Die Salzburger Spitze zählt seit kurzem zum Kulturerbe Österreichs. Im Heimatmuseum St. Gilgen, auf Altären und auf Dirndlblusen ist sie zu sehen. Monika Thonhauser aus Salzburg ist die Expertin für geklöppelte Spitze in Österreich.
Salzburger Spitzen verzieren heute vor allem Tischwäsche, Unterröcke, Dirndlblusen und Altartücher. Die Klöpplerinnenen verdrehen und verkreuzen in stundenlanger Arbeit Garne zu springenden Hirschen, Tannenbäumen, Blumen und Ranken. Grundlage für die Fertigung einer jeden „Echten Spitze“ bildet die Mustervorlage – der „Klöppelbrief“. Die Salzburgerin Monika Thonhauser beschäftigt sich seit 35 Jahren mit dieser alten Handwerkskunst. Wenn es von alten Spitzen keine Vorlage mehr gibt, rekonstruiert Thonhauser mit der Lupe das Muster und zeichnet es punktgenau auf Millimeterpapier. Danach klöppelt sie die Spitze und verwirft sie solange bis das richtige Garn gefunden ist und das neue Motiv dem Original gleicht. Die kräftigen, fast derben Salzburger Zwirnspitzen verzierten in früheren Zeiten die Hausrats, Tisch – und Bettwäsche sowie die Kleidung des Bürgers. Das „Nähtchen“, ein durchgehender Faden, war die Abgrenzung zwischen Grundmuster und der eigentlichen Zacke. Es ist eines der Hauptmerkmale der Salzburger oder Henndorfer Spitze. „Durch das „Nähtchen“ konnte ein Muster öfter variert werden“, erklärt Thonhauser.
Bedeutender Wirtschaftszweig
Vor allem von 1600 bis 1800 war Klöppeln im Salzburger Flachgau neben der Weberei, der größte Wirtschaftszweig. Unzählige Frauen, Mädchen und Kinder arbeiteten in der so genannten Spitzenhaus-Industrie. Vor allem in der Renaissance produzierten Städte wie Genua, Venedig und Mailand sowie Antwerpen und Brügge (Belgien) große Mengen. Hunderte belgische Waisenkinder haben zum Beispiel für Kaiserin Maria Theresia ein voluminöses Spitzenkleid geklöppelt.
Der Lohn für eine Elle geklöppelter Spitze betrug durchschnittlich sechs Kreuzer, das entsprach dem Preis eines Brotlaibs. Dazu kam noch, dass Faden und Zwirn aus den heimischen Webereien sehr teuer waren. So hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Klöppelei in Salzburg schon ihr Ende erreicht, einzig in Henndorf konnten sich noch bis etwa 1860 um die 30 Klöpplerinnen halten. Da Henndorf der letzte Ort war, an welchem noch erwerbsmäßig geklöppelt wurde, bezeichnet man heute die Salzburger Spitze auch kurzerhand als „Henndorfer Spitze“.
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