Den größten Teil des Stroms produzieren die Rauriser Hochalmbahnen selber. Laufend setzen sie Projekte zum Energiesparen und zum Schutz der Umwelt um. Bleibt noch der CO2-Ausstoß. Denn ganz ohne funktioniert das Skivergnügen nicht. Dafür wird dieser 10.000 km südwestlich, in Brasilien, verhindert. Das ist klimaneutraler Skiurlaub. Die Rauriser Hochalmbahnen sind Österreichs erstes klimaneutrales Skigebiet und zeigen vor, wie es gehen kann.
Der Umwelt zuliebe: Einmal klimaneutralen Pistenspaß bitte!
A gführiger Schnee, blitzblauer Himmel und rosige Bäckchen in der kühlen Winterluft. An der Bergstation der Gipfelbahn grüßen Ritterkopf und Schareck mit ihren dicken weißen Wintermützen aus der Ferne. Das Skifahrerglück ist perfekt. Und ganz ehrlich: Wer denkt gerade in dem Moment, wenn die Bretter flott über die Piste rattern, an die Treibhausgase, die beim Betrieb der Bahnen unweigerlich entstehen? Wird man jedoch auf diese Umstände gestoßen, dann mag man es schon lobenswert finden, wie die Rauriser Hochalmbahnen darauf reagiert haben: Mit Klimazertifikaten kompensieren sie den CO2-Ausstoß. Und während man beim Carven zwischen Gipfelbahn und Heimalm riesige Schwünge in den Schnee zaubert, bleibt die ökologische Skispur ganz klein.
Ein Flusskraftwerk für Brasilien
Indem ein Betrieb Klimazertifikate erwirbt, kann er damit den Ausstoß einer bestimmten Menge an Treibhausgasemissionen anderswo verhindern. Aber nützt es der Umwelt tatsächlich, wenn gefühlt am anderen Ende der Welt dafür kein CO2 ensteht? Ganz klar ja, denn die Treibhausgasemissionen sind kein regionales, sondern ein globales Thema. An jedem Fleckchen der Erde, wo sie eingespart werden, kommt das dem Klima und der Natur zugute. Die Rauriser Hochalmbahnen finanzieren mit den erworbenen Klimazertifikaten ein lokales Flusskraftwerk in Brasilien. Ansonsten wäre dort vielleicht ein Kohlekraftwerk entstanden, das weiteren schädlichen Rauch in die Atmosphäre pusten würde.
Die Klimazertifikate als Teil des Ganzen
Eine sehr gute Sache, werden die meisten finden. Doch wie so oft gibt es auch hier Kritiker, die die Kompensationszahlungen gar mit dem Ablasshandel im Mittelalter vergleichen. Frei nach dem Motto: Ein paar Klimazertifikate kaufen und zack, schon ist man befreit von allen (Energie-)Sünden!
Siegfried Rasser, Vorstandsvorsitzender der Rauriser Hochalmbahnen, kann sich durchaus vorstellen, dass einige Industriebetriebe sich mit ihren Gewinnen ein reines Gewissen kaufen möchten. Für ihn funktioniert das so aber nicht, denn die Kompensation kann immer nur Teil des Ganzen sein. An vorderer Stelle stehen innerbetriebliche Verbesserungen, um unnötigen Energieverbrauch zu reduzieren. Die Klimazertifikate sind dann sozusagen eines der letzten Glieder auf einer langen Kette zur Klimaneutralität. Was davor und rundherum alles geschieht, ist mindestens genauso erwähnenswert.
Viele kleine Schritte zur Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit wird in diesen Tagen von einem Betrieb fast schon erwartet. Mehr als der Druck von außen wiegt allerdings die persönliche Einstellung zu dem Thema. So wie bei Siegfried Rasser: „Nachhaltigkeit und auf die Umwelt achten waren mir persönlich immer schon ein Anliegen. Schon 1994 dämmte ich mein Holzhaus mit Schafwolle und Holzfaserplatten und betreibe privat eine größere Photovoltaik-Anlage. Also lag es nahe, auch in dem Unternehmen, dem ich vorstehe, auf Nachhaltigkeit zu achten.“ Der erste Schritt: ein eigenes Wasserkraftwerk. Während Wanderer sich im Sommer vom Plätschern des Hundsdorfsbachs und Einödbachs betören lassen, erfüllen die beiden Gebirgsbäche im Tal eine wichtige Aufgabe. An der Kreuzboden Talstation treibt das Wasser die Turbine und den Generator an und schickt grünen Strom in die Leitungen. Insgesamt erzeugt das Kraftwerk jährlich rund 1,3 Megawatt Strom. Damit werden bereits drei Viertel des Stromverbrauchs abgedeckt.
