Ein Blick über die Dächer der Salzburger Altstadt genügt, um die Stellung der Kirche in dieser Region zu erfassen. Die Erzbischöfe lenkten und leiteten nicht nur die Geschicke der Politik und der Kirche, sondern zeichneten sich „ganz nebenbei“ auch noch als Förderer der Musik aus. Mozart ist natürlich das berühmteste Beispiel dafür. Aber auch andere namhafte Komponisten wirkten und werkten in dieser Stadt der Musik.
Bis heute genießt die Kirchenmusik in Salzburg einen hohen Stellenwert und wird im Rahmen der Messen und zahlloser Konzerte erlebbar.
Kirchenmusikalische Konzerte zu den Feiertagen
Gerade rund um den höchsten Feiertag der katholischen Kirche ist einiges geboten. Zu den Festmessen an Ostern und am Palmsonntag gestalten die Chöre und Orchester die Messen in Dom, Franziskanerkirche, Stiftskirche St. Peter und vielen anderen umliegenden Gemeinden mit. Aber gerade auch außerhalb der Gottesdienste kommt man in den besonderen Genuss dieser großartigen Werke. Schließlich hielten es nicht alle Komponisten streng mit der Religion, sondern sahen die Anstellung als Kompromiss zwischen freiem künstlerischem Schaffen und lateinischem Messtext.
Die Erzbischöfe und „ihre“ Komponisten
Mozarts Verhältnis zu Salzburg war zeit seines Lebens schwierig. Dafür verantwortlich war vor allem die Macht des Erzbischofs als restriktiver Arbeitgeber. Mit Mozart als berühmtesten Sohn ist es aber in Salzburg noch lange nicht getan. Auch andere namhafte Komponisten lebten und wirkten im Schatten der Festung und wurden von den Erzbischöfen und der Kirche gefördert.
Johann Michael Haydn
Der wohl bekannteste unter den unbekannten Komponisten dürfte Johann Michael Haydn sein, der im Schatten seines Bruders Joseph Haydn stand und mit Mozart befreundet war. 1763 wurde er von Erzbischof Schrattenbach als Hofkomponist nach Salzburg berufen. In den folgenden Jahrzehnten entstand der Großteil seiner katholischen Messen, Oratorien, Chorwerke und Symphonien. Viele seiner Werke gerieten nach dem Tod in Vergessenheit und schlummern seitdem in den Archiven der Diözese. Seit einigen Jahren werden sie allerdings häppchenweise aufbereitet und neu herausgegeben. So kommt man von Zeit zu Zeit in den Genuss eines Werkes, das seit mehr als 200 Jahren nicht mehr gehört wurde. Im Seitenschiff der Stiftskirche St. Peter ist sein Grabmal zu besichtigen.
Anton Diabelli
20 Minuten vor der Stadt liegt mit Mattsee im herrlichen Salzburger Seenland der Geburtsort Diabellis. Als Schüler des oben erwähnten Johann Michael Haydn kam er nach Salzburg und wird besonders aufgrund seiner schönen und einfachen Melodien geschätzt. Gleiches gilt auch für seine Kirchenmusik, die in letzter Zeit verstärkt wieder zum Einsatz kommt. Besonders in Gemeinden, denen die Ressourcen für eine aufwendig orchestrierte Messgestaltung und ein Profichor fehlt, wird Diabelli geschätzt.
Heinrich Ignaz Franz Biber
Ganz im Gegensatz dazu steht Heinrich Biber, der als virtuoser Geiger schon so manchen Orchestermusiker mit schwierigen Passagen in der siebten Lage zur Verzweiflung brachte. 1670 wurde er (wie könnte es anders sein) vom Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg nach Salzburg geholt und schrieb dort Messen, Requien, Instrumentalwerke, Chorwerke und sein berühmtestes Werk: Die Missa Salisburgensis entstand zur 1.100 Jahrfeier des Erzstifts Salzburg und war explizit für den Salzburger Dom angelegt und mit mehreren separaten Chören und Orchestern sowie Orgelbegleitung für 53 (!) Stimmen geschrieben. (Zum Vergleich: Eine „normale“ Messe kommt in der Regel mit 10 bis 15 Stimmen aus.) Das nächste Mal wird sie im Rahmen der Salzburger Festspiele am 27. Juni 2016 aufgeführt – unbedingt einmal live anhören.
Hier die feierliche Eröffnung seiner Messe (leider nicht in Salzburg aufgenommen):
https://www.youtube.com/watch?v=adRaZqogkQU
Die Kirchenmusik in Salzburg heute
Die Zeiten der Hofkomponisten, die pro Jahr mehrere Werke für die sofortige Aufführung schrieben, sind inzwischen vorbei. Der große Fundus der letzten Jahrhunderte wird aber weiterhin aufgeführt. Im Detail findet man die Termine auf den Webseiten der einzelnen Kirchen, auch wenn die Pläne nicht immer aktuell gehalten sind. Im Zweifelsfall finden sich an den Kirchentüren aktuellere Aushänge.
Oratorien und Konzerte in Salzburg
Die Leidensgeschichte Jesu und seine Auferstehung wurden von niemandem so ausführlich und prunkvoll erzählt, wie von Johann Sebastian Bach. Seine beiden erhaltenen Passionen nach Matthäus und Johannes werden in der Karwoche regelmäßig aufgeführt. Die einen genießen Kirchenmusik zur Versenkung und Andacht im Rahmen eines Gottesdienstes, den anderen geht es um die großen Leistungen vergangener Meister. Ganz egal, wie der Zugang zur Kirchenmusik ist: Es lohnt sich, nicht nur die weltliche Seite der Festspielstadt zu erkunden.
Hier finden Sie Informationen rund um die Kirchen in Salzburg Stadt & Umgebung:
http://www.salzburg.info/de/sehenswertes/kirchen_friedhoefe