simplen Altholzstapel verbirgt. Gute Beispiele für Flächen, die zu jedem Hof gehören, sind Streuobstwiesen und Magerwiesen, Böschungen, Schotterwege oder einmähdige Wiesen. Um für mehr Artenreichtum zu sorgen, kann man natürlich auch Rettungsinseln ganz bewusst anlegen, in dem man etwa einen unterirdischen Nistplatz aushebt. Begleitet wird das Projekt von erfahrenen Biologen der Universität Salzburg. Ich selber begleite die Wissenschafter immer sehr gerne, weil es einfach so schön ist, direkt auf einer Wiese den Fortschritt unserer Bemühungen zu sehen.
Welche Voraussetzungen braucht es, um selber eine Rettungsinsel anzulegen? Kann da jeder mitmachen?
Im Prinzip schon, wenn man eine artenreiche Fläche oder einen naturnahen Garten hat, ist man dabei – egal ob mit einer blühenden Fläche, einem Gemüsebeet, Totholz oder einem Steinhaufen. Aber auch ohne Rettungsinsel kann jeder für sich zur Artenvielfalt beitragen und wenn es nur das Blumen- oder Kräuterkisterl am Balkon ist. Bereits mit kleinen Maßnahmen und relativ wenig Aufwand lässt sich viel erreichen und damit das gesamte Leben der Region positiv beeinflussen.
Und wie können Gäste im SalzburgerLand die Ambitionen von Woerle erleben?
Ganz einfach, indem sie einen Spaziergang durch den Salzburger Flachgau machen. Wege und Möglichkeiten gibt es genug. Dann muss man nur mit allen Sinnen wahrnehmen. Der Duft der Blumen und würzigen Kräuter auf Wiesen und Weiden, das Summen der Insekten, die Schönheit eines Schmetterlings, weidende Kühe und im Hintergrund vielleicht sogar einer der Seen, die dieser Regionen einen zusätzlichen Reiz geben.
Und man kann sich durch unser breites Käse-Sortiment kosten. Denn, ganz ehrlich, da kann man Nachhaltigkeit sogar schmecken. Womit wir wieder beim 360 ° Nachhaltigkeits-Rad sind. Artenreichere Wiesen bedeuten hochwertigeres Futter für die Kühe, geschmackvollerer Milch und damit noch hochwertigere WOERLE Heumilch-Käse-Köstlichkeiten.