Pflanzen und ihre Wirkstoffe – das ist ihre Faszination. Karin Buchart wächst im Salzburger Pinzgau in Unken auf, ihre Heimat ist geprägt von Heilpflanzen und traditionellen Hausmitteln. In jungen Jahren verschlägt es Karin Buchart mit ihrer großen Leidenschaft – dem Schießsport – in die weite Welt. Sie nimmt an den Olympischen Spielen in Los Angeles im Jahr 1984 teil. 1985 gewinnt sie WM-Bronze in den Niederlanden.
Nach ihrer Karriere als Sportlerin widmet sie sich dem Thema Ernährung. Sie studiert Ernährungswissenschaften in Wien. Im Alter von 40 Jahren schreibt Karin Buchart ihre Dissertation über das Thema „Traditionelle Biogene Arzneimittel im Pinzgau“ und vertieft ihr Interesse. Sie interviewt alte Bäuerinnen im Salzburger Saalachtal und schreibt das überlieferte Wissen auf. Die UNESCO kommt auf sie zu und erklärt das Wissen der Salzburger zum immateriellen Weltkulturerbe. Im Jahr 2005 gründet Karin Buchart das erste TEH-Projekt, daraus entsteht 2007 der TEH-Verein in Unken und sie leitet federführend den Ausbildungszweig der TEH-Praktiker.
„Pflanzenwirkstoffe haben mich immer schon faszininiert. Mit meiner Dissertation hatte ich die Möglichkeit noch tiefer in das Thema tief einsteigen und wertvolles Wissen aufzuschreiben“. Karin Buchart
Heute ist Karin Buchart eine gefragte Heilpflanzenexpertin, renommierte Autorin zahlreicher Bücher zum Thema Heilpflanzen, Naturapotheke und Darmgesundheit und arbeitet als freischaffende Kolumnistin. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den sekundären Pflanzenstoffen in der Ernährungswissenschaft, gibt Workshops, hält Vorträge und verfasst Fachartikel. In ihrem aktuellen Buch „Hausmittel – in einfacher Anwendung zum Heilen und Lindern“ befasst sich Karin Buchart mit einfachen Hausmitteln. „Einfachheit ist ein wichtiges Thema heutzutage,“ so Karin Buchart im Interview. „Unsere Welt ist so stressig und kompliziert geworden, sodass das Einfache wieder relevant für uns ist.“ Darum hat sich Karin Buchart in ihrem neuesten Buch das Ziel gesetzt, möglichst einfache Hausmittel mit rasch verfügbaren Zutaten anzubieten. Wie beispielsweise ein wohltuendes Thymianbad zur Entspannung der Bronchien bei Erkältungsbeschwerden oder eine Auflage mit Salbeiblättern bei trockener und entzündeter Haut.
Heilsames Essen aus dem Wald
Gutes Essen gehört für Karin Buchart zum Wohlbefinden dazu, der Wald spielt dabei eine besondere Rolle für sie: „Im Wald finden wir alles, was wir für ein ausgewogenes Geschmacksempfinden brauchen – die Komponenten sauer, bitter, salzig und süß, “ erklärt Karin Buchart. Die Geschmacksnote „sauer“ liefern uns die Fichtenwipfel und Tannenwipfel, die jungen Triebe der Nadelbäume im Frühling. Zudem sind sie harzig, ein besonder Geschmack mit dem gewissen AHA-Effekt. Harz wirkt entzündungshemmend. Dies alles essen wir mit, wenn wir einen jungen Wipfel essen. Kostet man den Sauerklee, der im Wald hellgrün wächst, so spürt man richtig, wie der Speichel aktiviert wird. Grund dafür ist der besonders aktivierende säuerliche Reiz des Klees. Den Geschmack „bitter“ finden wir zur Genüge im Wald. „Die Engelwurz ist eine bittere Wurzel, die den Stoffwechsel aktiviert und uns im Kopf ein bisschen freier werden lässt,“ beschreibt Karin Buchart die Wirkung von Bitterstoffen. Fichtenwipfel und Engelwurz werden für das traditionelle TEH-Waldsalz verwendet, das man im TEH-Shop in Unken kaufen kann.
Das Harz der Fichten wird außerdem für die heilkräftige Pechsalbe verwendet. Das so genannte Baumpech wirkt stark desinfizierend und wundverschließend. Dieses wird mit einer Salbengrundlage (z.B. Olivenöl) vermischt und wirkt als pflanzliches Antibiotikum, das Keime in der Wunde zurück drängt und die Wundheilung begünstigt. Nicht nur bei Erwachsenen ist die Pechsalbe aus Fichtenharz beliebt, besonders Kinder mögen den Duft nach Wald aus dem Salbentiegel.
Der Geschmack „salzig“ ist in Pflanzen enthalten, die viele Mineralstoffe enthalten. Wie beispielsweise die Brennnessel oder die Blätter der Birke, die sehr kaliumreich sind. Frische Brennnessel können als Tee genossen werden – gemeinsam mit frischen Erdbeeren schmeckt der Drink aus Kräutern und Beeren besonders gut.
Süß und lieblich finden wir in wilden Rosen am Waldrand. Nicht nur die Bienen kosten vom süßen Nektar der Blüten, auch wir können uns vom Duft der wilden Rose angenehm betören lassen. Rosenblüten werden im SalzburgerLand in viele Speisen integriert, vor allem in Süßspeisen. Eine süße Paste aus Rosenblüten lässt sich einfach selber herstellen: Man mixt frische Rosenblüten mit Zucker (1 Teil Rose und 1 Teil Zucker), gibt etwas Honig hinzu und fertig ist das Topping für ein köstliches Dessert.
Welchen Tipp hat Karin Buchart für uns, wenn wir in den Wald gehen?
„Erwarten Sie nichts, suchen Sie nichts, spüren Sie in den Wald hinein und lassen Sie die Eindrücke auf sich zukommen! Gehen Sie wie ein kleines Kind in den Wald. Kinder gehen ohne einen bestimmten Zweck, ohne Ziel. Sie rennen herum und sind offen wir das was sie erwartet,“ rät Karin Buchart.
Fotos:
© TEH-Verein Unken (Produktbilder)
© Karin Buchart (mit Malvenblüten)
© Kukuvec (Titelbild)