Aber es zählen nicht nur die großen Dimensionen. Kleine Schritte wie Heizkörpertausch, Umstellung von Halogen auf LED bei der Rodelbahn und neuere Pistengeräte mit Ad-Blue-Motoren tragen zum Senken des Energieverbrauchs bei. Eine exakte Messung der Schneehöhe verhindert unnütze Schneeproduktion. Im Sommer erfolgen Pistenkorrekturen, damit im Winter die Schneedecke möglichst dünn bleiben kann. Geachtet wird aber nicht nur auf den Bahn- und Pistenbetrieb an sich. Es wurden auch Anreize für eine umweltfreundliche Anreise zum Skilift geschaffen: Der von den Hochalmbahnen gemeinsam mit dem Tourismusverband finanzierte Skibus bringt Einheimische und Gäste aus Rauris und umliegenden Ortschaften direkt zum Lifteinstieg, Mitarbeiter kommen mit dem Werkverkehr.
Ökologisch parken auf Holz
Wer mit Auto anreist, parkt diesen Winter vielleicht schon auf einem ökologischen Parkplatz: Zur Erweiterung der Parkplätze werden auf den Grünflächen Bodenroste aus heimischem Lärchenholz befestigt. Abgeschaut haben sich die Rauriser Hochalmbahnen dieses System in Adelboden, eine ortsansässige Zimmerei sicherte sich danach gleich die Rechte für Österreich. Vorteile bieten die hölzernen Parkplätze gleich mehrere: Pro Parkplatz werden der Atmosphäre 355 kg an CO2 entzogen und weitere 150 kg verhindern, die bei der Herstellung eines befestigten Parkplatzes entstehen würden. Auch kann der Landwirt die Fläche den Sommer über wieder ohne Einschränkung nutzen.
Es tut sich viel für einen umweltfreundlichen Skigenuss. Ganz verhindern lassen sich die CO2-Emissionen freilich nicht. Darauf sitzenbleiben war für die Hochalmbahnen allerdings keine Option. Die Fokus Zukunft GmbH & Co KG hat die verursachten Treibhausgasemissionen ermittelt und mit ca. 400 Tonnen CO2 festgeschrieben. Mit dem Kauf von 400 Klimazertifikaten wurden diese für 2019 ausgeglichen. Und so lassen die Rauriser Hochalmbahnen als erstes klimaneutrales Skigebiet Österreichs auf viele Nachahmer hoffen.
Wie sehr sich die Rauriser Hochalmbahnen für Nachhaltigkeit einsetzen, bleibt bei all dem Pistenspaß oft unbemerkt. Mit einer freiwilligen Aufforstungs-Initiative laden sie Wintersportlerinnen und Wintersportler deshalb auch zum aktiven Mitwirken ein.
Rauris forstet auf
Bäume erfüllen einen wichtigen Umwelt- und Naturschutz. Sie entziehen der Atmosphäre CO2 und geben nach einer chemischen Reaktion mit Wasserstoffmolekülen wieder Sauerstoff frei. Wälder bieten seltenen und gefährdeten Tierarten Schutz und übernehmen eine wichtige Funktion gegenüber Lawinen und Steinschlägen.
Es gibt genug gute Gründe, einen Baum zu pflanzen – und in Rauris wird das ganz einfach möglich. Einen Spaten braucht es dafür nicht, sondern einzig Freude am Skifahren. Denn wer zweimal eine Tageskarte kauft, darf bereits zum Baumpaten werden. Einfach „Echt-Sauber“-Stempelpass an der Hochalmbahn Talstation entnehmen, diesen zweimal abstempeln lassen und in die Baum-Box einwerfen. Für jeden Pass pflanzt die Waldgemeinschaft einen neuen Baum im Raurisertal.