Eine traditionelle Krampusmaske wird aus einem Stück Holz geboren. Ich habe Bernhard Reiter in seiner Werkstatt in Faistenau besucht und auf dem kreativen Weg des Krampusmasken-Schnitzens begleitet.
Wenn der Krampus kommt im SalzburgerLand
In vielen Gemeinden des SalzburgerLandes spielt sich rund um den Nikolaustag ein faszinierendes Schauspiel ab: Mit kunstvoll geschnitzten Holzmasken, wilden Fellkostümen und markantem Glockengeläut begleiten die Krampusse als grimmige Gestalten den Nikolaus bei seinen Hausbesuchen und sind natürlich auch bei vielen Krampusläufen zu bewundern.
Während der Nikolaus Gaben und kleine Geschenke bringt, sorgen die Krampusse mit ihrer Rute vor allem bei jenen Kindern für Aufregung, die im vergangenen Jahr nicht immer „brav“ waren. Damit die Krampusse auch wirklich Angst und Schrecken verbreiten, braucht es vor allem gruselige „Krampei-Loafn“ – so werden die Krampusmasken im SalzburgerLand genannt.
Krampusmasken-Handwerk aus der Fuschlseeregion
Feste Traditionen sind ein unverzichtbarer Bestandteil einer lebendigen Kultur, die die Menschen durch das Jahr begleitet. Damit dieses kulturelle Erbe auch weiterhin glänzt, braucht es engagierte Menschen, die sich mit Leidenschaft der Brauchtumspflege widmen. Einer dieser Hüter ist der Krampusmaskenschnitzer Bernhard Reiter aus Faistenau, dem ich in seiner Werkstatt über die Schulter schauen durfte.
Bernhard Reiters Weg zum Krampusmasken-Schnitzer
Tagsüber arbeitet Bernhard Reiter aus Faistenau als Techniker, abends findet man den jungen Familienvater in seiner Werkstatt, wo er mit Hingabe schnitzt. Die Freude am Schnitzen begleitet ihn schon lange. Früher war der in Kuchl geborene Handwerker sogar als aktiver Krampus am Göll-Pass unterwegs. So entstand schnell der Wunsch, sich selbst als Krampusmaskenschnitzer zu versuchen. Im Jahr 2013 hat er schließlich seine erste Krampusmaske aus Holz fertiggestellt, die er mir stolz präsentiert. Mittlerweile hat er seine Fähigkeiten ausgebaut und entwickelt sich ständig weiter.
Wie aus dem Rohling eine authentische Krampusmaske geschnitzt wird
Ein gutes Stück Holz ist die Basis für eine jede Krampusmaske. Bernhard schwört auf weiche Holzarten wie Zirbe oder Weymouthskiefer, wobei er die aromatische Zirbe eindeutig bevorzugt, denn der Geruch der Zirbe ist einfach einzigartig.
Mit der Kettensäge schneidet er zunächst das grobe Profil der Krampusmaske aus dem Holz. Schritt für Schritt trägt er so viel Holz ab, dass bereits am Rohling die grobe Form der Krampusmaske zu erkennen ist. Im nächsten Schritt werden die Gesichtszüge mit Bleistift vorgezeichnet. So entstehen die ersten Charakterzüge und die Konturen nehmen Form an: Mund-, Wangen- und Augenpartie sowie Nase und Ohren lassen bereits die grobe Form erahnen. Dann beginnt der eigentliche Prozess: Mit Schnitzmesser und Holzschlegel bearbeitet er den eingespannten Rohling so lange, bis die Krampusmaske seinem prüfenden Blick standhält.
Schritt für Schritt zur Krampusmaske
Mit kritischem Auge prüft Bernhard immer wieder das Holzstück, aus dem die einzigartige Holzmaske entstehen soll. Wichtig ist, dass keine ungewollten Risse im Holz entstehen. Obwohl Zirbenholz als „weich“ gilt, ist das Schnitzen einer Krampusmaske eine anspruchsvolle Tätigkeit, die sowohl Kraft als auch viel Fingerspitzengefühl erfordert. Zudem beansprucht die Herstellung einer Krampusmaske viele Arbeitsstunden. Die genaue Anzahl ist schwer zu bestimmen, weil jede Maske ein Unikat ist.
Wenn die Krampusmaske zum Leben erwacht
Nun erwacht die Krampusmaske langsam zum Leben. Nach und nach werden feine Details wie Falten, Mimik und Bart in feiner Schnitzarbeit herausgearbeitet. Dann werden die Augen eingesetzt, die Hörner montiert und die Holzmaske bemalt. „Ich mag nicht zu viel Blut auf den Masken, auch wenn die Krampusse wie Zombies aussehen, das hat mit Tradition nicht mehr viel zu tun“, äußert sich Bernhard Reiter über manche Trends, die er beobachtet.
Die Krampusmasken von Bernhard und die Lidauberg-Teifin
Abnehmer für seine Krampusmasken findet der Krampusmaskenschnitzer Bernhard Reiter etwa bei den Lidauberg-Teifin aus der Fuschlseeregion. Bei meinem Besuch sind drei Burschen der Krampusgruppe zu Gast und präsentieren sich in voller Krampusmontur. So kommen die fertigen, handgeschnitzten Krampusmasken perfekt zur Geltung!
Krampusläufe und Advent-Brauchtum in der Fuschlseeregion
Neben den schaurig-schönen Krampusläufen kann man den Advent in der Fuschlseeregion auch in beschaulicher Atmosphäre erleben. Fernab von Hektik und Trubel kann man beispielsweise beim Advent der Dörfer in traditioneller Christkindlmarkt-Romantik eine besinnliche Vorweihnachtszeit genießen, an zauberhaften Laternenwanderungen teilnehmen oder auf den Spuren von Stille Nacht! Heilige Nacht!“ auf dem Joseph-Mohr-Gedenkweg durch das kleine Bergdorf Hintersee wandeln.